Straße in Castrop-Rauxel wird für Umbau gesperrt „Schlag ins Gesicht der Gewerbetreibenden“

Straße zum Markt wird für Umbau gesperrt: Einzelhändler haben Kritik
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Die Straße Am Markt soll zwischen Haus Nr. 7 und Biesenkamp barrierearm umgebaut werden. So informiert der EUV Stadtbetrieb am Freitag (3.11.). Ab Mitte der Woche werde mit dem Umbau der Straße und der Gehwege begonnen.

Barrierearm und altersgerecht soll die Straße werden, die zum Marktplatz führt. Straße und Gehwege bis zu Leuthold’s 1910 und Blumen Risse erhalten einen fußgängerfreundlichen Pflasterbelag, das unebene Natursteinpflaster verschwindet. Einzelhändler begrüßen das prinzipiell. Aber es gibt auch Kritik. „Warum jetzt“, ist bei unserer kleinen Umfrage ein oft gehörter Einwand.

Immerhin soll bald das Weihnachtsdorf auf dem Marktplatz viele Besucher anziehen, wird es im Vorweihnachtsgeschäft voller in der Innenstadt. „Im Januar oder Februar würde es für jeden Einzelhändler mehr Sinn machen“, sagt Max Zimmer von Juwelier Zimmer. Und er wird deutlich: „Wenn es keinen triftigen Grund gibt, müsste man an der Entscheidungsfähigkeit des EUV zweifeln. Es gäbe schlauere Zeitpunkte.“ Hier hat er allerdings eine Vermutung.

Fördermittel des Bundes

„Wahrscheinlich muss noch Geld bis Ende des Jahres ausgegeben werden“, sagt Max Zimmer. Das könnte sein. Der EUV schreibt in seiner Pressemitteilung, dass die Straße mit Fördermitteln des Bundes barrierearm umgebaut wird. Auch Nils Bettinger, FDP-Ratsmitglied, spricht in einer Diskussion auf Facebook davon, dass Fördermittel sonst verfallen würden.

Noch eins kritisiert Max Zimmer: „Wir wurden nicht einbezogen.“ Gleich gegenüber des Juweliers sieht es Jens Reiter von Reiter Fashion ähnlich. „Es wäre sinnvoller, wenn man die Gewerbegemeinschaft früher ins Boot geholt hätte“, sagt er. Auch er findet den Zeitpunkt falsch gewählt.

Juwelier Max Zimmer in seinem Geschäft
Max Zimmer findet den Zeitpunkt des Umbaus und der damit verbundenen Straßensperrung schlecht gewählt. © Anna Katharina Wrobel

„Die direkt anliegenden Geschäftsleute sind im Vorfeld persönlich von der Bauleitung informiert worden“, so der EUV am Freitag. Direkter Anlieger ist Vera Kopitetzki mit ihrem Laden „Bääähm - Die Kinderschuhprofis“ nicht, betroffen sei sie schon. „Ich habe mich gewundert, als eine Baustellenampel am Biesenkamp aufgebaut wurde“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion.

„Baustellen-Ampel unnötig“

„Ein Schlag ins Gesicht der Gewerbetreibenden“ nennt sie die EUV-Entscheidung, jetzt mit den Bauarbeiten zu starten. Dabei denkt sie auch an das Weihnachtsdorf auf dem Marktplatz. „Das startet ja mit einem neuen Konzept, und da baut man jetzt den Betreibern eine Baustelle hin, das passt nicht zusammen“, sagt sie.

"Das ist wieder typisch Castrop“, sagt Simone Hendrich von "Strumpf & mehr" über die Straßensperrung.
"Das ist wieder typisch Castrop“, sagt Simone Hendrich von "Strumpf & mehr" über die Straßensperrung. © Thomas Schroeter

Simone Hendrich hat die Baustellen-Ampel vor der Tür ihres Geschäfts „Strumpf & mehr“. Die findet sie erst einmal unnötig, eine Ampel gebe es ja auch nicht am Eingang vom Biesenkamp zum Markt. „Vier Parkplätze gehen dadurch verloren“, sagt sie. Das klinge erst mal nicht viel, aber durch das Weihnachtsdorf würden auf dem Markt ja weitere Parkplätze wegfallen. „Die Kunden fahren einmal rum und vielleicht ein zweites Mal, dann sind sie weg aus der Stadt“, sagt sie. „Wie kann man das vor Weihnachten machen? Das ist wieder typisch Castrop.“

Die Parkplatzsituation ist auch für Jens Reiter ein Thema. Erstmal ist für den Aufbau des Weihnachtsdorfs der Marktplatz ab Montag, 6. November, komplett eine Woche gesperrt, später sollen nicht benötigte Parkplätze freigegeben werden, so informiert die Stadt. „Ich bin auf die Beschilderung gespannt“, sagt Jens Reiter. „Die muss jetzt so clever sein, dass jeder zu den Parkplätzen geführt wird.“

Menschen, teilweise in Rollstühlen und an Rollatoren, gehen über das Kopfsteinpflaster in der Fußgängerzone.
Die Castroper Altstadt hat so ihre Tücken. Das demonstrierte eine Seniorengruppe dem Verwaltungsvorstand von Stadt und EUV sowie der Politik im Mai 2022 bei einem Planungsspaziergang in der Fußgängerzone. Zumindest der Weg vom Biesenkamp zum Marktplatz soll jetzt barrierearm werden. © Tobias Weckenbrock

Der EUV Stadtbetrieb wird ab Mittwoch, 8. November, die Verkehrssicherung aufbauen, ab dem 9. November rollen dann die Bagger. Die Straße Am Markt wird für den Durchgangsverkehr gesperrt. Fußgänger werden einseitig an der Baustelle vorbeigeführt, so der EUV. Umleitungen würden ausgeschildert. Die Geschäfte und Wohnhäuser seien weiter erreichbar.

Die Pflasterung wird sich an den bereits erfolgten Ausbau der Straße Am Markt und des Marktplatzes anlehnen. Außerdem wird die Treppenanlage zum Lambertusplatz eine Rampe erhalten, um die Barrierefreiheit herzustellen.

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