Die „Schaufensterkrankheit“ kann viele Ursachen haben

Abendsprechstunde

Es fängt an mit Schmerzen in den Beinen, sobald man nur wenige Meter gelaufen ist, später bilden sich Druckstellen, schlecht heilende Wunden, Nekrosen und Entzündungen.

Dorsten

, 20.12.2018, 10:57 Uhr / Lesedauer: 2 min
Antony Burbank und Andreas Michalak (v.l.) gaben Auskunft.

Antony Burbank und Andreas Michalak (v.l.) gaben Auskunft. © Ina Fischer

Ist die PAVK, auch Schaufensterkrankheit genannt, so weit fortgeschritten, ist das schon alarmierend, wie die beiden Leiter der Sektion Gefäßchirurgie am St.-Elisabeth-Krankenhaus, Antony Burbank und Andreas Michalak, bei der Abendsprechstunde betonten.

Der PAVK, einer Durchblutungsstörung in den Beinen, die durch verengte oder gar verschlossene Arterien entsteht, gehen laut Burbank klar erkennbare Risikofaktoren voraus, allen voran das Rauchen. „Das Nikotin ist ein Zellgift, das zu Verletzungen der Gefäßinnenhaut führt und so für Ablagerungen sorgt“, erklärt Burbank. So verenge sich die Blutbahn. Es fließe aber nicht nur weniger Blut hindurch, auch der Sauerstoffgehalt darin werde durch gefährliches Kohlenmonoxid verdrängt.

Blutdruck und Cholesterin

Nächster Knackpunkt seien Blutdruckerkrankungen: Während Bluthochdruck die Gefäßwände verändere und Kalkablagerungen provoziere, herrsche bei niedrigem Blutdruck wiederum nicht „genug Druck auf der Leitung. Das Blut kommt quasi nicht an.“ Ein optimaler Blutdruck läge bei 120 zu 80. Auch den Fettstoffwechsel müsse man im Blick haben. Denn hohe Cholesterinwerte und eine ungute Verteilung der guten und schlechten Cholesterine fördere ebenfalls das PAVK-Risiko. Als Gesamtwert seien Werte „um die 200 akzeptabel“, der Anteil der schlechten Cholesterine (LDL) solle dabei unter 140 liegen. Zumindest bei normal gesunden Menschen. Burbank: „Wer durch Herzinfarkt oder Schlaganfall vorbelastet ist, dessen LDL-Wert sollte unter 100 liegen, bei beiden Erkrankungen sogar unter 70.“

Aber damit nicht genug: Neben dem steigenden Alter droht auch noch eine fünfte Gefahrenquelle: Diabetes mellitus. Die Krux: Wenn sich Zucker in den Nerven ablagert, sorgt eine Nervenschädigung dafür, dass die Betroffenen die PAVK-Schmerzen kaum wahrnehmen und die Krankheit so erst viel zu spät entdeckt werde. Oft sei das Gewebe schon geschädigt, bevor die Diagnose gestellt würde. Eine gute Einstellung des Blutzuckers kann aber Spätfolgen verhindern.

Anamnese, Blutdruck- und Pulsmessung

Für die Diagnose stehen neben der gründlichen Anamnese, Blutdruck- und Pulsmessung mehrere technische Mittel zur Verfügung. Per Farbultraschall etwa werde zunächst die Lage des Problems erörtert. Anschließend sei bei unklarem oder auffälligem Befund ein MRT sinnvoll, solange der Patient keinen Herzschrittmacher oder Defibrillator trage.

Der Vorteil: Das verwendete Kontrastmittel ist kaum Nieren schädigend. Allerdings schrecke die enge Röhre manchen Betroffenen erfahrungsgemäß ab. Alternativ steht eine CT zur Verfügung, sofern keine Schilddrüsenfehlfunktion oder Röntgenkontrastmittel-Allergie bestehe. Zwar sei eine CT routinemäßig schnell gemacht, nachteilig sei aber die Strahlenbelastung. In Frage käme zudem die klassische Katheteruntersuchung mit Röntgenkontrastmittel.

Therapie ohne Messe und ohne Nadel

Ist die Diagnose PAVK gestellt, erfolgt eine Therapie - bei moderaten Problemen - zunächst konservativ, „ohne Messer, ohne Nadel“, wie Andreas Michalak betonte. Dafür stünden neben einem Gehtraining Medikamente in Tablettenform wie ASS 100 (Blutverdünner) und Fettsenker, aber auch Infusionen zur Verfügung. Reicht das nicht, wird entweder minimalinvasiv eine Gefäßerweiterung durch Ballondehnung und Einsetzen einer Gefäßstütze (Stent), die auch medikamentenbeschichtet sein kann, gestemmt. Oder es kommt zur OP, genauer: zur Gefäßausschälung oder Gefäßersatz per Bypass. Sind hier nicht genug körpereigene Venen vorhanden, könne auch Fremdmaterial wie Polyester, PET, Gore-Tex oder eine Nabelschnur-Ader genutzt werden.

Bei einer vorstationären Untersuchung im Fall einer Gefäßerkrankung können die Krankenhausärzte eine Diagnose stellen. Dazu muss der behandelnde niedergelassene Mediziner eine Einweisung ausstellen.