Ladendieb

Ein ganz besonderer Ladendieb stand in Dorsten vor Gericht (Symbolbild) © picture alliance/dpa

Bier und kalte Pizzen: Dieb in Dorsten verzehrt Beute direkt in Läden

rnGerichtsprozess

In Dorstener Supermärkten hat er seine Beute direkt vor Ort verzehrt, außerdem wurden ihm Ebay-Betrügereien vorgeworfen. Ein 29-jähriger Mann wurde vom Schöffengericht verurteilt.

Dorsten

, 09.07.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ob bei Kaufland und bei Toom in der Dorstener Innenstadt, ob bei Aldi oder Edeka in Hervest - immer wieder das gleiche Spiel: Der Ladenlieb verzehrte seine Beute noch in den Supermärkten, ohne sie später an der Kasse zu bezahlen: Cola, Jägermeister, Bier, den Inhalt von Sushi-Boxen, sogar die eine oder andere kalte Pizza verschlang er direkt am Tatort.

„Ich hatte eben Lust dazu“, erklärte der Täter, ein 29-Jähriger Mann aus Dorsten, der sich für diese und einiger weiterer Vorwürfe im Amtsgericht verantworten mussten. Eine Verhandlung, in der Schöffenrichter, Staatsanwältin und Pflichtverteidiger sich immer wieder mal ratlos anschauten - denn der Angeklagte war augenscheinlich nicht mehr so ganz im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, konnte der Verhandlung nur schwer folgen, machte wirre Aussagen.

„Bräuchte eine Betreuer“

„Drogen, Alkohol, Psychosen“ würden dem Angeklagten immer wieder zusetzen, erklärte dessen Vater im Gerichtssaal. „Eigentlich bräuchte er einen Betreuer, aber er lässt niemanden an sich heran.“ Besonders schlimm sei es im Tatzeitraum gewesen, von April bis Oktober des vergangenen Jahres.

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Damals soll der 29-Jährige zudem bei Ebay-Kleinanzeigen von Computern über Nähmaschinen bis hin zu Rasenmäher-Robotern mehrfach technische Geräte angeboten und damit interessierte Käufer um mehr als 10.000 Euro betrogen haben. Die Interessenten überwiesen nämlich die vereinbarte Kaufsumme auf das Konto des Dorsteners, die Ware bekamen sie aber nicht.

Bekannter hatte Kontokarte

„Mit Ebay habe ich aber nichts zu tun“, beteuerte der Angeklagte. „Aber ein Bekannter hat sich damals meine Kontokarte für finanzielle Transaktionen ausgeliehen und mir danach 900 Euro geschenkt.“ Eine Schutzbehauptung? Wie sich im Laufe des weiteren Prozesses herausstellen sollte: womöglich doch die Wahrheit.

Denn als sein Pflichtverteidiger den Namen des Bekannten hörte, war er elektrisiert: Zufälligerweise ist der ebenfalls sein Mandant, er vertritt ihn wegen zahlreicher Ebay-Betrügereien vor dem Essener Landgericht. „Aber kürzlich ist er nach Australien abgetaucht.“

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Der 29-jährige Dorstener wurde wohl tatsächlich von diesem vermeintlichen Freund ausgenutzt. Zwei Betrugsopfer hatten nämlich noch die Sprachnachrichten mit dem vermeintlichen Verkäufer auf ihrem Handy und spielten die Unterhaltung im Gerichtssaal ab. Es war in beiden Fällen nicht die Stimme des Angeklagten zu hören. Hingegen erkannte sein Verteidiger sogar einmal eindeutig die Stimme des in Australien untergetauchten Mannes.

Ein Jahr auf Bewährung

Die Vorwürfe wegen der Ebay-Betrügereien wurden eingestellt, weil sie dem Dorstener nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnten. Für die weiteren Diebstähle (unter anderem eine Handtasche und ein E-Bike) bekam der Dorstener ein Jahr auf Bewährung. Den Inhalt des Urteils verstand er erst, nachdem es ihm mehrfach erklärt worden war.