B224-Brücke in Dorsten Günter Franz (64) erklärt Risiko: „Dann wäre die Brücke kaputt“

Gerüst hängt an B224-Brücke in Dorsten: Reparatur beginnt
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Seit dem Schiffsunfall im August 2022 ist die B224-Brücke über dem Wesel-Datteln-Kanal in Dorsten ein Nadelöhr für den Verkehr. Denn der Autoverkehr ist nur noch einspurig möglich, was an vielen Tagen für Verzögerungen, an manchen für Verkehrschaos sorgt.

Projektleiter Günter Franz aus Schermbeck, Mitarbeiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes, ist froh, dass nun eine wichtige Vorbedingung für die Reparatur erfüllt ist. Denn das 4,5-Tonnen-Gerüst, das von drei Büros ausgetüftelt wurde, hängt. „Wir wussten selber nicht, wie es geht“, sagt er zur Planungsphase: „Man kann ja kein Gerüst in den Kanal stellen.“

Betriebsweg wieder geöffnet

Nach erfolgter Abnahme des Hängegerüsts am Donnerstagnachmittag konnte eine Sperrung wieder aufgehoben werden: „Jetzt können wir auch den Betriebsweg wieder öffnen“, so Franz. Der Betriebsweg hatte übrigens im Bereich an und unter der Brücke im April ein neues Geländer erhalten, das auch etwas höher und damit sicherer sei als das alte, so Franz.

An der Verkehrsführung auf der Brücke werde sich während der Reparaturarbeiten nichts ändern, so Franz. Heißt: Der Fuß- und Radweg ist weiterhin in Richtung Stadt gesperrt und die Fußgänger und Radfahrer nutzen eine Fahrspur der Brücke. Zweispuriger motorisierter Verkehr ist weiterhin nicht möglich, so Franz. „Das würde Schwingungen verursachen, die für die beschädigte Konstruktion und auch für das Hängegerüst nicht gut wären.“

Günter Franz sitzt auf dem 1,5 Tonnen schweren Abfangträger, der während der Arbeiten auf der Brücke bleibt und mit der Konstruktion verschraubt wird, um ein Durchhängen des Geh- und Radwegs zu verhindern.
Günter Franz sitzt auf dem 1,5 Tonnen schweren Abfangträger, der während der Arbeiten auf der Brücke bleibt und mit der Konstruktion verschraubt wird, um ein Durchhängen des Geh- und Radwegs zu verhindern. © Berthold Fehmer

Aufmerksame Verkehrsteilnehmer werden vielleicht schon den massiven Stahlträger auf dem Gehweg der Brücke bemerkt haben. Der 1,5 Tonnen schwere Koloss sei ein sogenannter Abfangträger, erklärt Franz. Also keiner, der gegen einen beschädigten Träger ausgetauscht, sondern oben auf der Brücke bleibt und mit der Konstruktion verschraubt wird. Ansonsten könnte sich, wenn die drei beschädigten Querträger nach und nach ausgetauscht werden, ein weiteres Problem auftun, so Franz. „Sonst würde der Gehweg auf einmal durchhängen.“

Übrigens: Der Abfangträger wurde zwar von einem Spezialtieflader mit integriertem Ladekran angeliefert. Aber aufgrund der problematischen Statik der Brücke wurde der 1,5-Tonnen-Träger die letzten Meter auf der Brücke mit zwei Handhubwagen („Ameisen“) und Muskelkraft („sechs Leute“) bewegt.

600 Kilogramm pro Querträger

Ab Montag (15. Mai) werden die Mitarbeiter der Firma Send unter der Aufsicht von Bauleiter Axel Kaldenbach mit der Reparatur beginnen. Im Zuge der Arbeiten wird die Brücke von oben geöffnet. Jeweils ein Querträger wird dann gelöst, auf das Gerüst heruntergelassen und dort zerteilt.

Dann werden die Teile auf ein Schiff heruntergelassen. Die neuen Querträger, die insgesamt etwa 600 Kilogramm wiegen, werden ebenfalls in Einzelteilen eingebaut und verschweißt. Das gilt auch für das etwa eine Tonne schwere Blech vor den Trägern, das beim Anprall des Schiffes beschädigt wurde.

Die Spuren des Schiffsunfalls sind immer noch an dem Blech vor einem der Querträger zu sehen.
Die Spuren des Schiffsunfalls sind immer noch an dem Blech vor einem der Querträger zu sehen. © Berthold Fehmer

Rund zwei bis vier Arbeiter der Firma Send werden gleichzeitig an der Brücke beschäftigt sein, sagt Kaldenbach. „Es kann immer nur einer schweißen und wir können nur an einem Träger gleichzeitig arbeiten.“ Franz peilt weiterhin Ende August für die Fertigstellung der Brücke an. Man liege gut im Zeitplan, weil die Arbeiten am Gerüst schneller fertig waren als geplant.

Zum finanziellen Schaden, der durch den Unfall entstanden ist, kann Franz keine genaue Summe nennen. „Allein bei uns“, so Franz über das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, komme eine Summe von 500.000 Euro zusammen. Weitere Kostenstellen gebe es bei der Stadt (Verkehrsführung) und bei der Firma Westnetz (die Versorgungsleitungen umlegen musste). Dann noch der Schaden am Schiff und die Ausfallzeiten: „Wenn man alles addiert, wäre das ein sehr, sehr schöner Lottogewinn“, so Franz über die siebenstellige Summe.

„Dann wäre die Brücke kaputt“

Ein großes Risiko gibt es bis zur Fertigstellung. Franz: „Wenn jetzt ein Schiff gegen das Gerüst fährt, dann wäre die Brücke kaputt.“ Um das zu verhindern, wurden Fahrwassertonnen ausgelegt, eine Beschilderung angebracht und die Schiffsführer über Einschränkungen informiert.

Allerdings: Seit dem Schiffsunfall im August in Dorsten gab es im Umkreis drei Unfälle mit Schiffen an Brücken. Zuletzt fuhr ein Schiff in Marl gegen ein Gerüst.

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