Bühne auf Zechengelände

Eine beindruckende Szenerie: Am 30. Juni 2012 kamen 20.000 Menschen in Dorsten zum großen Konzert von "WDR 2 für eine Stadt" auf dem Zechengelände von Fürst Leopold zusammen. © Guido Bludau

Als Dorsten mit WDR 2 das größte Fest der Stadtgeschichte feierte

rnWDR-Radiotag

Vor genau zehn Jahren wälzten sich 20.000 Besucher zum Zechengelände. Da Dorsten den Wettbewerb „WDR 2 für eine Stadt“ gewonnen hatte, gab es da ein Mega-Konzert mit Rea Garvey als Top-Act.

Dorsten

, 30.06.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ob er heute noch weiß, was er am 30. Juni 2012 gemacht hat? „Da muss ich erst in meinen Kalender schauen“, antwortet Lambert Lütkenhorst. Ist natürlich nur ein Scherz.

Selbstverständlich erinnert sich der Dorstener Alt-Bürgermeister an diesen legendären Tag: „Die Sorge, ob wir dieses große Ding tatsächlich wirklich gut organsiert kriegen. Die netten Backstage-Gespräche mit den Künstlern Rea Garvey und Stefanie Heinzmann. Die Situation an den Getränkeständen von Interevent. Und dann mein Interview mit Moderatorin Steffi Neu, als ich auf der Bühne stand und dieses Wahnsinnbild mit den vielen, vielen tausend Besuchern vor mir sah.“

Auf den Tag genau zehn Jahre ist es heute her, dass mit dem „WDR-Radiotag“ einer der größten Meilensteine der jüngeren Stadtgeschichte stattfand - und Dorsten mit einem Schlag in ganz NRW und darüber hinaus bekannt machte.

Unablässig hatte der Sender in den Wochen zuvor und live am gleichen Tag kräftig die Werbung für die Lippestadt gemacht - denn die hatte zuvor die Endausscheidung für die Aktion „WDR 2 für eine Stadt“ grandios für sich entscheiden.

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Lohn der Mühen: Das große Open-Air mit Top-Act Rea Garvey auf dem Zechengelände von Fürst Leopold, das der Westdeutsche Rundfunk bei sommerlichem Traumwetter auf der damals noch schotterbedeckten Riesenfreifläche westlich des Fördergerüstes ins staubige Geläuf setzte. „Dieses Ereignis wird bei Dorstenern noch lange unvergessen bleiben“, ist sich Lambert Lütkenhorst sicher.

Bürgermeister Lambert Lütkenhorst

Vor allem der damalige Bürgermeister Lambert Lütkenhorst sorgte beim Marktplatz-Quiz dafür, dass Dorsten die Endrunde gewann und zum Veranstaltungsort der WDR-Großveranstaltung wurde. © Privat

Der große Tag für Dorsten ist untrennbar mit ihm als damaligem Bürgermeister verbunden. Denn er war mehr als nur die halbe Miete dafür, dass die Stadt den Wettbewerb überhaupt erst hat gewinnen können. Die zehn Finalstädte sollten jeweils auf ihren Marktplätzen ihnen vorher nicht bekannte Aufgaben erfüllen, für die unterschiedliche Punktzahlen vergeben wurden.

Größte Sterneküche

Das Dorstener Organisationsteam musste die „größte Sterneküche des Landes“ aufbauen - geschafft, die ersten fünf Punkte waren im Topf. Martin Stroetzel, damals Trainer des SV Schermbeck, verwandelte zwischendurch beim Siebenmeter-Schießen gegen den Torwart-Roboter zwei von drei Schüssen - sensationell, und die nächsten beiden Punkte. Und dann das Bürgermeister-Quiz, mit nickeligen zehn Fragen, die Lütkenhorst in einer WDR-Live-Schalte wie aus der Pistole geschossen zu beantworten hatte.

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„Ich hatte mich darauf vorbereitet, war aber total nervös“, sagt er. Doch bravourös kämpfte sich der Bürgermeister durch die Fragen von Moderator Jürgen Mayer, nur bei zweien patzte er. Egal: Mehr Punkte als Lütkenhorst holte kein Final-Bürgermeister für seine Stadt.

