Bald darf die Currywurst nicht mehr auf Plastikgeschirr liegen

© Robert Wojtasik (Archiv)

Bald darf die Currywurst nicht mehr auf Plastikgeschirr liegen

rnEinwegverpackungsverbot

Einweg-Plastikverpackungen sollen in ganz Europa weitgehend verschwinden. Imbissbuden und Eisdielen in Dorsten müssen sich demnächst umstellen. Manche tun sich noch schwer.

Dorsten

, 10.07.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ob Currywurst-Pommes, Sushi to go oder das Spaghetti-Eis - das Lieblingsessen wird sich verändern, zumindest in der Darbietung. Denn seit dem 3. Juli gilt das Einwegplastikverbot. Sobald die bereits produzierten Einwegartikel aufgebraucht sind, müssen die Verkäufer für den Außer-Haus-Verkauf auf andere Verpackungen zurückgreifen. 2023 müssen sie sogar ein Mehrwegsystem anbieten.

In der ganzen EU sind seit dem 3. Juli Trinkhalme, Rührstäbchen, Luftballonstäbe oder Einweg-Geschirr aus konventionellem Plastik und aus „Bioplastik“ verboten. Auch To-go-Becher und Einweg-Behälter aus Styropor dürfen in der Europäischen Union nicht mehr produziert und in den Handel gebracht werden. Ohrenstäbchen dürfen zwischen der Watte keinen Plastikstab mehr haben.

In den Supermärkten hat sich das Sortiment schon verändert

Während sich bei vielen Händlern das Sortiment bereits unauffällig verändert hat, herrschen an der Imbiss-Front teilweise noch Unsicherheit oder gar Unwissenheit, wie eine Umfrage in Dorsten ergab.

Für Edeka-Händler Ralf Honsel ist die Lage allerdings eindeutig: „Wir haben uns bewusst nicht bevorratet und Artikel überwiegend bereits abverkauft. Die Ersatzartikel fließen jetzt nach und nach ein. Viele hatten wir aber auch sowieso schon alternativ für umweltbewusstere Kunden im Sortiment. Beispiel: Kunststoffstrohhalme sind verboten, die Alternativen sind preiswerte Papierstrohalme oder solche zum Beispiel aus Glas, die man mehrfach verwenden kann, die aber natürlich auch teurer sind.“ Ähnliches gelte für Papierteller, Ohrenstäbchen sowie Plastikbesteck und -becher.

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Zuckerrohrbagasse ist ein deutlich teurerer Ersatz

Heinz-Peter Finke von Hähnchen-Finke setzt sich bereits seit Jahren intensiv mit der Nachhaltigkeit von Verpackungen auseinander, hat vielfach Kunststoff und Styropor durch Zuckerrohrbagasse ersetzt. Schalen aus Maisstärke können solche aus Plastik ersetzen und statt der Pommesgäbelchen aus Plastik gibt es bei ihm schon lange nur noch welche aus Holz.

Bei Peter Finke vor Ort gibt es Porzellan. Für den Außer-Haus-Verkauf hat er bereits viele Plastik-Artikel ausgetauscht gegen nachwachsende Rohstoffe. Die sind allerdings teurer.

Bei Peter Finke vor Ort gibt es Porzellan. Für den Außer-Haus-Verkauf hat er bereits viele Plastik-Artikel ausgetauscht gegen nachwachsende Rohstoffe. Die sind allerdings teurer. © Robert Wojtasik (Archiv)

Allerdings sind die nachhaltigeren Produkte deutlich teurer, musste er feststellen. Finke: „Auf Sicht muss der Kunde die ,grüne Welle‘ bezahlen. Wenn eine Pommesschale viermal so teuer ist wie bisher, müssen wir das auf Dauer auf den Pommes-Preis umlegen.“

Finke sieht die neue Verordnung gelassen, blickt aber ein wenig sorgenvoll in Richtung 2023, denn dann werden Caterer, Lieferdienste und Restaurants verpflichtet, auch Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegbehältern für Essen und Getränke zum Mitnehmen und Bestellen anzubieten. Da sieht er derzeit noch kein ausgereiftes, wirtschaftliches tragfähiges System für Betriebe wie seinen.

Vorerst wird es „gute“ und „böse“ Verpackungen parallel geben

Für den Endverbraucher ist es nicht immer ganz leicht, das „böse“ Verpackungsmaterial wie Styropor oder oxo-abbaubarer Kunststoff (Kunststoff zerfällt durch Oxidation in Mikropartikel) vom „guten“ zu unterscheiden. Sie bekommen möglicherweise ihr Essen auf beidem, denn das Bundesumweltministerium hat auf Anfrage der Redaktion bestätigt: „Das Verbot gilt seit dem 3. Juli 2021 und umfasst das erstmalige Inverkehrbringen durch die Hersteller. Das heißt, noch vorhandene Restbestände dürfen von den Vertreibern (z.B. Imbissbuden- und Kioskbesitzer) abverkauft werden.“

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Bei den großen Fastfood-Ketten scheint die Umstellung schon angekommen zu sein: McDonald‘s teilte auf Anfrage unserer Dortmunder Redaktion mit, dass es seit 2019 einen Fahrplan für den Umstieg auf umweltfreundlichen Verpackungsalternativen gebe. 4-er Chicken McNuggets gibt es zum Beispiel nur noch in einer Papiertüte. Eis-Desserts werden nur noch im Papierbecher mit Holzlöffel serviert. Mit Papier statt Kartonboxen will das Unternehmen nach eigenen Angaben 70 Prozent Material einsparen.