Ungeahnte Hilfe für 24 Familien in Castrop-Rauxel Nach Tagen ohne Heizung und warmes Wasser

Gas abgedreht: Ungeahnte Hilfe für 24 Familien am Sonnenschein
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Es ist kalt. 13 Grad. In den eigenen vier Wänden. Dort also, wo man es sich in der dunklen Jahreszeit eigentlich kuschelig gemütlich macht. Doch für 24 Familien am Sonnenschein in Castrop-Rauxel heißt es seit Mittwoch (9.11.) bibbern. Der Grundversorger hat das Gas abgestellt. Die Wohnungen sind ausgekühlt, die Heizungen laufen nicht, auch warmes Wasser gibt es nicht mehr.

Das Thema ist so brisant, dass auch Sat.1 über die Lage der Familien berichtet. Mit Winterjacken und Decken sitzen die Familien in ihren kalten Wohnungen und wissen nicht, was sie tun sollen. Den Heizlüfter einschalten? Der Strom ist schließlich auch teuer geworden. Also eher nicht.

Zustände, die Ibrahim Moussa „unmenschlich“ nennt. Er lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in einer Mietwohnung, zahlt immer pünktlich. Dass das Gas abgedreht wurde, liege laut ZBVV (der Hausverwaltung) daran, dass der zuständige Energieversorger nicht registriert habe, dass die Zahlungseingänge seit einiger Zeit über ein anderes Konto eingehen.

Adil Tamouh, der den betroffenen Familien hilft, zweifelt an dieser Version der Geschichte. Zumal eine ZBVV-Sprecherin gegenüber unserer Redaktion am Freitag (11.11.) erklärte, dass man die Zahlungen am Morgen erneut angewiesen habe und die Gaszufuhr in den kommenden Tagen deshalb wieder gegeben sein sollte.

Am Dienstag (15.11.) sind die Wohnungen immer noch kalt. Und der Messstellenbetreiber Westnetz hat nicht das Signal des Gaslieferanten bekommen, wieder entsperren zu können. Das ginge erst, wenn die ausstehenden Zahlungen beglichen wären.

ZBVV erklärt am Dienstagnachmittag (15.11.) auf Anfrage unsrer Redaktion, dass sich „das Thema weiterhin in Klärung“ befinde. „Konkrete Maßnahmen können wir erst im Laufe des morgigen Tages mitteilen.“

Ungeahnte Hilfe

Adil Tamouh nutzte am Wochenende seine Kontakte. „Ich habe quasi nichts anderes gemacht, als mich darum zu kümmern“, sagt er. Er hat mit Jens Langensiepen, dem Chef der Stadtwerke Castrop-Rauxel, gesprochen, Szenarien durchgespielt, wie man den Familien mit kleinen Kindern helfen kann.

„Ich hatte gehofft, dass es eine Lösung mit dem Eigentümer gibt“, sagt Jens Langensiepen gegenüber der Redaktion. Danach sah es aber nicht aus. Deshalb dachte sich Langensiepen, „gut, dann müssen wir intervenieren“.

Jens Langensiepen, Geschäftsführer der Stadtwerke Castrop-Rauxel, hat nach einer pragmatischen Lösung gesucht.
Jens Langensiepen, Geschäftsführer der Stadtwerke Castrop-Rauxel, hat nach einer pragmatischen Lösung gesucht. © Ronny von Wangenheim

Gemeinsam mit dem Bürgermeister fassten die Stadtwerke einen ungewöhnlichen Entschluss: Die Stadt wird die zwei Gaszähler übernehmen und die Gaslieferung über die Stadtwerke neu anmelden.

„Ich freue mich, dass wir in den vergangenen Jahren mit der Gründung der Stadtwerke und weiteren städtischen Töchtern die Grundlage dafür geschaffen haben, in Fällen wie diesen helfen zu können. Dass wir nun tatsächlich helfen, ist auch aus menschlicher Sicht eine Selbstverständlichkeit“, sagt Bürgermeister Rajko Kravanja.

Am Dienstagnachmittag sollten die betroffenen Mieter informiert werden, damit sie in Zukunft die Nebenkosten für Gas nicht mehr an ihren Vermieter überweisen, sondern an den neuen Gaslieferanten.

Westenergie Metering wartet jetzt nur noch auf das Signal, um die Sperrung aufzuheben. „Da die Stadt nicht der Schuldner der ausstehenden Schulden ist, sondern Neukunde“, werde das sicherlich schnell gehen, nimmt Westenergie-Sprecherin Katrin Frendo an.

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