
© Jörg Schwalfenber
Cornelia Funke hat das Teddylogo für neue Dauerausstellung im Jüdischen Museum entworfen
Interview
Bestsellerautorin Cornelia Funke schuf das „Bärchen-Logo“ zur Dauerausstellung im Jüdischen Museum. Was sie an der Geschichte besonders berührt, erzählt sie Anke Klapsing-Reich im Interview.
Warum haben Sie die Anfrage aus dem Museum in Dorsten angenommen?
Weil ich mich sehr geehrt durch die Aufgabe fühlte und meiner alten Schulleiterin Schwester Johanna auf die Art etwas danken konnte.
Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?
Mich hat das, was meine Landsleute ihren jüdischen Mitbürgern und vielen anderen angetan haben, schon als Kind zutiefst betroffen gemacht und mich fragen lassen, was Menschen zu solcher Grausamkeit bringt und ob ich mich für die Opfer gewehrt hätte. Diese Fragen bewegen mich noch heute und ich war dankbar für die Gelegenheit, einen wenigstens kleinen Beitrag zum so notwendigen Erinnern zu leisten.
Inwiefern hat Sie die Geschichte, die hinter Annelieses Bärchen steckt, berührt?
Wie kann die denn nicht berühren? Jeder Mutter muss doch das Herz angesichts dieses Bären brechen, der auf so furchtbare Weise den Schmerz all der Eltern verkörpert, die ihre Kinder nicht retten konnten oder sie fortschicken mussten - und die Einsamkeit und Verzweiflung der Kinder, die von ihren Eltern getrennt wurden. Dieser Bär ist für mich ein furchtbares und sehr mächtiges Symbol für die Mitleidlosigkeit, die Menschen gegen ihresgleichen entwickeln können, indem sie sie zu den „Anderen“ machen und vergessen, dass wir alle auf die gleiche Weise unsere Kinder lieben und versuchen, sie zu beschützen - auch wenn das oft heißt, der eigenen Heimat den Rücken zuzukehren und Zuflucht in einem fremden Land zu suchen.
Welche Gedanken hasben Sie sich zur Umsetzung gemacht, gab es da Herausforderungen zu lösen?
Nein, ich musste den Teddy nur so zeichnen, wie er ist.
Haben Sie vor, bei Ihrem nächsten Dorsten-Besuch auch das Jüdische Museum zu besuchen?
Das mache ich sicher. Aber wann ich das nächste Mal komme, weiß ich noch nicht. Nun müssen wir alle hier erstmal die Nachwirkungen des Feuers überstehen.
Apropos: Hat sich durch die einschneidenden Erlebnisse der Feuerkatastrophe etwas an Ihrer Einstellung zum Leben geändert?
Die Erfahrung hat mich gelehrt, noch mehr Mitgefühl für alle Flüchtenden und Heimatlosen dieser Welt zu haben. Und Ich liebe mein Zuhause in Malibu nun nur noch mehr.
Welche Konsequenzen ziehen Sie persönlich für sich aus dem Erlebtem?
Sehr dankbar dafür zu sein, dass ich so viele wunderbare Freunde in meinem Leben habe, die mir sofort zur Seite standen.
Am 10. Dezember werden Sie 60 Jahre alt. Wie werden Sie Ihren runden Geburtstag verbringen?
Mit Freunden und meinen Kindern in Malibu.
Wir wünschen Ihnen einen wunderbaren Tag und noch viele gesunde, glückliche und schaffensreiche Lebensjahre.
In Dorsten aufgewachsen, in Trier studiert, im Dortmunder Pressehaus „Reportage und Reise“ gemacht und 1999 zurückgekehrt. Seitdem begrüße ich die Leser gerne mit „Guten Morgen“-Glossen“ und anderen Geschichten aus dem Kultur- und prallen Alltagsleben.
