Sie fuhren mit Stretch-Limousine zur ersten Ratssitzung. Ihr Fraktionschef hielt eine Rede im Stadtrat, in die er 40 Floskeln anderer Ratsvertreter einbaute. Sie stellen schräge Anträge. Sie bauten einen Protest-Stand neben einer Demo von „Fridays gegen Altersarmut“ auf und antworteten auf die Mahnwache mit Lärm. Sie sind alternativ unterwegs: Die Rede ist von Marcus Liedschulte und Andreas Kemna, die für „Die Partei“ im Stadtrat sitzen und auch sonst linke Politik mit zum Teil autonomen Aktionen verbinden.
Nun veranstalten sie ein alternatives Festival im Stadtgarten: „Vegan im Park“. An sich erstmal keine große Besonderheit. Aber der Termin ist speziell: Es findet am Ckü-Samstag (10.6.2023) statt, 350 Meter von der Bühne auf dem Marktplatz entfernt, auf der dann unter anderem Seven Cent spielt. Konkurrenz? Seitenhieb? Oder gar eine Provokation? Wir sprachen mit Vegan-im-Park-Initiator Marcus Liedschulte.
Warum haben Sie genau diesen Termin ausgewählt? Man hätte es ja auch eine Woche nach Ckü machen können…
Wir wollen das Fest als alternative Ergänzung zu Ckü etablieren. Im Allgemeinen ist es in Castrop-Rauxel sehr schwierig, etwas Veganes in Restaurants, Imbissbuden und so weiter zu bekommen. In anderen Städten gibt es da wesentlich mehr Alternativen. Dazu soll dieses Fest natürlich auch einen Anstoß geben, da es diesen Bedarf durchaus gibt. Nicht nur aus ethischen, sondern auch aus klimapolitischen Gründen. Wir freuen uns auf jeden Fall, dass auch ein Castroper Gastronom dabei ist.
Sie schrieben von Schwierigkeiten bei der Beantragung des Festivals bei der Stadt. Was meinen Sie damit?
Vor allem die Kommunikation mit dem Bereich Ordnungswesen. Das Fest wurde Anfang Februar angemeldet und diese Woche (Ende Mai / Anfang Juni, die Redaktion) genehmigt. Anfragen zu Koordinationsgesprächen sind unbeantwortet geblieben oder man wurde an andere Stellen verwiesen. Als Veranstalter fühlt man sich von der Verwaltung da manchmal sehr hängengelassen. Letztlich hat es aber doch geklappt.
Wie viele Besucher können im Stadtgarten mitfeiern?
Wegen der kurzen Werbezeit rechnen wir dieses Jahr noch nicht mit wahnsinnig vielen Besuchern und Besucherinnen. Auf den Tag verteilt vielleicht mit 500.
Wer hatte die Idee zu diesem Festival?
Wir als Verein Kalliope. Die Idee gekommen ist uns in der Diskussion über die Gänsestopfleber bei Tante Amanda.
Gehen Sie selbst denn auch auf Ckü?
Sicherlich haben wir die Veranstaltung schon besucht. Allerdings lockt uns weder das gastronomische noch das kulturelle Angebot. Eher, dass man Menschen trifft, die man sonst lange nicht gesehen hat. Am Samstag jedenfalls werden wir definitiv nicht bei Ckü sein.
Gab es Hinweise der Stadt, möglichst einen anderen Termin zu suchen?
Es wurde von allen Seiten zumindest immer auf das gleichzeitig stattfindende Ckü hingewiesen.
Welche Reaktionen gibt es von Ckü-Veranstaltern und Gastronomen, zum Beispiel Marlen Kempf vom Parkbad Süd, direkte Nachbarin Ihrer Festival-Wiese, oder Bubi Leuthold, dem Orga-Chef?
Uns sind keine Reaktionen bekannt. Aber wie gesagt, sehen wir uns auch nicht als Konkurrenz. Wir gehen daher davon aus, dass diese Sichtweise auch bei den Veranstaltern und Gastronomen von Ckü vorherrscht.
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