Authentische Holzoptik. Das versprechen zahllose Hersteller von Fußböden für unsere Wohnungen. Ob es nun aus Vinyl sein soll, oder aus PVC, aus Beton oder aus einer Mischung verschiedener Werkstoffe wie beim Laminat: Die echte, wahre Holzanmutung soll der Boden haben.
Man imitiert also das Aussehen eines hochwertigen Holzbodens, seien es Dielen oder Parkett, ersetzt den nachwachsenden Rohstoff Holz aber durch irgendwelche Kunststoffe oder Mischstoffe. Das soll viel preiswerter sein als das echte Holz. Und leicht zu verlegen.
Schlagkräftige Argumente?
Ist es natürlich auch, also preiswerter in der Anschaffung. Aber ist es das auch auf Dauer? Und ist das ein Verkaufsargument par excellence? Hauptsache billig? Natürlich gibt es Einsatzzwecke, bei denen man nicht auf das Original, also auf Holz, zurückgreifen muss. Natürlich gibt es Menschen, die sich die Verlegung eines Echtholzbodens tatsächlich nicht leisten können.
Das erklärt aber nicht den riesigen Verkaufserfolg dieser Imitate. Viele Menschen lassen sich vielmehr von Oberflächlichkeiten leiten. Die Anschaffung von Vinyl ist natürlich preiswerter. Der Boden ist natürlich pflegeleicht. Aber sind das, gerade in der heutigen Zeit, die wirklich wichtigen Argumente? Nachhaltige Argumente?
Quasi unverrottbar
Kunststoffe, das wissen wir nun alle zur Genüge, sind echte Umweltseuchen. Einmal hergestellt, brauchen sie unter Umständen hunderte von Jahren zum verrotten. Das bekannteste Beispiel: Eine simple Plastikflasche braucht rund 450 Jahre, ehe sie im Meer verrottet ist. Zum Vergleich: ein Stück Sperrholz braucht dafür 3 Jahre.
Zudem: Ein Holzboden in der Wohnung hält bei etwas Pflege quasi ewig, lässt sich in der Regel sogar mehrmals abschleifen und damit quasi in einen Neuzustand versetzen. Ist ein Kunststoffboden damit vergleichbar? Ist ein Kunststoffboden da auf lange Zeit immer noch kostengünstiger? Wer lässt einen solchen Boden ein Wohnleben lang liegen?
Noch Vinyltapeten dazu
Kommen wir zur Anmutung eines Bodens. Warum werben denn sämtliche Hersteller damit, authentische Holzanmutungen anzubieten? Weil Holz nun einmal ein ausgesprochen behagliches Wohngefühl erzeugt, sich mit quasi jedem Einrichtungsstil kombinieren lässt und bei weitem nicht so kühl daher kommt wie ein Fliesenboden.
Was macht etwa in einem alten Haus einen Großteil des Charmes aus? Ein herrlich knarzender Holzboden, dem die Spuren eines langen Daseins anzusehen und anzuhören sind, ist nun mal etwas deutlich mehr die Sinne eines Menschen ansprechendes Detail als ein PVC-Boden in Holzoptik. Grauenvoller kann es nur noch mit Vinyltapeten an den Wänden und Kunststoff-Kassetten an der Decke werden.
Solche Räume werden Archäologen in 500 Jahren vermutlich komplett unverrottet ausgraben auf der Suche nach den Wohnformen unserer Zeit. Ein scheußlicher Gedanke.
In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.
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