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Wiedersehensfreude am Muttertag: Besucher zurück in Seniorenheimen
Pflegeheime
Wochenlang durften Seniorenheime keine Besucher hinein lassen. Zu groß war die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Das Wiedersehen fand unter strengen Hygiene-Auflagen statt.
Michael Wieczorek und Tochter Nicole warten vor dem AWO-Seniorenheim in Ickern. Zum ersten Mal seit Wochen werden sie Gisela Wieczorek wieder direkt gegenüber sitzen - der Mutter respektive Großmutter. Die Vorfreude ist groß. Schließlich ist Muttertag.
„Freitag war ich zuletzt hier, da saß ich hinter einer Absperrung vor den Aufenthaltsräumen und habe mich so mit meiner Mutter durch das offene Fenster unterhalten“, sagt Michael Wieczorek, „jetzt kommt man sich wieder näher als drei Meter, das ist ein Fortschritt.“ Die ersten vier Wochen nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie hatten sie nur telefonischen Kontakt.
Seniorenheime treffen zahlreiche Schutzmaßnahmen
„Wir haben uns zwar gesehen, aber nicht so gut verständigen können“, so Nicole Wieczorek, „meine Großmutter kann nicht so laut sprechen.“ Sie war zuletzt vor einer Woche im AWO-Seniorenheim, um durch das offene Fenster mit Gisela Wieczorek zu sprechen.

Bei seinem letzten Besuch am Freitag hatte Michael Wieczorek noch hinter dem Flatterband sitzen müssen. Mit seiner Mutter sprach er durch ein offenes Fenster. © Christian Püls
Vater und Tochter tragen Mundschutz. Sie müssen Namen, Adressen und Telefonnummern angeben, damit - im Falle einer Ansteckung im Seniorenheim - die Infektionskette aufgespürt und unterbrochen werden kann. Alles nur für den Fall der Fälle. Dann noch die Hände desinfizieren und danach geht es hinein in einen der zwei Pavillons.
Nur 30 Minuten Zeit für den Besuch
Und erst dann schiebt eine Mitarbeiterin des Seniorenheims Gisela Wieczorek Rollstuhl unter das weiße Kunststoffdach. Auch die Seniorin trägt Mundschutz. Zwischen ihr und ihren Besuchern befindet sich zudem eine Plexiglasscheibe, ein so genannter Spuckschutz. Körperlichen Kontakt gibt es keinen. Verboten! Doch die Wiedersehensfreude scheint groß - für eine halbe Stunde. Dann muss der Pavillon für das nächsten Senioren-Besucher-Gespann geräumt und frisch desinfiziert sein.

Annette Krause (links) hat Besuch von ihrer Tochter Birgit Bensch. Die Umgebung ist ungewohnt für beide. © Christian Püls
Auch bei Annette Krause im Seniorenzentrum Helena am ehemaligen Habinghorster Marktplatz. Tochter Birgit Bensch ist zu Besuch. Das Prozedere ist das selbe wie in Ickern. Der Treffpunkt sei ungewohnt, so Birgit Bensch. „Man erkennt sich mit der Maske nicht so gut“, sagt sie. Aber das sei ein kleiner Wermutstropfen. Auch hier dauert das Treffen eine halbe Stunde.
Lange Listen mit den Besucherterminen
Die Listen mit den angemeldeten Besuchern ist lang. Ohne Anmeldung läuft nichts. „Aber alle haben Verständnis dafür und die Hygienemaßnahmen“, sagt eine Mitarbeiterin, „die Freude bei den Bewohnern ist groß“. Besuchstermine werden über den sozialen Dienst vergeben.