Ärger wegen falscher Navi-Angabe 40-Tonner landen in Dorsten häufig in enger Sackgasse

Falsche Navi-Angabe: 40-Tonner landen in einer engen Sackgasse
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Wenn Thomas Hein in seinem Wohnzimmer oder in seinem Büro sitzt und von draußen das Brummen von Lkw-Motoren hineindringt, dann weiß er: „Es ist schon wieder passiert.“ Denn wieder hat sich der Fahrer eines langen Sattelzugs im Gewerbegebiet Wenger Höfe verfranst, wieder muss er herausgelotst werden. „Einmal hat sich einer festgefahren und musste mit einem Bagger herausgezogen werden“, erzählt der Inhaber der Agentur „Interevent“. „Und vor zwei Wochen hat ein 40-Tonner mal wieder meinen Grundstückszaun und dabei auch ein Veranstaltungszelt demoliert.“

Es komme vor, dass „ein- oder zweimal am Tag“ solche Vorfälle in seiner unmittelbaren Nachbarschaft geschehen. Und das seit gut einem Jahr, seitdem sich in der nahe gelegenen Hoeschstraße 20 in zwei neu errichteten riesigen Lagerhallen zwei Logistik-Dienstleister angesiedelt hätten. Denn einige der zumeist aus Osteuropa und vom Balkan stammenden Brummi-Fahrer, die die beiden Unternehmen als Zielorte ansteuern, würden auf dem Weg dorthin von Navigationssystemen fehlgesteuert, so Thomas Hein.

„Alle Fahrer, die bei uns stranden, kommen auf der Halterner Straße aus Richtung Norden, fast alle von ihnen haben sich von Google Maps leiten lassen“, erzählt er. Dieses Navi-System gibt Lkw-Fahrern an, dass sie - statt richtigerweise weiter zur Hoeschstraße zu fahren - schon vorher nach rechts in die Straße Wenger Höfe abbiegen und dann in Höhe des Interevent-Betriebsgeländes nach links in die Baumstraße einfahren sollen, um zur Hoeschstraße 20 zu gelangen. „Doch die Baumstraße ist eine Sackgasse, da steht mitten auf dem Weg ein Poller und alles ist so eng, dass die Sattelzüge dort nicht wenden können“, sagt Hein. Und das Sackgassenschild steht meist schief und ist nicht zu sehen, weil es mal wieder angefahren wurde.“

Vor zwei Wochen landete ein 40-Tonner mit seinem Hinterteil im Grundstückszaun von Interevent.
Vor zwei Wochen landete ein 40-Tonner mit seinem Hinterteil im Grundstückszaun von Interevent. © Privat

Dann heißt es für die Fahrer: Irgendwie unter Schwierigkeiten auf der schmalen Baumstraße zurücksetzen, irgendwie um die enge Kurve der Wenger Höfe kommen. „Wenn ich im Büro bin und so etwas sehe, dann öffne ich immer unser breites Einfahrtstor und lasse die Fahrer auf unserem Hof wenden“, so der Interevent-Chef. „Die tun mir echt leid, die sitzen Stunden auf dem Bock, sprechen unsere Sprache nicht und werden dann noch von ihrem Navi veräppelt.“

Da sei ärgerlich für die Fahrer und „auch ärgerlich für uns“, so Hein, der den letzten Schaden an seinem Grundstück bislang nur notdürftig repariert hat. Nachdem er selbst die Probe aufs Exempel gemacht hat („auch mich hat Google Maps falsch geführt“), hat seine Ehefrau Heike das Problem bei „Google Maps“ per Online-Formular gemeldet.

Straßenschild mit Aufschrift "Hoeschstraße 250 m."
Zwar steht ein Schild „Hoeschstraße" an der Halterner Straße Richtung Süden, dennoch fahren die sprachunkundigen Brummi-Fahrer vorher in die Wenger Höfe und landen in der Sackgasse der Baumstraße. © Michael Klein

„Wir haben zwar eine Bestätigung bekommen, dass unser Hinweis eingegangen ist“, aber passiert sei nichts. „Am besten wäre es deshalb, wenn an der Halterner Straße rechtzeitig vor den Wenger Höfen ein Hinweisschild aufgestellt würde, das den Fahrern auf einen Blick auf einfache Art und Weise den richtigen Weg erklärt“, meint das Ehepaar Hein.

Michael Zarbock, Geschäftsführer der „IR Logistics“ an der Hoeschstraße 20, erklärt auf Anfrage: „In der ersten Zeit nach der Eröffnung haben auch wir von dem Problem gehört und die Transportfirmen deshalb mit Extra-Wegbeschreibungen ausgestattet.“

In den vergangenen Monaten habe er aber von keinen weiteren Problemen gehört. Zarbock sagt, dass in den ersten Bauplänen der Stadt die Baumstraße als Flurbezeichnung für das Grundstück genannt worden. Vielleicht sei das die Ursache dafür, dass Google Maps diesen Weg vorschlägt.

„Sachverhalt anschauen“

Jeroen Duits, Geschäftsführer von „Active Ants“ an der Hoeschstraße 20, sagt: „Uns ist das Problem nicht bekannt.“ Allerdings würden bei seinem Unternehmen zumeist UPS- oder FedEx-Fahrzeuge und vergleichsweise wenig externe Sattelzüge die Waren liefern. „Nichtsdestotrotz würden wir anbieten, in Gesprächen dabei zu sein, wir legen Wert auf gute Beziehungen zu unserer Nachbarschaft.“ Und gegenüber unserer Redaktion erklärte „Google Deutschland“, dass sich „das Team den Sachverhalt intern anschauen“ wolle.

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