Warum Ärzte Geld von Pharma-Konzernen erhalten

Krankenhäuser in Castrop-Rauxel

Pharmakonzerne leisten großzügige Zahlungen an Ärzte und medizinische Einrichtungen. Sie bezuschussen Studien, honorieren Vorträge oder laden zu Kongressen ein. Eine Recherche des Correctiv hat die Daten veröffentlicht. In Castrop-Rauxel sind die Krankenhäuser, drei Krankenhausärzte und 20 niedergelassene Ärzte dabei.

CASTROP-RAUXEL

, 20.07.2016, 05:48 Uhr / Lesedauer: 2 min
Pharmakonzerne zahlen Gelder an Ärzte und Krankenhäuser. Teils sehr hohe Summen. In Dorsten legt das Krankenhaus großen Wert auf Transparenz.

Pharmakonzerne zahlen Gelder an Ärzte und Krankenhäuser. Teils sehr hohe Summen. In Dorsten legt das Krankenhaus großen Wert auf Transparenz.

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe listet insgesamt 134 niedergelassene Ärzte in Castrop-Rauxel, hinzu kommen etliche Krankenhausärzte. Über die Anzahl derer, die eine Veröffentlichung abgelehnt haben, kann nur gemutmaßt werden. Zumal nicht jeder praktizierende Arzt Zuwendungen von Pharma-Firmen erhält oder annimmt.

Deutschlandweit haben 2015 mehr als 71.000 Ärzte, Fachkreisangehörige und medizinische Einrichtungen insgesamt 575 Millionen Euro kassiert – nur rund ein Drittel war mit einer Veröffentlichung einverstanden. Zu diesem Ergebnis kommen das Recherchezentrum Correctiv und Spiegel Online nach Auswertung und Aufbereitung der Daten.

Die Daten des Evangelischen Krankenhauses:

Die höchsten Zuwendungen unter den Auskunftsbereiten in Castrop-Rauxel hat demnach das Evangelische Krankenhaus (EvK) erhalten. 5798 Euro zahlten unter anderem die Biogen GmbH oder die Bayer AG. Die Beträge sind als Sponsoring ausgewiesen. „Das bedeutet, dass unsere Veranstaltungen sowohl für ein Laien- als auch ein Fachpublikum zum Teil von Pharmafirmen unterstützt werden“, sagt EvK-Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter.

Er befürwortet die Transparenz-Offensive. „Wir sind uns bewusst, dass dieser Themenkomplex in der Öffentlichkeit kritisch betrachtet werden könnte. Deshalb legen wir Wert auf die Feststellung, dass wir nichts zu verbergen haben.“ Die Gefahr eines Interessenkonflikts bei der Beschaffung von Medikamenten sieht Bitter nicht.

Die Lage beim St.-Rochus-Hospital:

Auch beim St.-Rochus-Hospital sind sämtliche Zahlungen (2250 Euro) als Sponsoring verbucht. Das umfasse hauptsächlich Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte, erklärt Geschäftsführer Thomas Tiemann. Auch ihm ist Transparenz wichtig: „Es wird schon in der Einladung kenntlich gemacht, welcher Sponsor welche Veranstaltung mit wie viel Geld unterstützt.“

An der Entscheidung über die Anschaffung neuer Standardmedikamente seien Chefärzte mehrerer Häuser sowie Mitarbeiter der hauseigenen Apotheke beteiligt, weshalb es nicht zu Interessenskonflikten komme.

Das sagt ein niedergelassener Arzt:

Keinerlei Zuwendungen hat Michael Greef erhalten. Und wenn doch, dann hätte der Allgemeinmediziner und Vorsitzende des Ärztevereins diese öffentlich gemacht. Er stehe dem Transparenz-Bestreben positiv gegenüber, sagt Greef. „Wenn jemand Zahlungen erhält, dann soll er auch dazu stehen, sodass erst gar kein Misstrauen aufkommen an.“

Hausärzte wie er seien ohnehin nicht die gefragten Ansprechpartner der Pharmaunternehmen. „Das sind eher innovative Ärzte oder Fachärzte, die hochpreisige Medikamente verordnen – und die arbeiten hauptsächlich in Krankenhäusern.“  

Hintergrund: Die Recherche
Die 54 Mitgliedsfirmen des Vereins Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie (FSA) haben Ende Juni ihre Zahlungen offengelegt.
Insgesamt 575.000 Euro flossen bundesweit an mehr als 71.000 Ärzte und medizinische Einrichtungen. 29 Prozent stimmten einer Veröffentlichung zu.
Die Daten waren zunächst für Patienten nahezu unlesbar. Correctiv und Spiegel Online haben sie in eine öffentlich zugängliche Datenbank überführt.
Zwei Krankenhäuser, 20 niedergelassene und drei Krankenhausärzte in Castrop-Rauxel stimmten einer Veröffentlichung zu.
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