Der Fall Mirsad Freiberg sei einer der „sonnenklarsten Plagiatsfälle“, die seinem Team bisher untergekommen sei. Dr. Stefan Weber weckte in einem Gutachten zumindest den klaren Verdacht gegen den Castrop-Rauxeler, bei einer Doktorarbeit gemogelt zu haben.
Der österreichische Plagiatsjäger ist kein unbeschriebenes Blatt: Er will auch der Grünen Ex-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock und dem österreichischen Bahn-Chef Andreas Matthä Plagiate nachgewiesen haben. Dazu steht er nach wie vor. Im Gegensatz zum „sonnenklarsten“ Fall Mirsad Freiberg: Jetzt zog er sein Gutachten zurück, das dem Turbo-Studenten vorwirft, im großen Stil von „Hausarbeiten.de“ und der Internet-Enzyklopädie „Wikipedia“ abgeschrieben zu haben.
Diese Nachricht vom 26. September übermittelte Mirsad Freiberg dieser Redaktion am Mittwoch (4. Oktober) persönlich. Das war zwei Tage nach unserem ersten Bericht über den Fall. Auf einem DIN-A4-Papier ist eine E-Mail von Dr. Stefan Weber an Dr. Stefan Danz vom Rechtsamt der Universität Jena abgedruckt. „Wir ziehen hiermit das Gutachten zur Dissertation von Dr. Mirsad Freiberg vollinhaltlich zurück und betrachten die Sache aus unserer Sicht als erledigt“, ist dort zu lesen.
Inhaltliche Gründe führt der Plagiatsjäger nicht an. Vielmehr wolle sich Weber, der seine Plagiatsvorwürfe gegen namhafte Personen in die Öffentlichkeit trägt - unter anderem in seinem neuen Buch „Auf Plagiatsjagd“ - an einer „orchestrierten Kampagne gegen Privatpersonen“ nicht beteiligen. Er erkenne eine „Medienkampagne“ gegen Mirsad Freiberg.
Plagiatsgutachter schweigt
Auf eine Anfrage dieser Redaktion, unter anderem ob Dr. Stefan Weber inhaltliche Gründe für den Rückzug seines Gutachtens habe und ob es vorherigen Kontakt zu Mirsad Freiberg gegeben habe, antwortet der Österreicher mit der knappen Aussage: „Kein Kommentar.“
Für den beschuldigten Castrop-Rauxeler ist der Fall damit eindeutig. „Damit sollte alles geklärt sein. Ich habe nie Bedenken gehabt“, sagte Mirsad Freiberg, als er das Schreiben vergangene Woche in der Redaktion vorlegte. „Welcher Doktor schreibt bei Wikipedia ab?“
Uni Jena ermittelt weiter
Für die Friedrich-Schiller-Universität Jena ist der Fall allerdings keineswegs abgeschlossen. Sprecherin Katja Barbara Bär bestätigt auf Nachfrage den Eingang der E-Mail von Dr. Stefan Weber. Damit habe das Gutachten keinen Bestand mehr, um die Rechtmäßigkeit der Doktor-Arbeit von Mirsad Freiberg zu prüfen. Bär verweist aber auf ein weiterhin laufendes Verfahren gegen den Turbo-Studenten.
Ob es das Gutachten der Plagiatsjäger demnach nicht braucht, um den erworbenen Doktor-Titel von Mirsad Freiberg zu überprüfen, beantwortet die Hochschul-Sprecherin mit den deutlichen Worten: „Nein, diese Gutachter braucht es nicht.“

Der Fakultätsrat in Jena wird sich also weiter mit dem Castrop-Rauxeler Turbo-Doktor befassen. In der ersten Oktoberwoche verwies Katja Barbara Bär noch auf die vorlesungsfreie Zeit an der Uni. Die ist seit Montag (9.10.2023) vorbei, der Betrieb an der Uni läuft nun wieder.
Wann eine Entscheidung im Fall Freiberg gefällt werden könnte, ließ die Uni Jena offen.
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