
Bayram Küplüce (l.) und Tobias Krone (r.) stehen neben der Stelle, wo eine blaue Mülltonne abbrannte und die Hecke Feuer fing. © Niklas Berkel
Opfer der Brandserie: „Alle haben ‚Feuer, Feuer‘ geschrien“
Brand
Die aktuelle Brandserie beschäftigt Dorsten. Bei einem der Brände hatten Wulfener Glück. Ihre Hecke brannte bereits, als Zeitungszustellerin Nicole – wohl noch rechtzeitig – vorbeikam.
Das war ein Schock“, sagt Tobias Krone (39). Eigentlich wollten er und seine Partnerin Kathrin Gehling (37) schon längst in den Urlaub an die Ostsee gefahren sein. Stattdessen blieben sie zu Hause. „Wir haben uns nicht mehr getraut.“ Der Grund? Ein Flächenbrand an der Hecke ihres Zuhauses „In der Gießerei“, neben Rewe in Wulfen. „Zum Glück kam Ihre Kollegin“, sagt Kathrin Gehling.
Zeitungszustellerin Nicole, die ihren Nachnamen nicht öffentlich machen will, kam wohl gerade noch rechtzeitig. „Ich habe gerade meine Runde durch Wulfen gemacht, als ich Rauch sah. Eine Mülltonne direkt neben einer Hecke brannte, das Feuer griff auf die Hecke bereits über“, erinnert sich die Zustellerin.
Das war gegen 3.30 Uhr am Dienstagmorgen (23. August). Hinter der Hecke steht ein Carport. Zum Zeitpunkt des Brandes waren drei Autos dahinter, direkt dahinter wiederum steht das Haus. „Der Brand hätte jeden Moment auf die Autos und dann auf das Haus übergreifen können“, vermutet Krone.

Zeitungszustellerin Nicole machte mit ihrem Hund ihre Runde in Wulfen, als sie den Brand bemerkte. © Niklas Berkel
„Wir sind Nicole sowas von dankbar“, sagt seine Partnerin Kathrin Gehling. Denn die Zeitungszustellerin zögerte nicht lange und klingelte sie, ihren Partner und den Nachbarn Bayram Küplüce aus dem Schlaf.
„Ich dachte, was ist denn hier los?“, erklärt Küplüce seine Gefühlslage zu diesem Zeitpunkt. „Alle sind gerannt und haben ‚Feuer, Feuer‘ geschrien. Wir hatten richtig Angst.“
Sofort zückten die Anwohner einen Gartenschlauch. Nur einen Bademantel warfen sie sich über. Weit kamen sie mit dem Wasser aber laut eigener Aussage nicht. Auch ein kleiner Feuerlöscher der Größenordnung ein Kilogramm reichte nicht.
Mit einem zweiten Feuerlöscher über sechs Kilogramm bekamen sie den Brand einigermaßen unter Kontrolle, bis die Feuerwehr nach kurzer Zeit eintraf und die Löscharbeiten übernahm. Zeitungszustellerin Nicole hatte diese sofort gerufen, als sie den Brand bemerkte.
Brand entstand wohl nicht auf natürliche Weise
Natürlich ist das Feuer wohl nicht entstanden. „Die blaue Tonne, die gebrannt hatte, stand am Abend eigentlich ganz woanders“, erklärt Krone. Eigentlich stehen die Mülltonnen links der Einfahrt. „Jemand muss die Mülltonne herübergezogen und angezündet haben.“ Hinter einem großen blauen Container in einer Ecke fackelte sie ab.
Die Polizei ermittelt in dem Fall wegen Brandstiftung, erklärt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber. Die aktuelle Brandserie in Dorsten beschäftigt die Dorstener, Feuerwehr und Polizei. Die Polizei geht sogar von mehreren Feuerteufeln aus. Zumindest für den Bereich Wulfen-Barkenberg haben die Beamten aber eine Spur. Sie suchen nach Ramona Z., einer 45-jährigen Frau.
Ob sie mit der Tat in der Nähe des Wulfener Rewe-Marktes in Zusammenhang steht, ist unklar. „Wir prüfen aber alle Brände in Wulfen-Barkenberg, die im August im öffentlichen Raum in dieser Gegend stattgefunden haben, auf einen Zusammenhang hin.“ Dazu zählt auch der Brand in der Straße „In der Gießerei“.
Der Zeitungszustellerin wollten die Anwohner eigentlich als Dankeschön ein kleines Geschenk überreichen. Nicole lehnte aber ab. „Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, erklärt sie. Sie habe das Feuer ja nicht gelöscht.

Hinten links, neben dem blauen Container muss die blaue Tonne der Anwohner hingeschoben worden sein. © Niklas Berkel
Die Tat müsse sich nur wenige Momente zuvor ereignet haben. Eine Verdächtige oder einen Verdächtigen habe sie aber nicht mehr erkennen können. „Er oder sie muss schon weg gewesen sein.“
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