Lehrermangel
Drei Stellen, kein Bewerber: Castrop-Rauxeler Realschulleiter frustriert
Drei Stellen waren ausgeschrieben: Einen Englischlehrer sucht die Fridtjof-Nansen-Realschule Castrop-Rauxel, eine Lehrkraft für Chemie, eine für Sonderpädagogik. Das Ergebnis: alarmierend.
Alfred Horn muss dieses Problem jetzt nicht mehr belasten: Er feierte vergangene Woche seinen Abschied von der Fridtjof-Nansen-Realschule in Castrop-Rauxel. Zwölf Jahre war er zuvor Rektor an der Schule mit rund 800 Schülern. Aber eine solche Stellenproblematik hat er nie zuvor erlebt.
Der scheidende Schulleiter meint, das Hauptproblem sei, dass die Klassen zu voll sind und zu wenig Geld im System stecke. Dann erzählt er: „Ich habe drei feste Lehrerstellen für Beamte ausgeschrieben. Die Fächerkombinationen waren Englisch / beliebig, Chemie / beliebig und Sonderpädagogik. Es gibt keine Bewerber“, so Alfred Horn ein paar Tage vor seiner Verabschiedung.
Was nun aus diesen Stellen wird, ist offen. Aber was dahinter steckt, ist aus den Worten von Alfred Horn herauszuhören. „Was mich immer gestört hat in meinem Lehrerleben zuletzt ist, dass die Substanz nicht verbessert worden ist. Ganz egal, wer gerade im Ministerium das Sagen hatte: Es besteht ein Defizit bei den den Sachmitteln und beim Personal.“
„Schwein wird nicht fetter, wenn man es wiegt“
Seine Frau und er, sagt er, arbeiteten ganze Sonntage in ihrem Lehrerleben. „Dabei hat sie eigentlich nur eine halbe Stelle“, so Horn. „Das Schwein Schule in NRW wird nicht fetter, nur weil man es dauernd wiegt. Man muss auch mal ranfüttern, Substanz schaffen“, sagt Horn.
Vor seiner Schule stehe eben keine Schlange an Bewerbern. Und auf der Realschule zu unterrichten, sei weißgott nicht weniger Arbeit als am Gymnasium. „Ich habe selbst am Gymnasium gearbeitet und kann das beurteilen“, so Horn. Lehrer der Sekundarstufe 1 werden allerdings noch immer mit A12 besoldet, während Lehrkräfte, die auch Oberstufe unterrichten, mit A13 eingestellt werden. „Ich habe den Eindruck, meine Kollegen hier an der Schule sind alles andere tiefenentspannt. Die ertrinken auch an Arbeit“, so Horn.
Immer mehr Dokumentationspflichten
Der Lehrerberuf habe in den vergangenen Jahren durch viel mehr Dokumentationspflichten an Aufwand hinzugewonnen. „Dadurch hat er an Attraktivität verloren.“ Die Ungleichbehandlung der Lehrer sei vor dem Hintergrund besonders ärgerlich. „Bei Grundschullehrerinnen zum Beispiel ist mein Eindruck, dass auch sie enorm viel arbeiten, aber vor allem grundlegende Arbeit. Ich würde mich fachlich nicht in der Lage sehen, Kindern Lesen und Schreiben beibringt oder auch Dinge wie, wann man zur Toilette geht oder wie man sich in einem Klassenraum verhält.“
Die Besoldung der Grundschul- und Sekundarstufen-1-Lehrer wird in den nächsten Jahren an die der Lehrer an Gymnasien und Gesamtschulen, die auch in der Oberstufe unterrichten, angeglichen. Auch sie fangen dann mit A13 an. Ob dann eine Schlange an Bewerbern an der FNR steht, ist aber offen. Alfred Horn wird das nur noch aus der Ferne verfolgen.
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