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Velero-Gruppe kauft LEG-Wohnungen und will sanieren - Mieter bleiben skeptisch
Deutsche Wohnimmobilien
Die Velero-Gruppe Berlin hat die 1197 LEG-Wohnungen in Barkenberg aufgekauft. Und sie hat einiges mit ihnen vor. Der Mieterbeirat bleibt aber skeptisch.
In einer Presseerklärung von Montagmorgen outet sich die Velero-Gruppe Berlin als Aufkäuferin von 2700 Wohneinheiten der LEG Immobilien AG in verschiedenen Städten, darunter auch Dorsten. Zu den Aufkäufen zählen allein 1197 Wohnungen in Wulfen-Barkenberg.
Die Velero in Berlin hat ein Ankaufs- und Bewirtschaftungsmandat von „Immobilienfonds“. Nähere Einzelheiten, um welche Fonds es sich handelt, ob es Kapitalgeber für Wohnungskäufe aus dem Osten oder den Cayman-Inseln seien, wollte Geschäftsführer Thomas Lange auf Anfrage der Dorstener Zeitung nicht nennen. Nur soviel: „Velero sucht klassische Kapitalpartner, für die wir Immobilien erwerben, wo noch was zu tun ist“, sagte Lange.
Die LEG hatte im Vorfeld der Vertragsbesiegelung betont, dass „es sich um ein reputables Unternehmen handelt“, das sich für die Wohnungen in Barkenberg interessiere.
In Barkenberg gibt es Entwicklungsmöglichkeiten
In den LEG-Wohnungen in Barkenberg sieht die Velero offenkundig Entwicklungsmöglichkeiten. „Wir haben uns die Häuser und Wohnungen natürlich angeschaut und gesehen, dass Maßnahmen notwendig sind. Treppenhäuser, Heizungen, Fassaden sind uns aufgefallen“, sagte Lange. Der Sanierung und damit der Finanzierung müssten die Kapitalgeber erst einmal zustimmen. Aber: „Zunächst werden wir den nicht unwesentlichen Leerstand beseitigen wollen, indem wir die Wohnungen vermietungsfähig herrichten.“
Wie bereits mehrfach berichtet, stehen in Barkenberg etwa 200 Wohnungen der LEG seit geraumer Zeit leer. Ihr Zustand ist kritisch - wie ein Probelauf der Dorstener Zeitung mit Testmietern im Jahr 2018 offenbart hat.
Perspektivisch wolle die Velero erreichen, dass „in Barkenberg künftig viele Mieter hinzukommen, aber auch, dass die Bestandsmieter dort wohnen bleiben“: „Wenn wir größere Mieterhöhungen vorhätten, würden die Menschen wegziehen – das wollen wir nicht“, bekräftigte Thomas Lange.
Sein noch junges Unternehmen Velero führt Thomas Lange zusammen mit Sascha Giest. Sascha Giest ist gemeinsam mit Thomas Lange aber auch Geschäftsführer der Merlion GL GmbH Berlin. Das geht aus einem Auszug des Online-Portals North Data hervor.
Laut Bundeskartellamt wurde der Merlion GL am 9. Mai 2019 die Freigabe im Fusionskontrollverfahren erteilt. Zur Merlion GL gehören demnach: Euro Habito Private Limited, Singapore; German Residential Investments I, Cayman Islands; Merlion GL GmbH, Berlin; Merlion Wohnen Verwaltungs GmbH, Berlin.
Mieterbeirat sieht Konstrukt kritisch
Dieses Konstrukt erweckt beim Mieterbeirat der jetzt ehemaligen LEG-Wohnungen in Barkenberg Skepsis: „Ob es sich nicht doch um eine Heuschrecke handelt, die hier nur fünf Jahre vor Ort ist und dann weiterzieht?“, fragt sich Mieterbeirätin Rita Zachraj. Sie trommelt für den 12. Juli (Freitag), 17 Uhr, im Katholischen Gemeindezentrum St. Barbara, Surick, Politiker, städtische Vertreter und Mieter zusammen. „Vielleicht kommt ja auch der Geschäftsführer der Velero und spricht mit uns“, so Zachraj. Er werde jetzt auch herzlich eingeladen.
Velero strebt „gemeinsames Miteinander“ an
Thomas Lange indes sagte, dass es der Velero um ein „gemeinsames Miteinander gehe“: „Grundsätzlich können wir verstehen, welche Ängste die Mieter haben. Unser Schwerpunkt ist die Entwicklung von Immobilien. Dorsten wird aber nicht Düsseldorf“, verspricht der Velero-Geschäftsführer. Am Ende des Tages sollten alle ihre Freude haben: „Die Mieter, indem sie ruhig und gut wohnen können in einem Quartier, das weiterentwickelt wird.“
Die Velero-Gruppe
- Die Velero-Gruppe verwaltet in Deutschland einen Wohnungsbestand von mehr als 10.400 Wohnungen. Dazu zählen auch die Aufkäufe weiterer 2700 Wohneinheiten der LEG in verschiedenen Städten, die Mitte Juni notariell in Berlin beurkundet wurden.
- Am Standort Dorsten sei mit der LEG vertraglich besiegelt worden, dass die Käufer in die zwischen der Stadt Dorsten, der Dorstener Wohnungsgesellschaft und der LEG geschlossene Siedlungsvereinbarung zu gleichen Konditionen eintreten. Die Siedlungsvereinbarung sieht vor, dass „die Kooperationspartner Barkenberg im Sinne der städtebaulichen Kernziele der „Neuen Stadt Wulfen“, der Förderziele des Stadtumbaus West sowie der Entwicklungsziele der Stadt Dorsten weiter qualifizieren und die Interessen der Bewohner, der Mieterinnen und Mieter, der Wohnungsunternehmen sowie der kommunalen Wohnungspolitik ausgewogen gestalten. Darüber hinaus soll die Wulfen-Konferenz auch weiterhin dazu beitragen, die stadtteilorientierte soziale Arbeit in Barkenberg bedarfsgerecht zu steuern und den Austausch zwischen Stadtverwaltung und Barkenberger Bürgern zu ermöglichen“.
- Seit ihrer Gründung im August 2015 ist die Velero-Gruppe auf 65 Mitarbeiter angewachsen. Sie hat aktuell in Bochum eine Niederlassung ins Leben gerufen. In Barkenberg will die Velero das LEG-Mieterbüro mit seinen Sprechzeiten aufrechterhalten. Außerdem werde es keine Kunden-Hotline geben, so Geschäftsführer Thomas Lange: „Wir möchten direkte Ansprechpartner sicherstellen, Hausmeisterdienstleistungen werden von uns selbst erbracht und nicht von externen Mitarbeitern.“
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
