
© Tobias Weckenbrock
Taschenspielertrick? Streit um Chefposten der neuen Stadt-Tochter
Politik
Jens Langensiepen wird erster Geschäftsführer einer neuen Stadt-Tochter. Das sei aber nur als Übergang geplant, so Bürgermeister Rajko Kravanja. FDP-Chef Nils Bettinger fühlt sich veralbert.
Die geplante Ernennung des Castrop-Rauxeler Stadtwerke-Chef Jens Langensiepen zum nebenamtlichen Geschäftsführer der neuen Wirtschaftsförderungs- und Stadtteilmanagement GmbH hatte in den vergangenen Tagen für Wirbel in der Politik gesorgt.
Die entzündete sich nicht an der Person Langensiepen, dem allgemein ein guter Job bei den Stadtwerken attestiert wird. Die Kritik von CDU, FDP und FWI richtete sich vielmehr gegen Bürgermeister Rajko Kravanja, dem vorgeworfen wurde, bei der Postenbesetzung intransparent gehandelt zu haben. Außerdem habe er die zugesagte Stellenausschreibung unter den Tisch fallen lassen.
Das gleiche Modell wie bei der Stadtwerke-Gründung
In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Dienstag (23.11.) zeigte sich Kravanja von den Vorwürfen unbeeindruckt. Sicher hätte man das gesamte Verfahren noch offener kommunizieren können, in den „interfraktionellen Runden“, also unter Beteiligung aller Fraktionen sei die Personalie aber schließlich angesprochen worden.
Außerdem, so Kravanja, verstehe er die ganze Aufregung nicht: „Wir fahren hier ja das gleiche Modell wie bei der Gründung der Stadtwerke. Auch da haben wir erst einmal mit Michael Werner vom EUV als Geschäftsführer angefangen, der da den Aufbau begleitet hat.“
„Wofür brauchen wir dann jetzt schon einen Maler“
Das gleiche Verfahren wolle man nun erneut anwenden und die neue Gesellschaft mit Jens Langensiepen erst einmal an den Start bringen, um dann einen echten Geschäftsführer zu suchen. „Wir haben kein Atelier und keine Farben, wofür brauchen wir dann jetzt schon einen Maler?“, so Kravanjas Bild der Situation.
Zum Einstieg sei Langensiepen, der sich dem Ausschuss persönlich vorstellte und seine Ideen für den Start und die Ausrichtung der neuen Stadt-Tochter vorstellte, eine Ideal-Besetzung, da er ohnehin im Verwaltungsvorstand sitze, mit den Stadtwerken bereits in Kontakt mit allen Unternehmen in der Stadt stehe und auch mit den Stadtteilvereinen bestens vernetzt sei.
Seine Arbeit in der neuen Gesellschaft soll er erst einmal mit einer 35-Prozent-Stelle verrichten. „Das reicht für den Einstieg. Und den Vertrag können wir meinetwegen auch erst einmal auf drei Jahre begrenzen, das kommt der Übergangssituation sicher noch mehr entgegen“, sagte der Bürgermeister zur Kritik, dass man mit einem nebenamtlichen Geschäftsführer die Aufgaben nicht bewältigen könne und ein Fünf-Jahres-Vertrag nicht nach Übergang klinge.
Klar sei, dass Langensiepen auf Sicht wieder nur die Stadtwerke managen solle und für die Wirtschaftsförderungs- und Stadtteilmanagement GmbH ein echter Vollzeit-Geschäftsführer gesucht werden müsse.
Nils Bettinger fühlte sich von Kravanja veralbert
Während die Rot-Grün-Koalition laut SPD-Fraktionschef Daniel Molloisch mit dieser Regelung bestens leben kann, wurde FDP-Chef Nils Bettinger, der schon im Vorfeld massive Kritik am Ablauf dieser Personalie geäußert hatte, erneut deutlich.
Inhaltlich wolle man sich zum Vorgang zwar erst am Donnerstag (25.11.)in der Ratssitzung äußern. Dass man nun aber Langensiepen plötzlich als reines Übergangs-Szenario schildere, „finde ich jetzt schon albern. Darüber ist niemals und an keiner Stelle gesprochen worden und da fühle ich mich schon verschaukelt.“ Eine Art Taschenspielertrick des Bürgermeisters?
Die CDU, bei der Langensiepen sich kurzfristig am Montagabend in der Fraktion mit seinen Ideen präsentiert hatte, kann dagegen laut Michael Breilmann nun wohl gut mit Langensiepen leben. Sie stimmte der Besetzung der Stelle mit dem Stadtwerke-Chef zu.
Und so stimmten am Ende nur Nils Bettinger und Harald Piehl (FWI) gegen die Bestellung Jens Langensiepens als erstem Geschäftsführer der neuen Stadt-Tochter für die kommenden drei Jahre.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
