
Das hätte Konrad Hirschmann nicht für möglich gehalten: Jüngst ist dem Besitzer von Hof Schulte-Rauxel Holz geklaut worden. Er befürchtet, dass es wegen der Energiekrise in Zukunft häufiger zu Holz-Diebstahl kommen könne. © privat/Archiv
„Holz ist das neue Klopapier“: Diebe schlugen schon am Hof Schulte-Rauxel zu
Energiekrise
Die Energiepreise sind hoch, Alternativen zu Gas und Strom gefragt. Dadurch wird auch Holz attraktiver und teurer. Waldbesitzer auch in Castrop-Rauxel fürchten nun, dass mehr Holz gestohlen wird.
Dass ihm aus seinem Waldstück einmal Holz gestohlen werden würde, hatte Konrad Hirschmann nicht für möglich gehalten: „Das hatten wir über 25 Jahre lang nicht“, erzählt der Besitzer des Waldes namens Rieperberg im Stadtteil Rauxel. Das änderte sich vor wenigen Wochen: „Da wurde uns tatsächlich Holz geklaut, das in der Nähe einer Straße gelegen hatte."
Für Konrad Hirschmann sei das nicht unbedingt dramatisch, denn „das war jetzt auch keine Irrsinns-Menge.“ Er zieht aus seinem Wald ohnehin keinen wirtschaftlichen Gewinn – dafür sei das Areal viel zu klein. Der Inhaber des Hofs Schulte-Rauxel befürchtet in Zukunft aber mehr Holz-Diebstähle: „Wenn die Leute ihre Gasrechnungen bekommen, werden viele, die einen Kamin zuhause haben, sich überlegen, stattdessen damit zu heizen.“
Da sich aber auch die Preise für Kaminholz extrem erhöht haben, könnten die Diebstähle zunehmen. Davor warnt auch Dirk Middelmann, Leiter des Forstbetriebsbezirks Recklinghausen und damit unter anderem für viele Waldflächen in Castrop-Rauxel zuständig.
Große Nachfrage nach Brennholz kann nicht bedient werden
„Brennholz ist das neue Klopapier, um es mal auf den Punkt zu bringen“, sagt Middelmann. Die Nachfrage sei durch die Energiekrise stärker angestiegen, als die Wälder nachliefern könnten. „Auch aus Gründen der Nachhaltigkeit können wir da nicht einfach mal so mehr abholzen“, erklärt der Förster.

Förster Dirk Middelmann vom Forstbetriebsbezirk Recklinghausen befürchtet, dass es mehr Diebstähle von Brennholz aus den Wäldern geben könnte. © Alina Meyer (Archiv)
Laut Konrad Hirschmann vom Hof Schulte-Rauxel würde das in der Knappheit jetzt auch nur begrenzt helfen: „Bevor Holz zum Verbrennen genutzt werden kann, muss es etwa ein Jahr lang gespalten gelegen haben.“ Es dauere daher, bis mehr Brennholz verfügbar gemacht werden könne.
Weil das vorhandene Brennholz aber gleichzeitig viel begehrter ist, steigt der Preis. Im Hagebaumarkt in Bladenhorst kostete der Raummeter Kaminholz Ende September beispielsweise schlappe 279 Euro und damit mehr als doppelt so viel wie noch Ende 2021.
Menschen erkundigen sich nach Holz aus dem Wald
Noch seien Diebstähle im großen Stil nur sehr selten zu beobachten, so Förster Dirk Middelmann: „Es gab aber schon Fälle, wo gefällte Buchen mit LKW abgeschleppt wurden.“ Das sei vor allem für die Käufer des Holzes ärgerlich, denn „wir verkaufen das Holz schon im Bestand.“
Beim Fällen der Bäume gehört das Holz also schon den Käufern. Wenn diese das Holz dann erst später abtransportieren können und so lange im Wald lagern, ist es letztendlich ihr Verlust, wenn es vorher gestohlen wird. „Die bleiben dann auf den Kosten sitzen.“
Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW, zu dem die verschiedenen Forstämter im Bundesland gehören, spricht in einer Pressemitteilung ebenfalls von Befürchtungen, dass der Holzdiebstahl aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise zunehme. Daher setzte man darauf, im Wald lagerndes Brennholz mit GPS-Trackern auszustatten: „Richtig angewendet, können damit Holzdiebe auf frischer Tat erwischt werden.“

Laut Wald und Holz NRW werden vielerorts stichprobenartig GPS-Tracker in lagerndem Stammholz eingebaut. Falls das Holz zur Beute wird, lässt es sich dann gegebenenfalls nachverfolgen. © Daniel Braun, Wald und Holz NRW
„Ich höre das, wenn da jemand die Motorsäge auspackt"
Das Mitnehmen von Holz aus Wäldern ist in NRW grundsätzlich verboten. „Viele wissen das nicht. Ich bekomme ständig Anrufe von Leuten, die fragen, ob sie Holz aus dem Wald mitnehmen dürfen“, erzählt Dirk Middelmann. Dafür müsste man allerdings das Einverständnis der Waldbesitzer einholen.
Waldbesitzer Carl-Enno Freiherr zu Knyphausen erlaubt sogenannten Selbstwerbern regelmäßig, sich verfügbares Brennholz aus seinem Wald rund um Haus Dorloh zu holen. „Wer einen Motorsägenschein hat, kann sich da gerne bedienen. Den haben aber viele nicht“, so zu Knyphausen. Seine Sorge vor unerlaubtem Abholzen seiner Bäume hält sich dennoch in Grenzen: „Das Waldstück ist so klein – ich höre das, wenn da jemand die Motorsäge auspackt.“
2001 in Witten geboren und schon lange an Politik und Journalismus interessiert. Als echtes Pottkind jetzt für die Ruhr Nachrichten in Castrop-Rauxel und im Dortmunder Westen unterwegs.
