Der Herausforderer Oliver Lind (l.) gratuliert dem alten und neuen Bürgermeister Rajko Kravanja am Wahlabend in der Ickerner Agora. Er hatte keine Chance, weder im ersten Wahlgang noch bei der Stichwahl. Da gewann er nicht mal in den CDU-Hochburgen.

© Matthias Langrock

Stichwahl: Die Detail-Analyse – Lind verliert sogar die CDU-Hochburgen

rnKommunalwahl 2020

Rajko Kravanja gewinnt mit genau 66,66 Prozent der Stimmen die Stichwahl um das Bürgermeister-Amt in Castrop-Rauxel. Eine Überraschung war das nicht. Aber es gab doch überraschende Zahlen.

Castrop-Rauxel

, 28.09.2020, 17:25 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die ganze Stadt will lieber Rajko Kravanja als Oliver Lind: Wenn man die Stichwahl-Ergebnisse in den einzelnen Stimmbezirken und Wahllokalen auf eine gewisse Weise sortiert, kann man zu diesem Ergebnis kommen. Nicht nur, dass Kravanja insgesamt genau zwei Drittel aller Stimmen erhielt. Der Sozialdemokrat schlug in der Stichwahl am 27.9. seinen Kontrahenten Oliver Lind von der CDU auch da, wo man es nicht erwartet hätte.

Kravanja kommt offenbar an. Auch in Frohlinde. Da also, wo seit eh und je eine CDU-Hochburg in Castrop-Rauxel liegt. Im Briefwahlbezirk 23, also dort im Süden der Stadt, wo die Menschen im Durchschnitt weniger finanzielle Sorgen haben als anderswo im Stadtgebiet, holte der Mann mit dem Amtsbonus 53,8 Prozent der Stimmen.

Dabei landete Oliver Lind mit 46,2 Prozent hier schon sein stärkstes Ergebnis. Der CDU-Kandidat, Experte fürs Bauen und Stadtentwicklung, seit über 20 Jahren aktiv in der Kommunalpolitik der Stadt, verlor auch in dem Ortsteil, in dem man seine Stimmenhoheit als ziemlich sicher bezeichnet hätte.

Knapp war es auch in Dorf Rauxel

Im Präsenz-Wahllokal von Frohlinde, der Lindenschule, erzielte Lind sein drittbestes Ergebnis mit 41,3 Prozent, etwas besser war er noch in der Wilhelmschule in Dorf Rauxel: 45,8 Prozent. Aber gut ist anders.

Noch deutlicher endete die Stichwahl ganz im Norden der Stadt, wo die CDU bei der Wahl am 13.9. noch die Direktmandate für den Stadtrat geholt hatte: in Becklem und Henrichenburg. Im Wahllokal Alter Garten erreichte Kravanja 70,9 Prozent, im dazugehörigen Briefwahlbezirk 62,0 Prozent. In Becklem (Kinderburg) landete Lind bei 34,1 Prozent, im dazugehörigen Briefwahlbezirk bei 40,0 Prozent.

Jetzt lesen

Am deutlichsten war das Ergebnis in der Grundschule Am Busch in Ickern: Hier kam Rajko Kravanja auf 82,3 Prozent (144 zu 33 Stimmen für Lind). Die langen Warteschlangen besonders vor diesem Wahllokal am 13.9. nahmen die Ickerner also offenbar nicht dem amtierenden Stadtoberhaupt übel. Auf mehr als 80 Prozent kam der Sozialdemokrat zudem noch in der Martin-Luther-King-Schule in Rauxel.

Besonders geringe Wahlbeteiligung

Beim Blick auf die Wahlbeteiligung gab es eigentlich nur schwache und noch schwächere Bezirke. Insgesamt lag sie bei 29,5 Prozent. Am höchsten lag sie in Becklem (Kinderburg) und Henrichenburg (Maximilian-Kolbe-Haus) mit 41,8 Prozent. Frohlinde lag mit 39,5 Prozent auf Platz 2 schon unter 40 Prozent. Am niedrigsten war sie im Wahlbezirk 10 (Fritjof-Nansen-Realschule in Habinghorst und Center Pöppinghausen) mit 21,6 Prozent. Knapp davor lag der Wahlbezirk 9 (Habinghorst: Erich-Kästner-Schule, 22,3 Prozent).