
Karina Timmer (l.) und Simone Paul-Urff (r.) von der Dorstener Igelhilfe werden momentan oft von Igel-Findern und -Finderinnen kontaktiert. © Manuela Hollstegge
Bis zu 30 Anrufe pro Tag: Igelhilfe Dorsten am Limit
Tiere
Seit einigen Wochen wird die Dorstener Igelhilfe mit Anrufen bombardiert. Die beiden Vereinsgründerinnen erklären, warum und wie man Fundtieren helfen kann.
Beraten, Kotproben zum Tierarzt bringen, Fundtiere sichten - Simone Paul-Urff und Karina Timmer von der Igelhilfe kommen kaum noch hinterher. „Wir bekommen 20 bis 30 Anrufe pro Tag – teilweise sogar mitten in der Nacht. Aber wir machen das auch nur ehrenamtlich und müssen tagsüber arbeiten wie jeder andere auch“, erzählt Simone Paul-Urff.
Die häufigste Frage, die ihr und Karina Timmer gestellt werde, sei, ob der Igel, den man gerade irgendwo gesehen habe, Hilfe brauche und was man tun könne. In der Regel mache es Sinn, das Tier erst einmal eine Zeit lang zu beobachten, ob es überhaupt Hilfe benötigt, erklären die beiden.
Manchmal sei es aber auch offensichtlich, dass es dem Igel nicht gutgehe. „Wenn er zum Beispiel an der Straße sitzt, auf der Seite liegt, größere Wunden hat, beim Laufen schwankt oder viele Schmeißfliegen in der Nähe sind“, erklärt Paul-Urff.
Auch, wenn Igel Wildtiere seien, sei es kein Problem sie anzufassen – am besten mit einem Gartenhandschuh oder Handtuch. Als erstes brauche der Igel dringend Wärme und Ruhe. Fliegeneier sollten mit einer Pinzette oder alten Zahnbürste direkt vom Tier entfernt werden.
Tierärzte behandeln Igel oft nicht
Ginge es dem Igel offenkundig schlecht, müsse dringend ein Tierarzt aufgesucht werden. Die Kosten dafür seien in der Regel nicht hoch – manche Tierärzte würden sogar überhaupt kein Geld nehmen. Doch es gibt ein anderes Problem: „Viele Tierärzte behandeln keine Wildtiere oder kennen sich überhaupt nicht mit Igeln aus“, sagt Karina Timmer.
Die Igelhilfe berät in solchen Fällen gerne die Finder, gibt Tipps, welcher Tierarzt geeignet ist, schaut sich den Igel auch mal an, zieht ihm Zecken mit einer Pinzette, versorgt kleinere Wunden auf Anweisung des Tierarztes und versorgt die Finder auch mal mit einer Erst-Ration Katzenfutter sowie Ratschlägen für das Handling der Tiere. Auch Näpfe und Ställe können bei Bedarf ausgeliehen werden.

Aktuell sind viele Igel sehr krank, da sie während der langen Trockenheit im Sommer verseuchtes Wasser getrunken haben. © Manuela Hollstegge
Denn eines ist den beiden Ehrenamtlern ganz wichtig zu betonen: „Wir sind keine Auffangstation, sondern wir leisten nur Hilfe zur Selbsthilfe!“ Einige wenige Tiere - zum Beispiel durch nachts fahrende Mähroboter sehr stark verletzte Tiere, die vom Tierarzt notoperiert werden mussten, betreuen die beiden Frauen am Standort der Igelhilfe in der Feldmark selbst, mehr könne man aus zeitlichen Gründen jedoch nicht aufnehmen.
„Viele Finder sind jedoch bereit, dem Igel zu helfen, wenn sie denn Hilfe und Unterstützung von uns bekommen. Denn wer ein verletztes und krankes Tier findet, ist oft erst einmal überfordert“, sagt Karina Timmer.
Verein finanziert sich durch Spenden
Genau so ging es den beiden Frauen vor vielen Jahren auch. Sie fanden einen offenkundig kranken Igel, aber nirgendwo wollte man ihnen helfen. So unternahmen sie nichts. „Das Thema hat uns dann beide nicht in Ruhe gelassen“, sagt Timmer. 2014 gründeten sie dann die Igelhilfe Dorsten. Diese finanziert sich durch Spenden und die Einnahmen durch den Verkauf des Igelkalenders auf dem Lichterfest.
Die große Hitze, verbunden mit der langen Trockenheit im vergangenen Sommer, hat die habe die Igel krank gemacht. Jetzt – in der Babyzeit – gäben viele Muttertiere die Erkrankung an den Nachwuchs weiter. „Wenn wir informiert werden, ist aktuell oft schon Holland in Not und wir müssen sehr schnell handeln“, sagt Simone Paul-Urff. Hilfreich sei es daher immer, den Tieren Wasser und Futter zu reichen.
Wer einen Igel findet und Hilfe benötigt, findet die notwendigen Informationen sowie die Kontaktmöglichkeiten zur Dorstener Igelhilfe unter www.igelhilfe-dorsten.de.
Ich bin gebürtige Dorstenerin, lebe und arbeite hier. Dorsten und vor allem die Menschen der Stadt liegen mir sehr am Herzen. Wichtig sind mir jedoch auch die Kirchhellener. Seit mehreren Jahren darf ich über den kleinen Ort berichten und fühle mich daher sehr mit dem Dorf verbunden. Menschen und ihre Geschichten, Bildung und Erziehung – das sind Themen, die mir wichtig sind. Und das liegt nicht nur daran, dass ich zweifache Mutter bin.
