Herrliches Panorama, tolle Landschaft: Wie kann man sich hier das Coronavirus einfangen? Das dachten viele Wintersportler in Ischgl. Nun gilt der Ort als einer der Virus-Drehscheiben in Europa. © privat
Hausquarantäne
Coronavirus: Von der Skipiste in die häusliche Quarantäne – ein Castrop-Rauxeler erzählt
Sie waren wie fast jedes Jahr mit Kumpels Skifahren. In Ischgl. Ein Castrop-Rauxeler ist seit dem 5. März zurück - und befindet sich seit Samstag in Hausquarantäne.
Hausquarantäne oder „häusliche Quarantäne“: Das sind Begrifflichkeiten, die vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie wohl kaum jemand jemals gehört hat. Jetzt sind sie in aller Munde. Aber keiner, der nicht betroffen ist, weiß so recht, was sie bedeutet. Eine Männer-Clique aus Castrop-Rauxel war Anfang März zusammen im Skiurlaub. Einer von ihnen lernt jetzt kennen, was Quarantäne im eigenen Haus bedeutet.
Samstag: Der Anruf vom Gesundheitsamt
Er lebt in Frohlinde, der 67-jährige Castrop-Rauxeler: da, wo verhältnismäßig viele Menschen ein Haus mit Garten ihr Eigen nennen können. Er ist noch berufstätig, aber seit Samstag darf er nicht mehr zur Arbeit. Denn da rief ein Mann vom Gesundheitsamt an.
Er sei ab sofort in häuslicher Quarantäne, lautete die deutliche, aber nicht allzu umfangreiche Ansage am Telefon. Sein Testergebnis auf das Coronavirus sei zwar negativ ausgefallen, aber weil ein Mann aus seinem Umfeld positiv getestet wurde, gelte nun die Abschottungsstrategie.
Zu Ischgl gehört auch Après Ski. Wie gut aber sind die Gläser gespült, wenn es voll ist? Es könnte sein, dass sich das Virus so übertragen hat. © privat
„Was das heißt, ist mir noch nicht ganz klar. Ich halte mich strikt von anderen Leuten fern und bin zu Hause. Auch mal draußen, ich habe ja einen Garten – und ich weiß gar nicht genau, was ich tun soll und was lassen.“ Klar sei für ihn: Er halte Abstand zu den Nachbarn, wenn er sie sehe. „So genaue Instruktionen hat man mir nicht gegeben.“
Südtirol ja - aber Tirol?
Dabei, so erzählt er, sei er ja einfach nur Skifahren gewesen. Vom italienischen Südtirol sei schon bei seiner Abreise bekannt gewesen, dass es da das Coronavirus gebe. Aber Ischgl im österreichischen Tirol? Nichts habe man in Bezug auf die Verbreitung dort dazu gehört.
„Man war schon vorsichtiger, ist zum Beispiel in der Bahn aufgeschreckt, wenn jemand geniest hat“, erzählt der Frohlinder. Doch die große Ischgl-Corona-Geschichte kam erst auf, als sie schon zwei Tage wieder in Castrop-Rauxel waren: In Ischgl wurde am 7. März der erste Corona-Infizierte gemeldet. Ein Servicemitarbeiter im „Kitzloch“, 36 Jahre alt.
Das Kitzloch, eine Bar an der Talstation, wo Après Ski gefeiert wird bis zum Abwinken. Die Castrop-Rauxeler Gruppe war da gar nicht. Und erfuhr auch erst zwei Tage nach der Abreise von dem Fall.
Test zu Hause selbst gemacht
So besorgten sie sich alle über ihre Hausärzte den Test. Der 67-Jährige machte ihn zu Hause selbst. Freitag war das, als er ihn abschickte. Schon am nächsten Tag wusste er durch den Anruf vom Gesundheitsamt: negativ - kein Virus. Aber dennoch: Vorsicht - und Quarantäne.
<div id="DV-viewer-6810919-Handreichung-Tipps-Bei-Haeuslicher-Quarantaene" class="DC-embed DC-embed-document DV-container"></div> <script src="//assets.documentcloud.org/viewer/loader.js"></script> <script>DV.load("https://www.documentcloud.org/documents/6810919-Handreichung-Tipps-Bei-Haeuslicher-Quarantaene.js", { responsive: true, text: false, pdf: false, container: "#DV-viewer-6810919-Handreichung-Tipps-Bei-Haeuslicher-Quarantaene" });</script>Die Geschichte um Ischgl und die beliebte Skiregion in Österreich ist damit nicht zu Ende: Sie gilt vielen inzwischen als die heimliche Virus-Drehscheibe Europas. Dabei hätte man es vielleicht früher wissen können. Nicht die Castrop-Rauxeler Reisegruppe, aber zumindest die Verantwortlichen. Am 5. März schon erklärte Island Tirol zu einem Risikogebiet. Seit dem 13. März hat das deutsche Robert-Koch-Institut es auch als solches ausgeflaggt.
„Was mich ein bisschen stört“, sagt der 67-Jährige: „Ich darf nicht raus, meine Frau schon. Das ist noch nicht so hundertprozentig ausgereift“, findet er. Auch, dass er sich im Internet raussuchen musste, was Hausquarantäne genau bedeutet, wundert ihn etwas. „Aber der Mann vom Gesundheitsamt hat angedeutet, dass ich Post bekomme“, sagt er. Sie wird wohl vom städtischen Ordnungsamt kommen, so unsere Recherchen. Montagmittag war sie noch nicht da.
„Ich gehörte ja zur Risikogruppe“, sagt der 67-Jährige. Doch er habe keinerlei Beschwerden. Nun wartet er ab, was die nächsten Tage bringen.
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