Violetta Kroll-Baues verabschiedet sich von der WBG Taffe Sprüche und Tränen am letzten Tag

Taffe Sprüche und Träne: Violetta Kroll-Baues geht in den „Unruhestand“
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Es ist gar nicht leicht, sich mit Violetta Kroll-Baues über ihre Person zu unterhalten. Zum einen, weil es sehr schwierig ist, sich mal länger ungestört mit ihr zu unterhalten. Eine Woche vor ihrer Verabschiedung sitzen wir in ihrem Büro an der Willy-Brandt-Gesamtschule. Es ist Anmeldewoche und auch wenn Violetta Kroll-Baues nur wenige Tage von ihrem Ruhestand trennen, ist das für die resolute Frau kein Grund, sich zurückzulehnen.

Alle paar Minuten kommt jemand hineingestürmt, hat eine Frage, will sie nur ganz kurz einen Moment sprechen oder braucht schnell noch eine Information. Aber selbst wenn man die Zeit, ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hat: Über sich selber redet Violetta Kroll-Baues nicht wirklich gerne, scheint es. Viel lieber spricht sie über ihre Schule und die Schülerinnen und Schüler. Immer wieder kommt sie in unserem Gespräch auf die Erfolge der Schule zurück. Sie wirkt uneitel. Es wird deutlich: Violetta Kroll-Baues ist stolz auf die Schulgemeinschaft an der WBG.

Achteinhalb Jahre hat sie die Willy-Brandt-Gesamtschule geleitet. Als sie 2015 zu ihrem Amtsantritt mit der Redaktion spricht, kündigt sie an, sich besonders um die Inklusion und Integration von Schülerinnen und Schülern zu kümmern. Damals ahnt sie noch nicht, welche Herausforderungen sie erwarten werden. Sei es ein ausgebrannter Musikraum, geflüchtete Kinder aus ganz unterschiedlichen Kulturen oder eine globale Pandemie.

Schule müsse sich weiterentwicklen

Die Folgen der Pandemie spüre man noch bis heute, erzählt sie. Gerade die Psyche der Kinder habe in dieser Zeit gelitten: „Das war schon eine Herausforderung für uns alle.“ Aber man müsse das Gute im Schlechten sehen, ohne Corona wäre die Digitalisierung nie so schnell vorangekommen und mit den 40.000 Euro Hilfsgeldern habe man sich endlich mal unkompliziert große Projekte leisten können. „Das sind Gelder, das hätten wir nie zur Verfügung gehabt.“

Für Kroll-Baues muss sich die Schule weiterentwickeln zu einem Ort, an dem nicht einfach nur Wissen in Kinderköpfe gestopft wird: „Schule und Bildung ohne Erziehung funktioniert nicht. Es ist absolut gleichwertig.“ Gerade vor dem Hintergrund, dass viele Eltern nicht gut Deutsch sprechen oder wegen der Arbeit wenig zu Hause, müsse die Schule stärker die Rolle eines zweiten Zuhauses übernehmen. Sie wünscht sich zum Beispiel, „dass Kinder viel mehr hier essen“ und das Essen auch kostenlos wird.

„Das ist meine Berufung.“

Ein anderer Beruf als Lehrerin kam für Violetta Kroll-Baues nie infrage: „Das ist meine Berufung. Das Wort sagt es schon. Ich wollte schon immer Lehrerin werden und eben mit Kindern arbeiten.“ Dass hier eine Lehrerin geht, die ihre Schule mit Herzblut geleitet hat, merkt man auch ein paar Tage nach unserem Gespräch bei ihrem Abschied in der Aula der WBG.

 Violetta Kroll-Baues hält den Artikel in der Hand, der zu ihrer Einführung geschrieben wurde.
Die Haare seien erst durch Corona weiß geworden, scherzt die nun ehemalige Schulleiterin der WBG. „Bewahren und entwickeln“, mit diesem Motto hat Violetta Kroll-Baues ihr Amt vor mehr als acht Jahren angetreten. © Nora Varga

Viele aus der Castrop-Rauxeler Schullandschaft ließen es sich nicht nehmen und feierten mit Violetta Kroll-Baues ihren Abschied. Untermalt von musikalischen und künstlerischen Einlagen wurden ihr allerhand Glückwünsche mit auf den Weg gegeben.

Für einen taffen Spruch oder kecken Seitenhieb ist sich Kroll-Baues nicht zu schade. Als ihr die Sprecher aller Klassen Glückwünsche und Briefe überreichen, weiß sie genau, wer am Vortag noch vor ihrem Büro Strafarbeiten machen musste. Sie erinnert sich aber auch, welche Schüler zusammen mit ihr vor acht Jahren an der WBG gestartet sind. Eine dieser Schülerinnen ringt mit den Tränen, als sie ihr das Abschiedsgeschenk überreicht.

Ein Umschlag aus jeder Klasse. Bei der Verabschiedung am 31. Januar übergab jede Klasse der scheidenden Schulleiterin Violetta Kroll-Baues mit Glückwünschen und Erinnerungen an die gemeinsame Zeit.
Ein Umschlag aus jeder Klasse. Bei der Verabschiedung am 31. Januar übergab jede Klasse der scheidenden Schulleiterin Violetta Kroll-Baues mit Glückwünschen und Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. © Nora Varga

Nie um Kritik verlegen

Trotz netter Worte vom Bürgermeister und ihren Vorgesetzten ließ es sich die nun ehemalige Schulleiterin aber nicht nehmen, noch mal den Finger in einige Wunden zu legen. Die Gebäude müssen besser instand gehalten und die Bürokratie vereinfacht werden. Der Lehrermangel müsse mit echten Ideen und nicht mit dem plumpen Zusammenstreichen von Teilzeit bestritten werden. Violetta Kroll-Baues: „Das hatten wir schon, das wird nicht funktionieren.“

Das 40-jährige Jubiläum stand unter dem Motto des Namensgebers Willy Brandt „Der Frieden ist nicht Alles, aber Alles ist ohne den Frieden nichts“. Mit einem Festakt am 24. September 2022 im Pädagogischen Zentrum eröffnete die Schulleiterin Violetta Kroll-Baues die Feier.
Das 40-jährige Jubiläum stand unter dem Motto des Namensgebers Willy Brandt „Der Frieden ist nicht Alles, aber Alles ist ohne den Frieden nichts“. Mit einem Festakt am 24. September 2022 im Pädagogischen Zentrum eröffnete die Schulleiterin Violetta Kroll-Baues die Feier. © Willy-Brandt-Gesamtschule

Als sie die Erfolge der Schule aufzählt, an den Sternenmarsch der Schulen gegen den Krieg in der Ukraine erinnert und an die große Feier zum 40-jährigen-Schuljubiläum, kommen auch der sonst so gefestigten Violetta Kroll-Baues die Tränen.

Ab jetzt einen Gang runterfahren, keine Option für sie. Sie erwarte ein „Unruhestand“ zwar auch mit Reisen und mehr Familienzeit, aber sie werde sich trotzdem weiter in der Kinderbildung engagieren – von nun an allerdings ehrenamtlich. Ihre Nachfolge an der Willy-Brandt-Gesamtschule tritt Michael Krimpmann an.

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