Als am Freitag (16.6.) gegen 18.15 Uhr erneut unzählige Polizeimannschaftswagen in Castrop-Rauxel zu sehen und ihre Martinshörner zu hören sind, da ist der Polizei-Großeinsatz wegen der Massenschlägerei zwischen Syrern und Libanesen an der Wartburgtstraße seit nicht mal 18 Stunden beendet. Auch ein Hubschrauber kreist wieder in der Luft. Doch dieses Mal rückt das Großaufgebot nicht nach Habinghorst aus, sondern ins knapp sechs Kilometer entfernte Merklinde.
An der Wittener Straße sei in Höhe der Hausnummer 260 auf dem Gelände eines Metallverarbeitungsbetriebs „im Rahmen unserer verstärkten Streifentätigkeit eine größere Personengruppe aufgefallen, die sich hier versammelt hatte“, erklärt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber gegenüber unserer Redaktion kurze Zeit später. „Wir gehen davon aus, dass diese Gruppe im Zusammenhang mit den Vorfällen von Donnerstagabend steht“, fügt er hinzu. Auch aus der Bevölkerung habe es mehrere entsprechende Hinweise gegeben.
„Jetzt kennt jeder Castrop-Rauxel“
Und nicht nur Teile dieser stehen auch hier in Merklinde wieder am Straßenrand und blicken auf das polizeiliche Großaufgebot. Ein Trio erzählt unserer Reporterin, dass es extra hergekommen ist, um sich den Einsatz anzuschauen. Auch bei der Massenschlägerei an der Wartburgstraße am Vortag war es vor Ort. „Es wird immer schlimmer. Jetzt kennt jeder Castrop-Rauxel. Wegen sowas“, ärgert es sich.
Doch nicht nur Schaulustige erkennt unsere Reporterin wieder, sondern auch viele der Männer, die bei der Massenschlägerei am Donnerstag dabei waren. Und davon werden es immer mehr. Sie fahren in ihren Autos heran – entweder, um den Männern am Straßenrand bloß etwas zuzurufen oder aber, um auszusteigen und Teil der Gruppe zu werden. Gegen 18.45 Uhr nähert sich eine größere Gruppe mit schätzungsweise weiteren 50 bis 80 Personen zu Fuß von der Brücke aus. Sie alle, so stellt sich etwas später heraus, gehören der libanesischen Gruppe an. Und sie sind hergekommen, „weil es um die Familie geht“.
„Es geht um die Familie“
Es habe Aufrufe in den sozialen Medien gegeben, erklärt einer der Männer unserer Reporterin. Und sagt: „Wir müssen zusammenhalten.“ Aus vielen Teilen des Ruhrgebietes sind die Männer deshalb nach Merklinde gekommen. Und sogar aus den Niederlanden. Irgendwann werden es weniger Männer, die sich auf den beiden Straßenseiten tummeln: Viele von ihnen sind mittlerweile auf das Gelände des Metallverarbeitungsbetriebs gegangen.

Dort fängt die Polizei, nachdem rund zehn weitere Einsatzwagen der Hundertschaft angekommen sind, an, Autos zu durchsuchen und Personen zu überprüfen. Die Einsatzkräfte wollen kontrollieren, ob hier Waffen oder andere Gegenstände, die bei der Schlägerei am Donnerstag genutzt worden sind, zu finden sind.
Das wurde gefunden
Und sie werden fündig. Die Bilanz nach Ende des Einsatzes: 116 überprüfte Personen, 24 durchsuchte Fahrzeuge und zahlreiche Strafanzeigen. Denn die Beamten konnten mehrere gefährliche Gegenstände sicherstellen – darunter Messer, Macheten sowie einen äußerst brisanten Fund.
Laut bild.de soll es sich bei der beschlagnahmten Schusswaffe um eine Maschinenpistole handeln. Auf Anfrage unserer Redaktion wollte Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber „die Art der Waffe“ nicht kommentieren. „Es handelt sich um eine scharfe Schusswaffe“, sagte er am Samstagnachmittag (17.6.). Wilming-Weber betonte aber auch, dass er die Nachricht „nicht dementieren würde“.
Etliche der durchsuchten Personen hätten gegen das Waffengesetz verstoßen. Neben den Strafanzeigen erhielten sie zudem einen Platzverweis und ein Bereichsbetretungsverbot.

Im Gegensatz zum Donnerstag und Freitag war es sowohl am Samstag als auch am Sonntag bis zum Nachmittag in Castrop-Rauxel ruhig. „Nach bisherigem Kenntnisstand gab es keine gewaltsamen Auseinandersetzungen“, sagt Andreas Wilming-Weber. Man werde weiterhin große Präsenz zeigen, um mögliche Eskalationen auch in den Abendstunden zu verhindern.

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