
Nachdenklich: die Verteidiger Wolfgang Zeitler (l.) und Siegmund Benecken neben dem Angeklagten im Essener Landgericht. © Jörn Hartwich
Mütter zum Missbrauch gedrängt: Ex-Tennislehrer wieder vor Gericht
Es gibt einen Deal
Ein ehemaliger Dorstener Tennislehrer muss sich erneut vor Gericht verantworten. Diesmal droht richtig lange Haft.
Jetzt wird es für einen ehemaligen Dorstener Tennislehrer noch mal richtig ernst. Seit Donnerstag (29.9.) muss sich der 43-Jährige erneut vor Gericht verantworten. Und wieder geht es um Kindesmissbrauch, Vergewaltigung, Beschaffung von Kinderpornografie und mehr.
Einen Aktendeckel vor dem Gesicht, den Kopf tief nach unten gebeugt: So ließ sich der Angeklagte von den Wachtmeistern in den Gerichtssaal des Essener Landgerichts führen.
„Vorwürfe treffen alle zu“
Dreieinhalb Jahre ist es inzwischen her, dass der Ex-Profisportler das letzte Mal verurteilt worden ist. Vier Jahre und neun Monate Haft waren damals verhängt worden. Weil der Angeklagte zahlreiche Mütter dazu gebracht hatte, ihre Kinder zu Sextreffen mitzubringen und sie zu missbrauchen. Viele davon fanden im Vereinsheim eines Wulfener Tennisclubs statt, bei dem der Angeklagte damals unter Vertrag stand.
Nach der Verurteilung hat die Staatsanwaltschaft weitere 51 Fälle ermittelt. Darum geht es nun im neuen Prozess. Leugnen will der 43-Jährige auch diesmal nicht. „Die Vorwürfe treffen alle zu“, sagte Verteidiger Siegmund Benecken zum Prozessauftakt am Essener Landgericht. „Der Angeklagte möchte allen Frauen einen Zeugenauftritt ersparen.“
Deal ausgehandelt
Was ihn vor Gericht erwartet, steht nach dem Geständnis bereits fest. Es gibt einen Deal. Und der lautet so: Unter Einbeziehung der ersten Verurteilung werden achteinhalb bis neuneinhalb Jahre Haft verhängt.
Die Vorwürfe haben es auch diesmal wieder in sich. Der 46-Jährige hatte in seiner Zeit als Tennislehrer über Dating-Plattformen Kontakt zu zahlreichen Müttern aufgenommen. Um den Überblick zu behalten, hatte er die Handynummern zum Beispiel so abgespeichert: „YWuppertalMamaHure“.
Sein Interesse galt laut Staatsanwaltschaft vor allem den minderjährigen Kindern seiner Affären. Das Unfassbare dabei: Dem Angeklagten ist es offenbar immer wieder gelungen, die Mütter dazu zu bringen, pornografische Bilder ihrer eigenen Kinder zu machen und sie zum Teil sogar selbst zu missbrauchen.
„Du gehörst jetzt mir“
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 43-Jährige zum Teil genaueste Regieanweisungen gegeben hat. Gegen viele der Frauen laufen eigene Strafverfahren.
Diesmal geht es allerdings auch um Vergewaltigung. Als eine Frau einmal keinen Geschlechtsverkehr wollte, soll er sie ins Gesicht geschlagen haben: „Ich bin nicht zum Fernsehgucken hier“, soll er dabei gesagt haben.
Eine andere Frau wurde angeblich gewürgt und dann vergewaltigt. „Du bist jetzt meins“, so seine angeblichen Worte.
Von seiner Ehefrau ist der Ex-Tennislehrer inzwischen geschieden. Die Haft verbringt er in einer sogenannten sozialttherapeutischen Anstalt in Aachen. Dort macht er eine Therapie.