
Die Corona-Inzidenz ist in Dorsten in den letzten Wochen sprunghaft nach oben gegangen. Nirgendwo im Kreis Recklinghausen ist sie derzeit höher. © Grafik Nina Dittgen
Dorsten hat die höchste Inzidenz im Kreis: Sind die Feste schuld?
Coronavirus
Mit einer 7-Tages-Inzidenz von 699 verzeichnet Dorsten die höchste Inzidenz im ganzen Kreis. Viele Dorstener vermuten einen Zusammenhang mit Schützenfesten und Altstadtfest.
Dorsten schießt momentan nicht nur bei zahlreichen Schützenfesten den Vogel ab, sondern auch bei den Corona-Zahlen. Am vergangenen Freitag (16. Juni) lag die 7-Tages-Inzidenz bei 699,2 - die höchste im ganzen Kreis. In den vergangenen Wochen ist die Inzidenz stark gestiegen. Der Verdacht liegt nahe, dass Schützenfeste und das Altstadtfest ihren Teil dazu beigetragen haben.
„In meinem Bekanntenkreis sind fünf Personen einer Familie aus drei Haushalten, davon vier nach dem Schützenfestbesuch in der Feldmark, an Corona erkrankt“, erzählt beispielsweise ein Dorstener. Allesamt hätten diese sich wenige Tage nach einem Schützenfest positiv getestet.
Positiv nach dem Besuch eines Schützenfestes
Ein Ehepaar wurde nach Informationen der Redaktion am Dienstag nach dem Schützenfestbesuch in der Feldmark auch positiv auf Corona getestet. Der Ehemann eines weiteren Ehepaares wurde ebenfalls positiv getestet, seine Ehefrau - die aufgrund von familiären Bindungen parallel an einem Schützenfest im Sauerland bei überwiegendem Freiluftaufenthalt teilgenommen hatte - steckte sich erst nach ihrer Rückkehr im Laufe der Woche bei ihrem Ehemann an.
Auch in anderen Städten wie beispielsweise Bottrop steigen die Corona-Zahlen. Auch dort wird vermutet, dass Stadtfest, Schützenfeste und Kirchhellener Bauernolympiade nicht unschuldig daran sind. Die Stadt Bottrop äußerte sich Medienberichten zufolge besorgt aufgrund dieser Entwicklung - vor allem mit Blick auf weitere anstehende Feste.
Schützenverein im Kreis Soest sagt Fest ab
Ein detaillierter Blick auf die Zahlen in Bottrop zeigt, dass die Neuinfektionen besonders bei den jüngeren bis mittelalten Erwachsenen in die Höhe schießen. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch für den Kreis Recklinghausen. Die höchste 7-Tages-Inzidenz zeigte sich dort am vergangenen Freitag mit 490,7 in der Altersgruppe der 30- bis 39 Jährigen. Im Kreis Soest hat ein Schützenverein aufgrund explodierender Coronazahlen bereits sein Fest abgesagt.

Bei den bislang fünf Schützenfesten in Dorsten - hier beim Vogelschießen in Lembeck - kamen in den letzten Wochen viele Menschen zusammen. © Julian Preuß
Nach einem ruhigen Sommer sieht es folglich nicht aus. Zum Vergleich: Am 1. Juli 2021 verzeichnete Dorsten eine 7-Tages-Inzidenz von 6,7. Am 3. Juni 2022 lag sie bei 357, am 10. Juni bei 448,2 und nun bei 699,2. Den Anstieg - auch im Vergleich zu den Zahlen vor einem Jahr - nur mit Schützen- und Stadtfesten zu erklären, findet Kreissprecherin Svenja Küchmeister jedoch zu kurz gedacht.
„Da spielen viele Faktoren eine Rolle“
„Das kann man nicht nur an den Festen festmachen - da spielen viele Faktoren eine Rolle“, sagt sie auf Anfrage der Redaktion. Man sehe deutlich einen Zusammenhang mit dem Wegfall der meisten Hygiene-Maßnahmen sowie der Kontaktbeschränkungen. „Die Leute dürfen wieder unterwegs sein und wollen es auch“, so Küchmeister.
Hinzu käme der neue Omikron-Subtyp BA.5, der noch einmal deutlich ansteckender zu seien scheine, als andere Varianten zuvor. „Aber niemand ist gezwungen, zu solchen Festen zu gehen. Und wenn, dann kann man beispielsweise auch immer noch Maske tragen“, sagt die Kreissprecherin. Vor allem mit Blick auf die Urlaubszeit sei es vielleicht ratsam, sich nicht jetzt noch mit dem Coronavirus anzustecken.
Ich bin gebürtige Dorstenerin, lebe und arbeite hier. Dorsten und vor allem die Menschen der Stadt liegen mir sehr am Herzen. Wichtig sind mir jedoch auch die Kirchhellener. Seit mehreren Jahren darf ich über den kleinen Ort berichten und fühle mich daher sehr mit dem Dorf verbunden. Menschen und ihre Geschichten, Bildung und Erziehung – das sind Themen, die mir wichtig sind. Und das liegt nicht nur daran, dass ich zweifache Mutter bin.