Was anschließend folgte, waren zahlreiche organisatorische Abstimmungsgespräche zwischen Stadt (der heutige VHS-Leiter Carsten Feldhoff wurde als „Orga-Chef“ ernannt) und WDR. Denn die vorherigen Gewinnerstädte hatten teils 35.000 Besucher bei ihren Groß-Konzerten gezählt. „Wir haben ein umfangreiches Parkplatz-Konzept und ein spezielles Leitsystem entwickelt, das die Leute von der Stadt bis zum Zechengelände führte“, sagt Lambert Lütkenhorst.

Interview beim WDR 2-Radiotag.

Schon mittags in der Innenstadt sendete WDR-Moderator Uwe Schulz vier Stunden live von der Bühne und freute sich über prominente Gäste: hier Comedian Ingo Appelt. © WDR

Am Großkampftag 30. Juni 2012 selbst war Dorsten schon mittags „WDR-Hauptstadt für einen Tag“. Der Sender hatte seine Technik auf einer Bühne am Platz der Deutschen Einheit aufgebaut, die Moderatoren führten dort Gespräche mit Prominenten, WDR-Chefkoch Helmut Gote kochte für das Publikum.

WDR-Sport-Moderator Sven Pistor führte nachmittags auf dem Waldsportplatz durch den „BVH-Cup“, und abends gab es in der Petrinum-Aula WDR-Kleinkunst mit den Comedians Ingo Appelt und Rene Steinberg.

Lokalmatadoren dabei

Doch der Höhepunkt war natürlich das Konzert am Förderturm. Das Line-Up: „The Moekicks“ und David Pfeffer als Lokalmatadoren, dazu die Frauen-Folk-Band „Katzenjammer“, Sängerin Stefanie Heinzmann, Ex-“a-ha“-Mann Morten Harket und als Abräumer Rea Garvey und Band. Ein nicht abreißender Menschenstrom bewegte sich gen Hervester Ex-Bergbau-Areal, in Autos, Shuttlebussen, zu Fuß, auf Rädern, vorbei an Rotkreuz-Teams, von denen noch einige zum Einsatz kommen sollten.

Sänger auf Bühne

Rea Garvey war der musikalische Höhepunkt des Musikspektakels auf dem Zechengelände beim Radiotag. © Berthold Fehmer

Bereits zum Konzertbeginn mit den „Moekicks“ sind 6000 Zuschauer auf dem Gelände, das sich zusehends weiter füllt. Bis zum frühen Abend kommt man entspannt drauf, sogar halbwegs nach vorne. Gegen Abend, die Band „Katzenjammer“ hat ihre Show beendet, ist die Zahl der erlaubten 20.000 Besucher erreicht. „Bitte nicht mehr kommen“, ruft der WDR auf. Shuttle-Busse stellen ihren Betrieb ein, zeitweilig werden Besucher durch Absperrgitter auf der Haltener Straße zurückgehalten, gegen 20 Uhr normalisiert sich die Lage wieder.

Aber: Sonne und Hitze auf der absolut schattenlosen Fläche sorgen dafür, dass fast 50 Menschen mit Kreislaufproblem behandelt werden mussten.

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Moderatorin Steffi Neu motivierte deshalb die Menschen, mehr zu trinken. Was aber nicht so ganz einfach war, weil die Getränkestände nicht ausreichten und so dicht umlagert waren, dass die Besucher bis zu einer halben Stunde und länger Schlange stehen mussten, bevor sie bedient wurden.

Von Atmosphäre begeistert

Trotz dieser Widrigkeiten: Musiker, WDR, Besucher - alle waren von der Atmosphäre dieses Mega-Event begeistert. Und auch von Dorsten als Stadt: „Wir hatten plötzlich viele touristische Anfragen“, sagt Lambert Lütkenhorst.

Der Altbürgermeister besitzt als einziges Souvenir an den WDR-Radiotag übrigens noch das „WDR 2 für Dorsten“-T-Shirt, das er damals beim Finale trug. „Das liegt irgendwo in einem Schrank, doch wo genau, da müsste ich erstmal meine Frau fragen.“