Buhlen um Azubis Dorstener Paul Tüshaus: „Die Aufmerksamkeitsspanne ist extrem kurz!“

Buhlen um Azubis: „Die Aufmerksamkeitsspanne ist extrem kurz!“
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4.920 Azubis hat das Handwerk im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region 2023 eingestellt. Das sind laut Handwerkskammer Münster 0,7 Prozent weniger neue Lehrverträge als in 2022.

Viele Lehrstellen seien unbesetzt geblieben. Bei der Dorstener Group, zu der neben den Drahtwerken auch die Firma Diegner & Schade gehört, kennt man die Probleme.

„Es gibt weniger Bewerbungen auf Ausbildungsplätze, aber auch auf andere offene Stellen. Teilweise kommt auch mal gar keine Bewerbung“, erzählt Geschäftsführer Paul Tüshaus. Früher hätte man auswählen können, wen man einstelle, heute müsse man froh sein, überhaupt jemanden für den Job zu finden.

Neun Azubis sind aktuell bei der Dorstener Group beschäftigt - unter anderem in den Bereichen Elektronik, Maschinen- und Anlagenführung, Büro oder Zerspanungsmechanik.

Seit wenigen Tagen gehört Amelie Kötters nicht mehr zu den Azubis: Sie hat ihre Prüfung als Industriekauffrau bestanden. Die 21-Jährige hat ihre Ausbildung bei der Dorstener Group gemacht.

Ihr gefällt nicht nur, dass sie - anders als bei einem Studium - sofort Geld verdienen konnte, sondern auch die Nähe zum Wohnort sowie das gute Betriebsklima.

Über eine Berufsberatung bei der Arbeitsagentur war Kötters vor zweieinhalb Jahren auf die Stelle aufmerksam geworden. „Ich kannte den Betrieb vorher nicht, habe mich dann aber im Internet schlau gemacht und mich beworben“, erzählt sie.

Ein Blick in eine Halle der Dorstener Drahtwerke im Industriepark Dorsten/Marl
Ein Blick in eine Halle der Dorstener Drahtwerke im Industriepark Dorsten/Marl © Guido Bludau (A)

Dass das Internet und Social Media nicht unwichtig sind, um junge Menschen auf den Betrieb aufmerksam zu machen, das weiß Paul Tüshaus. Erst vor wenigen Tagen hat die Dorstener Group eine Plattform eingerichtet, auf der Jugendliche mit nur wenigen Klicks und der Angabe von Name und Geburtsdatum Interesse für eine Ausbildung in den zwei Dorstener Betrieben bekunden können (www.dorstener-ausbildung.de).

„Die Hürde muss möglichst gering sein, die Aufmerksamkeitsspanne der jungen Menschen ist extrem kurz. Alles muss schnell gehen“, sagt Tüshaus. Die Jugendlichen seien mit dem Handy und den Sozialen Medien groß geworden, in denen ein Video, das länger als 30 Sekunden dauere, schon als zu langweilig gelte.

Direkter Kontakt

Trotzdem glaubt Paul Tüshaus, dass die Online-Präsenz nicht das Entscheidende sei, wenn man Jugendliche auf ein Unternehmen aufmerksam machen möchte. „Das wichtigste ist der direkte Kontakt - am besten in den Schulen“, so Tüshaus. Daher versuche er, wann immer es geht, Schulklassen zu besuchen.

Schade findet er, dass es in Dorsten keine Hauptschule mehr gibt. „Da war ich einmal im Monat, habe bei Lebensläufen geholfen und Bewerbungsgespräche mit den Schülern und Schülerinnen geübt. Viele unserer Praktikanten und Azubis kamen von dort“, erzählt er.

Hoch angesehen

Tüshaus findet es wichtig, den Jugendlichen nicht nur mit auf den Weg zu geben, dass sich Arbeiten lohnt, sondern auch dass eine Ausbildung in Deutschland sehr hoch angesehen ist. Viele Schüler und Schülerinnen würden nach dem Abschluss direkt in ein Studium starten, dabei habe eine Ausbildung viele Vorteile.

„Bei uns verdient man ab dem ersten Tag Geld, hat geregelte Arbeitszeiten, wird gebraucht. Azubis kochen bei uns keinen Kaffee, sie haben Kunden- und Lieferantenkontakt, schreiben Rechnungen, übernehmen Verantwortung“, so der Geschäftsführer.

Handyhalter bauen

Am 3. Februar wird sich die Dorstener Group bei der Berufs-Action-Messe an der Neuen Schule in Dorsten präsentieren. Früher gab es für die jungen Besucher der Messe immer eine Aufgabe rund um das Thema Motoren, „aber das interessiert heute keinen mehr“. Stattdessen wird vor Ort ein Handyhalter bebaut, der dann auch mit nach Hause genommen werden darf.

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