Weinanbau an der Emscher 6700 Reben auf größtem Weinberg der Region in Castrop-Rauxel

Weinbau an der Emscher: Jetzt wachsen in Henrichenburg 6700 Reben
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An den Ufern der früheren Abwasserläufe der Emscher hat sich der Weinanbau neu etabliert. Die Emschergenossenschaft schenkte vor kurzem die neuesten Jahrgänge ihres Weiß- und Rotweins aus Dortmund (Phoenix See) aus. In Castrop-Rauxel entsteht derzeit der größte Emscher-Weinberg mit 6700 angepflanzten Reben. In einigen Jahren kann man dann auch Castrop-Rauxeler Wein genießen.

Nach dem Erfolg der ersten Weinberge in Dortmund – in Hörde und Barop – wird der größte Emscher-Weinberg aktuell in Castrop-Rauxel und Recklinghausen am Wasserkreuz entwickelt. Der jüngste Jahrgang von „Neues Emschertal – Phoenix 2023“ sowie der Rotwein vom Weinberg Barop wurden am Freitag (23. August) im Emscherland-Park verkostet.


Schon gut, aber im Abgang könnte er noch etwas volumiger und voller werden, meinte Prof. Dr. Ulrich Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, anlässlich dieses Termins im Gespräch mit unserer Redaktion.

Erstaunlicherweise hat die Nachbarstadt Dortmund schon eine Wein-Tradition. Bereits im 15. Jahrhundert gab es in der Umgebung der Stadt Weinanbau. Diese Tradition hat die Emschergenossenschaft 2012 aufleben lassen, als sie einen ersten Weinberg am neu geschaffenen Phoenix See auf dem Gelände eines einstigen Stahlwerks mit 97 Reben der Weißweinsorte Phoenix pflanzte. 2018 folgte ein zweiter Weinberg am Rüpingsbach in Dortmund mit 420 Reben der roten Rebsorte Cabaret Noir. Dieser Weinberg wurde von Beginn an als „Mitmach“-Weinberg gestaltet. Die Menschen konnten sich an den Arbeiten beteiligten.

Im vergangenen Jahr griff die Stadt Herne diese Idee auf und pflanzte gemeinsam mit der Emschergenossenschaft und der wewole-Stiftung rund 500 Rebstöcke der Rosésorte Cabernet Cortis am Gysenberg oberhalb des Ostbachs. Dr. Frank Dudda, Vorsitzender des Genossenschaftsrates der Emschergenossenschaft und Oberbürgermeister der Stadt Herne, erläuterte: „Wir erwarten zukünftig das Klima des Burgunds in unseren Breitengraden. Daher ist es gar nicht so abwegig, über das Emscher-Gebiet als Weinregion nachzudenken.“

Der Weinberg am Phönixsee in Dortmund konnte schon im Jahr 2015 erste Flaschen füllen.
Der Weinberg am Phoenixsee in Dortmund konnte schon im Jahr 2015 erste Flaschen füllen. © Rupert Oberhäuser/EGLV

Weinbau durch Klimawandel

Der neueste Weinberg im Castrop-Rauxeler Stadtteil Henrichenburg an der Stadtgrenze zu RE-Suderwich befindet sich noch in der Entwicklungsphase. Zwischen Emscher und Rhein-Herne-Kanal bietet der Südhang eines Landschaftsbauwerks ideale Bedingungen für den Weinanbau. In diesem Jahr wurden dort 6700 Reben gepflanzt. Auch da waren Bürgerinnen und Bürger dabei sowie ein Spezialistenteam mit einer GPS-gesteuerten Spezialmaschine aus der Pfalz. Der erste Rebstock wurde im September 2022 von Bundeskanzler Olaf Scholz gesetzt, als er an der Emscher zu Gast war.

„Weinberge direkt an den renaturierten Emscher-Gewässern symbolisieren das neue Lebensgefühl im Emscher-Gebiet“, sagt Dr. Frank Dudda. „Die Emscher und ihre Nebenläufe sind dank des Emscher-Umbaus nicht länger offene Schmutzwasserläufe, sondern bieten mit ihrer neuen blaugrünen Infrastruktur die Möglichkeit, die Flusslandschaften auf eine ganz neue Art und Weise zu genießen.“

Der an der Emscher ökologisch angebaute Wein fördere auch die Artenvielfalt: Durch die geringe maschinelle Bearbeitung des Bodens entstünden ideale Lebensräume für insektenfreundliche Pflanzen und Nützlinge wie Marienkäfer und Spinnen, heißt es in einer Pressemitteilung. Herausforderungen wie die Anpassung an den Klimawandel bestünden jedoch weiterhin.

Der Weinanbau begann als Forschungsprojekt, um Auswirkungen des Klimawandels zu testen. Die Weinberge sind aus Sicht der Emschergenossenschaft Symbole für den Strukturwandel und die neue Lebensqualität in der Region. Uli Paetzel sagt: „Wenn wir an den Ufern eines Flusses, der 170 Jahre lang als Industrie-Kloake dienen musste, Wein anbauen können, dann ist hier im Ruhrgebiet noch vieles mehr möglich.“

Die EG bietet alle zwei Wochen montags ein Mitmach-Treffen am Weinberg in Castrop-Rauxel an, um die Rückkehr des Weinbaus möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Die Treffen sind offen für alle und kostenfrei. Der nächste Termin ist am 16. September um 16 Uhr. Interessierte können sich mit einer E-Mail an tk@allmende-emscherlippe.de anmelden.

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