Come On Projekt für nichtsesshafte Jugendliche

© Petra Berkenbusch

Come On! Hoffnung für junge Dorstener in schwierigen Lebenslagen

rnRat und Begleitung

Denise (21) lebte auf der Straße. Mittellos, ohne Perspektive. Das Projekt „Come On“ hat ihr auf die Beine geholfen. Pädagogen begleiten junge Dorstener in ein eigenständiges Leben.

Dorsten

, 10.03.2022, 14:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Einmal falsch abgebogen - und schon kann ein junges Leben aus der Bahn geraten. Krach mit den Eltern, falsche Freunde, Schulprobleme, Kontakt mit Alkohol und Drogen: Immer wieder geraten Jugendliche und junge Erwachsene in prekäre Lebenssituationen, in denen soziale Hilfssysteme sie kaum erreichen können. Auch in Dorsten leben junge Menschen am Rande der oder in Obdachlosigkeit.

Sie können Hilfe finden im Projekt „Come On“, das das Jobcenter Dorsten in Zusammenarbeit der Dorstener Arbeit und der rebeq seit August 2021 betreibt. Neben Projektleiterin Birte Becker (Dorstener Arbeit) kümmern sich drei Pädagogen um den Kontakt zu den betroffenen Jugendlichen. Matthias Schwandt ist einer von ihnen, der die Orte kennt, an denen er „seine Leute“ treffen, sie ansprechen, mit Informationen und Einladungen zu Veranstaltungen versorgen kann.

Pädagogen begleiten den KOD zu den Brennpunkten

„Wir sind allein, aber auch mit dem Kommunalen Ordnungsdienst an diversen problematischen Stellen unterwegs“, beschreibt er seine aufsuchende Arbeit. Zum Beispiel im Bürgerpark Maria Lindenhof, wo es immer mal wieder Beschwerden über Jugendgruppen gegeben hat. Dort haben Schwandt und seine Kollegen im September 2021 zum Beispiel Denise getroffen.

Wenn das „Sofa-Hopping“ nicht mehr funktioniert, können auch junge Menschen auf der Straße landen. (Symbolbild)

Wenn das „Sofa-Hopping“ nicht mehr funktioniert, können auch junge Menschen auf der Straße landen. (Symbolbild) © picture alliance/dpa

Die junge Frau war mittel- und wohnungslos in ihre Heimatstadt Dorsten zurückgekehrt, hing mit anderen im Park ab, schlief mal hier und mal da. Birte Becker: „Wir nennen diese Vorstufe von Obdachlosigkeit Sofa-Hopping.“ Wer keine Wohnadresse hat, bekommt meist weder Sozialleistung noch einen Job. Ohne Einkommen wiederum sinken die Chancen auf eine Wohnung. Wenn die Spirale sich einmal dreht, ist die Abwärtsbewegung schwer zu stoppen.

Die beispielhafte Erfolgsgeschichte von Denise

Dass Denise es geschafft hat, verdanke sie „Come On“, erklärt sie: „Ich habe innerhalb von wenigen Monaten vieles erreichen können. Mit der Hilfe von Pädagogen und Pädagoginnen habe ich mir innerhalb von einem halben Jahr einiges neu aufbauen können, wie zum Beispiel das Anmieten einer eigenen Wohnung.“ Sie hat ein Praktikum gemacht und wird im Sommer eine Ausbildung beginnen. „Das Team von Come On hat es geschafft, mich von der Straße zu holen, und mir in vielerlei Hinsichten einen komplett neuen Blick auf das Leben geschenkt, wofür ich sehr dankbar bin.“

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Nicht immer schreiben sich Erfolgsgeschichten so schnell wie die von Denise, aber sie ist das Paradebeispiel für das, was möglich ist, wenn den jungen Menschen geholfen wird, wieder in die Spur zu kommen. „Dranbleiben, durchhalten, Ausdauer zeigen, ist die Parole“, berichtet Sandra Arnold von der Markt- und Integrationsabteilung des Jobcenters. Dabei brauchen junge Leute, deren Leben auf wackligen Beinen stehen, Unterstützung.

Das Team von „Come On“ begleitet jeden Schritt

Wo im Einzelfall auch immer etwas im Argen liegt, das Come-On-Team geht mit: Zur Drogenberatung ebenso wie zum Vermieter, zur Schule wie zum Jobcenter. Birte Becker: „Viele wissen gar nicht, dass sie Anspruch auf Leistungen haben und wie sie den durchsetzen.“ Das Jobcenter ist froh über jeden jungen Menschen, der rechtzeitig um Hilfe bittet. Dafür sei „Come On“ ein geeigneter Türöffner, niederschwellig, ohne Erwartungen an die Teilnehmer.

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Sind die ersten Hürden genommen und hat sich das Leben der Teilnehmer stabilisiert, hat das Jobcenter auch weiterführende Programme im Angebot: „Sprint“ und „Keep on“ sollen die jungen Leistungsbezieher ins weitere Leben begleiten, in dem sie irgendwann möglichst auf eigenen Füßen stehen sollen.

Kontaktstelle für „Come On“ ist der „Hervest Treff“ an der Halterner Straße 66. Die Pädagogen sind auch telefonisch erreichbar: Nicole unter (0163) 7918002, Matthias unter (0152) 22554482, Natascha unter (0178) 7918005.