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Stadtmittelpunkt: Wie viel Geld muss der Steuerzahler künftig ausgeben?
Millionen-Grab
Wie teuer wird die Sanierung des Castrop-Rauxeler Stadtmittelpunkts? Eine Sondersitzung des Rates soll Licht ins Dunkel bringen. Die Beantwortung dürfte aber noch lange dauern.
Der Rat der Stadt Castrop-Rauxel tritt am Mittwoch (2.6.) um 15 Uhr zu einer Sondersitzung zusammen, in der es ausschließlich um die Sanierung des Stadtmittelpunktes gehen wird. Beantragt wurde die Sitzung von den Fraktionen der Parteien FDP, CDU, FWI und Linke, nachdem FDP-Chef Nils Bettinger von der Verwaltung ursprünglich nur die Herausgabe eines Gutachtens gefordert hatte, in dem es um eben jene Sanierung geht.
Daraufhin hatte sich ergeben, dass es zwar seit 2014 einige Prüfungen der Situation des Stadtmittelpunktes gegeben hat, man von einer Entscheidungsgrundlage aber nach wie vor weit entfernt sei. Denn die bisherigen Schätzungen haben für den Gesamtkomplex eine Summe von bis zu 137 Millionen Euro ergeben, allein für die Sanierung von Rathaus, Ratssaal und Tiefgarage waren in Gutachten 76 Millionen Euro veranschlagt.
Politischer Lenkungskreis soll zweimal im Jahr tagen
Das weitere Vorgehen, von dem sich nicht nur Nils Bettinger künftig mehr Transparenz, Politik- und Bürgerbeteiligung und -information erhofft, soll nun im Rat diskutiert werden. Laut Vorlage der Verwaltung soll die Politik eben jene nun beauftragen, den politischen Lenkungskreis „Rathaussanierung“ einzuladen und hier regelmäßig Bericht zu erstatten. Dieser soll demnach regelmäßig (planmäßig zweimal im Jahr) die weiteren Meilensteine diskutieren.
Damit würde das bestätigt, was Bürgermeister Rajko Kravanja zuletzt in einem Interview mit dem WDR erklärt hatte: „Rückblickend betrachtet hätte man öfter und mehr informieren können.“ Ob sich die Ratspolitiker mit diesen Zusagen besänftigen lassen, wird die Sondersitzung zeigen.
Ob man schon mehr Aufschlüsse über tatsächliche Kosten erhält, die in den kommenden Jahren auf den Steuerzahler zur Sanierung des Ensembles am Europaplatz zukommen werden, dürfte auszuschließen sein. Klar scheint bisher nur, dass man die Gebäude nicht abreißen wird.
Das liegt einmal am Denkmalschutz, unter dem sie stehen, und an der Aussage aller bisherigen Fachleute, die eine Sanierung im Bestand für die kostengünstigere Variante halten als den Neubau eines komplett neuen Rathauses. Was einmal aus den beiden Hallen wird, ist in Corona-Zeiten offener denn je geworden, zumal sich die Veranstaltungsbranche in den vergangenen Jahren schon beträchtlich gewandelt hat und offen ist, wie man die Hallen künftig noch bespielen kann.
Klar ist hingegen, dass die Stadt am Rathaus permanent investieren will und muss, auch wenn es noch keinen Sanierungsplan gibt. Der Stadtrat hat in den vergangenen Jahren rund 16,1 Millionen Euro an Rückstellungen beschlossen, sodass hier nun sanierungsvariantenunabhängige Arbeiten umgesetzt wurden bzw. fortgesetzt oder geplant werden können.
Rund 1,16 Millionen Euro wurden laut Verwaltung in den vergangenen Jahren bereits investiert, knapp 14,91 Millionen Euro sind noch vorhanden. Zu den Projekten zählen zum Beispiel die Tiefgarage, die Tiefgarageneingänge, der Forumsplatz oder die Toilettenanlagen. Das weitere Abarbeiten der Rückstellungen werde, so die Stadt, abhängig vom jeweiligen Bauvolumen der Stadtverwaltung, mehrere Jahre dauern.
Sondersitzung wird im Netz übertragen
Die Sondersitzung des Rates in der Europahalle können interessierte Castrop-Rauxeler übrigens am Mittwoch über die Seite www.castrop-rauxel.de/RatsTV sowie über den städtischen YouTube-Kanal live mitverfolgen. Übertragen wird der Live-Stream wieder von CAS-TV Bürgerfernsehen e.V. über die Plattform Vimeo. Anschließend wird die Aufzeichnung der Ratssitzung noch für sieben Tage öffentlich zur Verfügung stehen.
Wie bei jeder Sitzung ist zu Beginn eine Fragestunde für Einwohnerinnen und Einwohner eingeplant. Dafür können dem Rat noch bis Mittwoch, 2. Juni, 12 Uhr per E-Mail an ratsangelegenheiten@castrop-rauxel.de Fragen gestellt werden.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
