Umstritten sind die Pläne von BP in Gelsenkirchen-Scholven, das Gelände um 40 Hektar nach Norden zur Grenze nach Dorsten zu erweitern, damit dort die Firma Brightmark eine Kunststoffrecycling-Anlage bauen kann. Bei der Bürgerversammlung, zu der die CDU Altendorf-Ulfkotte am Donnerstagabend (19.10.) in die Heilig Kreuz-Kirche eingeladen hatte, drückte Ortsverbandsvorsitzender Christian Müller zunächst seine deutliche Enttäuschung darüber aus, dass niemand von BP oder Brightmark zu diesem Termin erschienen war.
Mit Hinweis auf eine Revision hatten Pressesprecher und Geschäftsführer von BP abgesagt. „Ich kann niemanden zwingen, hier vorzusprechen“, so Christian Müller. Am 7. November (Dienstag) ist seitens BP ein Informationsmarkt in der Mehrzweckhalle in Altendorf geplant. Als unglücklich bezeichnete Bürgermeister Tobias Stockhoff, dass dies von 17 bis 19 Uhr zeitgleich zum Dorstener Planungsausschuss passiert.
Kunststoffe verflüssigen
Dr. Wolfgang Schröder erklärte zunächst die technischen Grundlagen der Pyrolyse - jenem Verfahren, mit dem Brightmark 360.000 Tonnen Kunststoffe jährlich recyceln will. Dabei werden die Kunststoffe zerkleinert und verflüssigt bei 600 Grad im Vakuum. Das Öl soll per Rohrleitung in die BP-Raffinerie gehen.
Dass dabei viele Fragen offen bleiben, machte Schröder deutlich: Wie kontaminiert sind die Kunststoffe, die angeliefert werden? Wie ist das Gefahrenpotenzial der übrigbleibenden Feststoffe? Was ist mit entstehenden polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, von denen einige als krebserregend gelten?
„In keinster Weise ausgereift“
Schröder verwies auf Aussagen von Kerstin Kuchta, Professorin für Abfallressourcenwirtschaft an der Technischen Universität Hamburg: Derzeit gebe es keine Pyrolyse-Anlage für Kunststoffabfälle in Europa. Viele Gruppen arbeiteten zwar daran, aber es gebe noch viele technische Probleme. „Eine Technologie, die in keinster Weise ausgereift ist“, so das Fazit Schröders.
Tobias Stockhoff verneinte die Frage aus dem Publikum, ob es Pläne gebe, die Dorstener Halde (DK I) zu einer DK III-Deponie für gefährliche Industrieabfälle zu machen. Für die Halde in Marl sei das aber nicht ausgeschlossen.
Erster Versuch gescheitert
Er erinnerte daran, dass der zur Diskussion stehende Bebauungsplan zur BP-Norderweiterung bereits der zweite Versuch sei, nachdem der erste vor Gericht gescheitert war. Als „unglücklich“ empfinde er, dass weder BP noch Brightmark Rede und Antwort ständen, denn grundsätzlich sei das Recyceln von Stoffen der richtige Schritt, um weniger Rohöl einzusetzen.
„Befremdet“ sei er von den Gelsenkirchener Amtskollegen. „Wenn wir so ein Baugebiet planen, gehen wir in die Nachbarkommunen und geben Hinweise, damit die das nicht aus der Zeitung erfahren.“ Im vorliegenden Fall hätten er und das Dorstener Planungsamt dies aber zuerst in der Zeitung gelesen: „Das ist kein vernünftiger Umgang unter Nachbarkommunen.“
Kritik aus Dorsten
Auch lasse der Bebauungsplan offen, welche Betriebe sich ansiedeln sollen, aber gleichzeitig würden konkrete Werte von Brightmark dort angegeben, so Stockhoff, der weitere Kritikpunkte aus Dorsten benannte: etwa die Frage, was bei Starkregen-Ereignissen passiere. Von den Gebäuden werde das Wasser laut Plan in den Rapphoffs Mühlenbach geleitet. „Nicht dass wir Hochwasser in Dorsten haben, weil dort eine Anlage entsteht.“
Zweifel an den BP-Plänen haben auch die Grünen in Gelsenkirchen und viele Bürger von Marl-Polsum. Die vielen Eingaben zur Offenlage des Bebauungsplans würden nun abgearbeitet, so Stockhoff. Er verwies auch auf die Möglichkeit, dass bei einer fehlerhaften Abwägung Klagen folgen könnten.
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