Chemieindustrie
Rütgers: Umweltministerin Schulze betrachtete Öko-Wandel im Chemie-Werk
Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Bundesminister nach Castrop-Rauxel kommt. Am Montag war Svenja Schulze da. Die Ministerin für Klimaschutz sah sich ein Industrieunternehmen im Wandel an.
Eines der ersten Bilder der HHCR-Anlage im Probebetrieb von vor wenigen Wochen. Hier werden wasserklare Harze in Pastillenform hergestellt. © Rütgers Germany
Am Montag hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) Rütgers Germany besucht, um sich in Rauxel die neue Wasserstoff-Technologie der Messer-Anlage und wasserklare Harze anzuschauen. Das Chemiewerk mit 500 Mitarbeitern wird offenbar immer grüner.
Schulze besuchte Rütgers wegen des Strukturwandels im Unternehmen, das der weltweit operierenden Rain Carbon angehört: Rütgers nahm vor kurzem erst eine HHCR-Anlage in Betrieb, in der wasserklare Harze aus Teer-Resten hergestellt werden. Sie war zudem neugierig, die Wasserstofftechnologie kennenzulernen, die bei der Firma Messer zum Einsatz kommt.
„Wir haben uns über das Interesse von Frau Schulze sehr gefreut“, sagte Unternehmens-Chef Günther Weymans. Zudem zeigte Stefan Messer (CEO der Messer Group), dessen weltweit tätige Firma 1 Milliarde Euro Jahresumsatz hat, die Anlage zur Herstellung von Wasserstoff auf dem Werksgelände.
Bustour in kleinem Tross
Schulze ging nach der üblichen Sicherheits-Unterweisung in einem Tross auf eine Bustour durchs vom Coronavirus verschonte Werk. Stationen waren die neuen Anlagen im Dual-Solvent-Prozess, dann ging es zur neuen, 60 Millionen Euro teuren HHCR-Anlage. Dort warf man einen Blick auf die Pastillen, die als Endprodukt gewonnen werden.
Zudem ging es ums Thema Kreislaufwirtschaft: Aus den Teichen auf dem Rütgers-Gelände, die früher als Halde für Werksabfälle genutzt wurden, wird Pech zurückgewonnen, das dann über eine neue Aufarbeitungstechnologie in den Verarbeitungskreislauf gegeben wird.
Ulrich Sternemann (Betriebsratsvorsitzender, v.l.), der Castrop-Rauxeler SPD-Landtagsabgeordnete und Rütgers-Aufsichtsrat Norbert Römer, Ministerin Svenja Schulze, Dr. Günther Weymans (CEO Rain Carbon), Bürgermeister Rajko Kravanja und Messer-CEO Stefan Messer beim Ortstermin in Rauxel am Montag. © Rain Carbon
Die Bundesregierung hat in ihrem Corona-Konjunkturpaket zuletzt 9 Milliarden Euro freigemacht für die Entwicklung der Wasserstofftechnologie in Deutschland. Mit Wasserstoff lassen sich mittels Brennstoffzellen Busse, Züge und Autos antreiben. Es gilt als die möglicherweise zukunftsträchtigere Alternative zur auf Strom basierenden e-Mobilität.
„Grüner“ und „grauer Wasserstoff“
Allerdings bezieht sich die Förderung laut Weymans auf „grünen Wasserstoff“, also Wasserstoff, der nicht aus nicht nachwachsenden Ressourcen gewonnen wird – zum Beispiel über Solarenergie mit Elektrolyse aus Wasser. „Unser Wasserstoff ist zwar noch grau, weil er nach dem Gas-Reforming-Prinzip aus Erdgas gewonnen wird“, so Weymans. Aber zur Energiewende soll auch der einen wichtigen Beitrag leisten.
Weymans gegenüber unserer Redaktion: „Wir freuen uns über das Bundesinteresse, das wir offenbar durch unsere Projekte und die dahinter liegende Strategie ausgelöst haben.“ Es sei immerhin der erste Besuch eines Bundesministers seit mehr als 15 Jahren bei Rütgers in Castrop-Rauxel gewesen.