
© Thomas Schroeter
Unternehmer: Castrop-Rauxeler Wirtschaftsförderung funktioniert gar nicht
Wirtschaft
Dr. Heinz Hummel ist erfahrener Unternehmer. Und gerade gar nicht gut auf die Stadt zu sprechen. Die Wirtschaftsförderung liege im Argen, meint er. Das soll bekanntlich geändert werden.
Die Hallen und Geschäftsräume von Ford Köster an der Herner Straße gehören zu den Gewerbeimmobilien in Castrop-Rauxel, in denen man gerade halbwegs günstig Gewerbeflächen mieten könnte. Die komplette Werkstatt will Inhaber Dr. Heinz Hummel zwar nicht unbedingt vermieten. Von den 1150 Quadratmetern und 40 Parkplätzen vor der Tür würde er Interessenten aber schon das eine oder andere Stück abgeben. Und das für 5,22 Euro je Quadratmeter.
Nachdem unsere Redaktion über die Vermietungsabsichten des Geschäftsmanns berichtet hatte, „haben mich Kunden ganz besorgt gefragt, ob wir hier denn jetzt komplett dicht machen“, berichtet Hummel im Gespräch am Dienstag, 14. Dezember.
Hummel will Flächen gerne vermieten
Das sei nicht seine Absicht. „Wir machen hier ganz normal weiter. Es sei denn, es kommt jemand mit der ganz dicken Geldbörse“, sagt Hummel lachend. „Aber das ist nicht zu erwarten“, so seine realistische Einschätzung der Immobiliensituation. Wer sollte in Corona-Zeiten, wo vor allem der Internethandel profitiert, „auch schon Interesse an meinem ganzen Platz hier haben?“, so Hummel.
Ford Köster gehört ihm seit 1980. „Am Anfang war das hier ja noch viel größer, da haben wir in Spitzenzeiten 48 Leute beschäftigt“, erzählt Heinz Hummel uns bei einem Besuch vor Ort. Inzwischen ist vieles schon vermietet, etwa an den Citybäcker und den Global Food Supermarkt.
„Das Autogeschäft läuft heute nicht mehr so wie in den goldenen Zeiten. Die ganze Branche ist ja im ständigen Umbruch“, so Hummel. „Und wenn jetzt noch die ganzen E-Fahrzeuge kommen, müssen wir in der Werkstatt auch noch unsere Hebebühnen umrüsten“, schildert er seine persönliche Situation.
Darum sucht er gerade nach Möglichkeiten, weitere Teile dieser Immobilie für andere Zwecke zu nutzen, um so Geld herein zu holen. „Man sagt, dass ich alles verkaufe außer meiner Frau“, erzählt Hummel über sich.
Tipico-Wettshop soll an die Herner Straße kommen
Bei seinen Absichten aber spiele die Stadt bisher nicht mit. „Wir warten etwa seit einem Jahr auf eine Genehmigung, hier auch einen Tipico-Shop unterbringen zu können“, klagt der Unternehmer. Den wolle nicht er betreiben, sondern ein Geschäftspartner. „Bis heute liegt das noch im Rathaus, scheitert angeblich gerade an einer Unterschrift.“

Die Werkstatt von Ford Köster an der Herner Straße. Für Teile des Gebäude sucht der Inhaber neue Nutzungsmöglichkeiten. © Thomas Schroeter
Mit Interesse habe er verfolgt, was es zuletzt an Klagen über liegengebliebene Bauanträge etwa gegeben habe. „So mache ich doch keine Wirtschaftsförderung“, beurteilt er die Situation, auch mit Blick auf seinen eigenen Fall. „Hier hat man eher den Eindruck, dass Castrop-Rauxel Wirtschaftsförderung gar nicht nötig hat.“
Als früher Hans-Werner Diel noch für die Wirtschaftsförderung bei der Stadt zuständig war, sei das anders gewesen. „Mit Diel hat man reden können, das war ein guter Mann“, erinnert sich der Geschäftsmann noch gern an den Wirtschaftsförderer, der vor neun Jahren in den Ruhestand gegangen ist.
„Inzwischen“, so ein in dieser Hinsicht sehr bestimmter Heinz Hummel, „heißt es unter Geschäftsfreunden schon: Du kannst alles machen, nur nicht in Castrop-Rauxel.“ Damit stößt der Geschäftsmann in das gleiche Horn, in das auch einige der Oppositionsparteien im Castrop-Rauxeler Rat blasen.
Neue Gesellschaft soll die Wende bringen
Dort wird etwa von der CDU schon lange moniert, dass es in der Stadt an Flächen für Gewerbe massiv fehle. „Und was an Flächen da ist, da scheitern Verhandlungen mit Investoren oft genug an der politischen Ausrichtung hierzulande“, sieht Hummel auch über Castrop-Rauxel hinaus keine wirtschaftsfreundliche Politik in Sicht.
Es bleibt abzuwarten, ob die neue Wirtschaftsförderungs- und Stadtteilmanagement-Gesellschaft unter der Führung von Stadtwerke-Geschäftsführer Jens Langensiepen in dieser Hinsicht zumindest in Castrop-Rauxel für die Wende sorgen wird. Skeptiker bezweifeln das allein schon, weil Langensiepen nur in Teilzeit für die neue Stadttochter da sei.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
