Das verbirgt sich hinter der „Warmduscher“-Seite
Weltweit kostenlose Quartiere für Radfahrer
Pawel Lapuc ist ein „Warmduscher“. Zumindest hat der Musiker aus Polen über eine gleichnamige Webseite ein kostenloses Quartier in Dorsten gefunden. Wir erklären, was sich hinter diesem Portal verbirgt.

Mit dem Rad unterwegs und auf der Suche nach einer Unterkunft? Die Internetplattform „Warmshowers“ bietet Hilfe. © dpa
Die vielen Gäste der Außengastronomie auf dem Dorstener Marktplatz kamen am späten Samstagnachmittag in den unerwarteten Genuss eines kurzen Klavierkonzerts. Zu verdanken war es Gabriele und Rainer Schöneweiß. Das Ehepaar aus Holsterhausen beherbergte für eine Nacht den polnischen Pianisten und Komponisten Pawel Lapuc und brachte ihn bei dem schönen Wetter flugs einmal ins Zentrum der Lippestadt.
Lapuc und seine Freundin Karolina Gutkowska sind auf Deutschland- und Belgienreise, unterwegs mit dem Fahrrad und vor allem mit der Internetplattform „Warmshowers“. Die Community für Biker zählt über 100.000 Mitglieder und nahezu 65.000 Gastgeber in 161 Ländern, Familie Schöneweiß ist seit 2010 einer von ihnen.
Jeder Gast hinterlässt Spuren
„Viele interessante Menschen haben wir dadurch kennengelernt“, sagt Gabriele Schöneweiß. 35 Mal hat das Ehepaar ihre „warme Dusche“ und ein Gästezimmer zur Verfügung gestellt, 51 Personen mit ihren unterhaltsamen Lebensgeschichten für 24 Stunden in ihr Leben eingeladen.
Amerikaner auf Weltumradlung, Holländer auf dem Weg nach Sri Lanka, ein Umweltaktivist zu Fuß, Koreaner auf der Erkundung Europas – jeder hat Spuren hinterlassen. „Die Jungs aus Seoul haben toll für uns gekocht, seitdem mögen wir koreanische Küche.“

Rainer und Gabriele Schöneweiß (v.l.) haben schon öfter einem „Warmduscher“ ein kostenloses Quartier geboten. Am letzten Wochenende waren Musiker Pawel Lapuc und seine Freundin Karolina Gutkowska bei ihnen in Dorsten. © Barbara Seppi
Das ist das Ziel von „Warm Showers“, denn es ist ein Austausch ohne ökonomischen Hintergrund. Bezahlt wird Übernachtung und Frühstück nämlich grundsätzlich nicht, darum ist das Angebot auch auf eine Nacht begrenzt. Gegenbesuch ist selbstverständlich angeboten.
Macht man das? „Natürlich“, strahlten Rainer und Gabriele Schöneweiß. „Unser erster Gast war Hanni aus Tasmanien und drei Jahre später waren wir tatsächlich bei ihr.“
Quer durch die deutsche Provinz
Pawel Lapuc hat „bewusst diese Art der Unterkunft ausgewählt, weil ich meine Musik in verschiedenen Umgebungen ausprobieren will, die Persönlichkeit der Gastgeber einbeziehe“.
In Etappen geht es von Berlin nach Brüssel, die Reise mit Fahrrad und Kinderanhänger fürs Keyboard führt quer durch die deutsche Provinz. Wiesenburg statt Potsdam, Vockerode statt Wittenberg. Es verschlägt einen dahin, wo die Webseite verfügbare Gastgeber auswirft. Lapuc spielte in Kunstgalerien, Wohnzimmern oder in Gärten.
Der Dorstener Marktplatz und Familie Schöneweiß inspirierten ihn am Samstag zu träumerischen Klängen in der Abendsonne.