Wie Flüchtlingen in Castrop-Rauxel geholfen wird

Fragen und Antworten

Die privat organisierte Flüchtlingshilfe arbeitet hart und erfolgreich: Sportvereine und die Facebook-Gruppe "Refugees welcome to Castrop-Rauxel" sammeln stetig Spenden und organisieren Hilfsaktionen. Und auch die Stadt ist aktiv. Hier gibt's aktuelle Infos zu den Themen Unterbringung, Spenden und Schulunterricht.

von Abi Schlehenkamp, Michael Fritsch, Tim Stobbe

Castrop-Rauxel

, 09.06.2015, 18:56 Uhr / Lesedauer: 2 min
Beim Tag der offenen Tür für die Flüchtlinge beim SuS Merklinde am vergangenen Freitag kamen rund 30 Gäste. Rund ein halbes Dutzend Afrikaner trainieren bereits seit Monaten mit den Alten Herren des Vereins.

Beim Tag der offenen Tür für die Flüchtlinge beim SuS Merklinde am vergangenen Freitag kamen rund 30 Gäste. Rund ein halbes Dutzend Afrikaner trainieren bereits seit Monaten mit den Alten Herren des Vereins.

Wie viele Flüchtlinge leben derzeit überhaupt in Castrop-Rauxel?

Das ist sehr schwer zu beantworten. Klar verzeichnet wird, wie viele Flüchtlinge der Stadt von der Bezirksregierung Münster zugewiesen werden. Im Jahr 2015 waren es bis einschließlich April bereits 134 Menschen. Doch ob sie und all die Menschen, die in den Monate zuvor nach Castrop-Rauxel kamen, noch hier leben, ist ungewiss.

"Es ist ganz schwierig, hier Zahlen zu nennen", sagt Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi. Es herrsche eine große Fluktuation. Von Fall zu Fall entscheidet sich das weitere Schicksal der Flüchtlinge unterschiedlich. Je nach Aufenthaltstitel gelten sie als geduldete, anerkannte oder Kontingentsflüchtlinge. Je nach Titel unterscheidet sich, wie frei sie sich bewegen dürfen und etwa die Stadt verlassen können. Ebenso unklar ist, wie viele zurückkehren müssen.

Wie ist es um ihre Unterbringung bestellt?

An der Vördestraße in Rauxel werden derzeit zwölf Wohnungen der LEG renoviert. Sie sind für Flüchtlinge vorgesehen, Mitte bis Ende Juli sollen Menschen dort einziehen können. Zurzeit hat die Stadt in Merklinde übergangsweise Pensionszimmer für Flüchtlinge angemietet: "Doch das ist ja keine Lösung", sagt Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann, "uns außerdem sehr teuer." Viele Flüchtlinge leben bereits in Merklinde, bereits in Wohnhäusern.

Wo und wie lernen sie die deutsche Sprache?

Schulunterricht für Flüchtlinge ist am Freitag, 12. Juni, Thema einer gemeinsamen Besprechung von Schulaufsicht, Schulverwaltung und allen Grundschul-Leitungen. Zuvor hat es bereits Gerüchte gegeben, dass die Vorbereitungen für eine sogenannte Vorbereitungsklasse bereits abgeschlossen seien. Schulrätin Marita Wrocklage weist dies zurück. 

"Es bleibt abzuwarten, ob die Bezirksregierung eine solche halbe Stelle für etwa 14 bis 18 Kinder bewilligt", sagt sie. Mit dem zusätzlichen Personal soll der Mehraufwand gestemmt werden. Wie immer sei es auch in diesem Falle so, dass es mehr Bedarfsmeldungen und Anfragen gebe, als an Ressourcen zur Verfügung stünden.

„Das geht allein nach harten Fakten“, fügte die Schulrätin hinzu. Auf gut Deutsch: Wer mehr Flüchtlingskinder zugewiesen bekommen hat, bekommt auch mehr zusätzliche Lehrkräfte. Insofern könne sie definitiv noch nicht sagen, inwieweit es eine Bündelung von Kindern an einer Grundschule geben werde. Oder ob sie künftig vereinzelt an Schulen in der Nähe ihrer jeweiligen Wohnorte unterrichtet werden.

Wer hilft ihnen nach der Ankunft in Castrop-Rauxel?

Allen voran natürlich die Stadt selbst und Organisationen wie die Caritas. In Castrop-Rauxel tun sich jedoch besonders die Sportvereine SuS Merklinde und der VfR Rauxel und die über Facebook organisierte Gruppe "Refugees welcome to Castrop-Rauxel" hervor.

Im Integrationsrat sind ihre Bemühungen von Bürgermeister Johannes Beisenherz und Karl-Heinz Hoffmann, der als Referent des evangelischen Kirchenkreises seit Jahrzehnten mit der Flüchtlingsproblematik befasst ist. „Das ist einmalig, das habe ich in 35 Jahren noch nie erlebt“, sagte er. 

Wie helfen die Gruppen und Vereine?

Sowohl die Vereine als auch die Facebook-Gruppe sammeln Spenden, allen voran Möbel, organisieren Aktionen wie einen Tag der offenen Tür beim SuS Merklinde Anfang Juni oder Möbeltransporte und Umzugshilfe.

Jürgen Kahl, Gründer der Facebook-Gruppe "Refugees Welcome to Castrop-Rauxel" mit inzwischen mehr als 300 Mitgliedern, und seine Mithelfer haben inzwischen sogar einen Lagerraum für die Möbelspenden. "Zu tun ist mehr als genug", sagt er. Doch immer noch fehlt es für die Wohnungsausstattung der Flüchtlinge an Großgeräten wie Waschmaschinen, Kühlschränken und Küchen allgemein.

Beim VfR Rauxel werden Spenden in einem Großcontainer am Sportplatz gesammelt. Dort sind laut Geschäftsführer Patrick Hübner vor allem Hygieneartikel wie Windeln willkommen.

Jürgen Kahl und seine Facebook-Helfer planen derzeit den nächsten Coup: Das Zuckerfest der Muslime Mitte Juli wollen sie gemeinsam mit muslimischen Flüchtlingen bei einem Straßenfest feiern.