
© Abi Schlehenkamp
Besuch in Seniorenzentren erlaubt - aber Muttertag-Kuchen gibt‘s nicht
Coronavirus
In den Seniorenzentren laufen die Vorbereitungen, damit ab Muttertag wieder Besuche ermöglicht werden. In Ickern und Castrop werden Pagoden-Zelte aufgebaut. Auch dabei gelten Regeln.
Der Ankündigung von Landes-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), dass ab Sonntag, 10. Mai, wieder Besuche in Alten- und Pflegeheimen erlaubt sind, waren die Verantwortlichen in mehreren Einrichtungen in Castrop-Rauxel schon ein Stück voraus.
„Wenn jetzt nichts von der Landesregierung gekommen wäre, hätten wir zu einer Plexiglas-Lösung gefunden, um den Besuch möglich zu machen“, sagt Geros-Geschäftsführer Alexander Boulbos am Mittwoch unserer Redaktion.
Der Mensch sei ein soziales Wesen und so richtig die bisherigen Entscheidungen zur Bekämpfung des Coronavirus gewesen seien, sei es jetzt wichtig, wieder ein Stück weit zur Normalität zurückzukehren. „Erst einmal freuen wir uns“, ergänzt Boulbos. Die Angehörigen würden noch genau über die Regelungen informiert, denn sie erfordern eine Menge Logistik und machen Mehrarbeit nötig.
Zelte sehen so aus wie bei „Castrop kocht über“
In den drei Altenheimen der Gesellschaft für Seniorenbetreuung laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, damit der Besuch ab Muttertag wieder möglich ist. Sowohl am Helena-Seniorenzentrum am Markt in Habinghorst als auch am Philogeria-Seniorenzentrum In der Kemnade werden Pagodenzelte aufgebaut - kleiner, aber ansonsten ähnlich denen bei „Castrop kocht über“.
Im Seniorendomizil am Stadtgarten kann in die Räume der derzeit geschlossenen Tagespflege für den Besuch ausgewichen werden. Und so soll es zunächst ab Sonntag laufen: Ermöglicht wird der Besuch zunächst für 30 Minuten, zwei Besucher für jeden der 80 Bewohner dürfen zwischen 10 und 17 Uhr kommen. Besucher sollen sich vorher anmelden, damit nicht plötzlich ein großer Pulk vor den Türen steht.
Besucher müssen Maske von zu Hause mitbringen
Die Besucher sollten einen Mund-Nase-Schutz tragen, den sie selbst mitbringen müssen. In den Pagoden-Zelten wird nach den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts für Kontakte verfahren. Das bedeutet auch, dass nichts gegessen werden darf.
Damit gibt es auch „keinen Muttertags-Kuchen“, sagt Alexander Boulbos. Es werde ein kurzes Screening geben – um zu verhindern, dass niemand mit Husten und Fieber kommt. Und es werden Besucherlisten erstellt, um das Ganze im Fall der Fälle nachverfolgen zu können.
Auch am Awo-Seniorenheim am Ickerner Knoten gibt es Pagoden-Zelte. Eins wurde Mittwoch aufgebaut, das zweite folgt Donnerstag. Am Mittwochvormittag nutzten noch drei Töchter das seit einigen Tagen bestehende Angebot der Pflegeeinrichtung an der Langen Straße, ihren Lieben von draußen zuzuwinken und mit ihnen aus sicherer Entfernung zu sprechen.

So ist die Situation seit ein paar Tagen: Der Gast nimmt draußen Platz, drinnen sitzt der Angehörige. © Abi Schlehenkamp
Awo in Ickern nimmt Kontakt zu den Angehörigen auf
„Wir finden es toll, dass es die neue Regel gibt“, sagt Heimleiterin Jasmin Körner. Schon Dienstagabend hätten sich die ersten Angehörigen nach der Information der Landesregierung gemeldet und sich nach Details erkundigt. „Wir werden alle Angehörigen entsprechend kontaktieren und Infobriefe schicken“, erklärt Jasmin Körner.
Die Bewohnerinnen und Bewohner hätten zwar via Skype und Handys mit ihren Lieben kommunizieren können, aber der persönliche Besuch sei eben doch etwas ganz Anderes. Auch wenn es keinen Körperkontakt geben dürfe. In die Pagoden-Zelte kommen übrigens transparente Trennwände.
„Bitte nicht alle am Muttertag zu Besuch kommen“
Und auch in Ickern wird die Zeit limitiert. „Ich denke, wir wechseln jede halbe Stunde“, sagt Körner, ungefähr 20 Minuten Gesprächszeit, dann müsse ja erst mal wieder desinfiziert werden. Sie äußert eine dicke Bitte: „Bitte nicht alle am Muttertag kommen wollen, das kriegen wir bei unseren 90 Bewohnern nicht hin.“

"Wir halten zusammen: Solidarität ist unsere Stärke - auch im Kampf gegen Corona" lautet die Botschaft über dem Eingang des Awo-Seniorenheims am Ickerner Knoten. © Abi Schlehenkamp
Christa Dreifeld, Chefin des Seniorenbeirats und derzeit selbst geplante Patientin in einem Krankenhaus, sagt: „Ich freue mich ganz doll. Es war höchste Zeit, dass hier etwas für die Senioren und ihre Angehörigen passiert.“