Terrorverdächtiger Jalal J. Schweigen und müde Blicke auf der Anklagebank

Terrorverdächtiger Jalal J.: Schweigen und müde Blicke auf der Anklagebank
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Der erwartete Andrang fiel aus. Zu Beginn des Prozesses gegen den Habinghorster Terrorverdächtigen Jalal J. fand sich gerade einmal eine Handvoll Zuschauer in Saal 130 des Dortmunder Landgerichts ein. Auch von den 30 für Medienvertreter reservierten Plätzen blieb eine Vielzahl leer.

Die Generalstaatsanwaltschaft wirft dem 26-jährigen Iraner die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Terrorfinanzierung vor. Jalal J. soll sich im Internet Anleitungen für die Herstellung von Rizin und Cyanid beschafft haben und auch schon mögliche weitere Bestandteile einer chemischen Waffe gekauft haben.

Nur wenige Zuschauer

Sowohl Rizin als auch Cyanid sollen die toxische Wirkung bereits beim Einatmen entfalten. In der Anklageschrift heißt es dazu: „Durch die Freisetzung der Giftstoffe sollte eine Vielzahl arg- und wehrloser Menschen getötet werden.“

Doch wie konkret waren die Pläne des Angeklagten wirklich? Das wird die entscheidende Frage des Prozesses sein. Geht es nach der Generalstaatsanwaltschaft, hat die spektakuläre Festnahme des 26-Jährigen und seines älteren Bruders Anfang des Jahres einen Anschlag so gerade noch verhindert.

Ursprünglich hätten die Gifte schon in der Silvesternacht freigesetzt werden sollen. Doch eine Lieferung Eisenspäne sei zu spät gekommen.

In Spezialmontur gingen Ermittler in der Nacht zum 8. Januar 2023 in eine Wohnung an der Langen Straße in Habinghorst. Vermutet wurde, dass darin Giftstoffe lagen. Man fand allerdings wenig.
In Spezialmontur gingen Ermittler in der Nacht zum 8. Januar 2023 in eine Wohnung an der Langen Straße in Habinghorst. Vermutet wurde, dass darin Giftstoffe lagen. Man fand allerdings wenig. © Archiv

Eisenspäne kamen zu spät

All das sollen Chatverläufe belegen, die auf dem Smartphone von Jalal J. gesichert wurden. Auch Links zu Seiten des Al-Sakri-Instituts für Militärwissenschaften sollen dort gespeichert gewesen sein. Auf den entsprechenden Internetseiten hätten sich Pläne für die Herstellung der Chemikalien befunden, heißt es in der Anklageschrift.

Schließlich war es der Hinweis eines Nachrichtendienstes, der die Polizei am 7. Januar zugreifen ließ. Woher genau der Tipp kam, will vor Gericht niemand offiziell sagen. Hinter vorgehaltener Hand ist von einem US-Geheimdienst die Rede. Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Dirk Kienitz, ob es wirklich ein ausländischer Nachrichtendienst war, antwortete ein Ermittlungsbeamter der Polizei jedoch nur: „Meine Aussagegenehmigung ist nicht so weitreichend, dass ich Ihnen das sagen dürfte.“

Hinweis von Nachrichtendienst

Jalal J. will zu alldem vor Gericht gar nichts sagen. „Wir werden keine Einlassung zur Sache oder zur Person abgeben“, erklärte Verteidiger Marco Ostmeyer. Zwar fügte der Anwalt noch hinzu, das gelte „für den Moment“. Doch ob sich an der Verteidigungsstrategie wirklich noch einmal etwas ändert, ist fraglich.

Dem Angeklagten droht im Fall eines Schuldspruchs übrigens nicht nur eine Haftstrafe. Weil er bereits wegen versuchten Mordes vorbestraft ist, könnte der Iraner anschließend auch in der Sicherungsverwahrung untergebracht werden. Für diese Frage hat die Staatsschutzkammer des Landgerichts den erfahrenen Psychiater Brian Blackwell als Sachverständigen hinzugezogen.

Jalal J. wird von einem Beamten des Spezialeinsatzkommandos (SEK) mit Schutzmaske in Gewahrsam genommen. Anti-Terror-Ermittler griffen in der Nacht vom 7. auf den 8. Januar 2023 nach Hinweisen eines Geheimdienstes zu.
Jalal J. wird von einem Beamten des Spezialeinsatzkommandos (SEK) mit Schutzmaske in Gewahrsam genommen. Anti-Terror-Ermittler griffen in der Nacht vom 7. auf den 8. Januar 2023 nach Hinweisen eines Geheimdienstes zu. © picture alliance/dpa/Karsten Wickern

Sachverständiger hinzugezogen

Erst einmal müssen in dem Prozess aber noch viele Zeugen vernommen werden. An den nächsten drei Verhandlungstagen handelt es sich dabei fast ausnahmslos um Polizisten.

Auch der ursprünglich ebenfalls festgenommene Bruder von Jalal J. ist als möglicher Zeuge benannt. Als naher Angehöriger müsste er allerdings überhaupt keine Fragen der Richter beantworten. Beobachter rechnen damit, dass er von diesem Recht Gebrauch machen wird.

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