Stadtentwickler: "Region hat Gartenschau verdient"

An der Emscher

"Die Region hat es verdient", sagt Stadtentwicklungs-Chef Martin Oldengott. Er hält eine Landesgartenschau auf der Emscherinsel zwischen Castrop-Rauxel und Herten im Jahr 2020 für einen würdigen Abschluss des Renaturierungs-Projekts - eigentlich sogar eine Weltausstellung.

CASTROP-RAUXEL

, 13.03.2015, 06:41 Uhr / Lesedauer: 1 min
Am Ende des Emscher-Umbaus, in den Jahren 2018 bis 2020, steht die naturnahe Umgestaltung des Flussgebiets an. Dafür gibt es noch kaum konkrete Pläne. Initialpflanzungen, also fertige Flussbetten, sind laut Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, nicht gewünscht. "Vieles erobert sich die Natur von selbst zurück."

Am Ende des Emscher-Umbaus, in den Jahren 2018 bis 2020, steht die naturnahe Umgestaltung des Flussgebiets an. Dafür gibt es noch kaum konkrete Pläne. Initialpflanzungen, also fertige Flussbetten, sind laut Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, nicht gewünscht. "Vieles erobert sich die Natur von selbst zurück."

„Die Region hat es verdient, dass man so etwas einmal präsentiert“, sagte Martin Oldengott am Donnerstag im Rathaus. Er stand bis zum vergangenen Jahr der NRW-Bewertungskommission für die Landesgartenschauen vor, ist nun Stadtentwickler in Castrop-Rauxel - und will am Dienstag (17.) sowohl im Umwelt- als auch im Ausschuss für Wirtschaftsentwicklung einen Sachstandsbericht über das Bewerbungsverfahren abgeben.

Ursprungsidee schon 2003

Zuvor hatte die FWI einen Antrag gestellt, dass fortlaufend im Wirtschaftsausschuss über das Projekt berichtet wird, da die Bewerbungsfrist bereits Ende September endet. Auch dieser Antrag steht am Dienstag auf der Tagesordnung. Dazu bemerkte Bürgermeister Johannes Beisenherz, dass eine solche Idee bereits seit 2003 kursiere, in der Zwischenzeit aber „ruhend gestellt worden“ sei. Es könne auch 2023 werden.

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Wie funktioniert der Emscher-Umbau?

Er dauert fast 20 Jahre, er verschlingt mehr als vier Milliarden Euro - aber wie funktioniert er eigentlich, der Emscher-Umbau? Acht Kilometer der Riesen-Baustelle liegen auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet. Unsere Bilderstrecke zeigt, warum die Emscher umgebaut wird und wie die Emschergenossenschaft dabei verfährt.
13.06.2014
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Die Emscherbaustelle befindet sich seit zwei Jahren auch auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet. Zurzeit rückt sie von der Borghagener Straße, wo dieses Bild entstanden ist, Richtung Autobahn fort.© Foto: Instenberg
Silke Wienforth, Projektleiteruin für den Bauabschnitt Dortmund/Herne, und Ilias Abawi von der Emschergenossenschaft erklären, wie der Emscherumbau funktioniert.
Vor 150 Jahren, als der Bergbau im Ruhrgebiet seine Hochzeit hatte, war die Emscher weniger Fluss als vielmehr Abwasserkanal. Einen Abwasserkanal unter Tage zu bauen, wäre damals unmöglich gewesen. Die einfache Lösung war, das ganze Abwasser in die Emscher und die Nebenflüsse laufen zu lassen.© Foto: Emschergenossenschaft
Da die Emscher aber ständig überlief und durch das schmutzige Wasser Krankheiten und Seuchen verbreitete, wurde 1899 die Emschergenossenschaft gegründet - mit dem Ziel, die Probleme in den Griff zu kriegen. Dafür wurde die Emscher begradigt - die vielen Windungen wurden einer Ideallinie angepasst. Das Bild zeigt Bauarbeiten am Herdicksbach in Castrop-Rauxel, einer der Nebenarme der Emscher.© Foto: Emschergenossenschaft
Abwasser in einem offenen Flusssystem mitlaufen zu lassen, ist heute nicht mehr zeitgemäß. Deswegen wurde 1991 der Emscher-Umbau beschlossen. 1992 wurde mit den Arbeiten auf insgesamt 51 Kilometern Länge zwischen Dortmund und Dinslaken begonnen. Das Ziel: Parallel zur Emscher soll der Abwasserkanal Emscher entstehen. Darin soll künftig das Abwasser Richtung Kläranlagen fließen, während das Flusswasser ganz sauber ist.© Foto: Emschergenossenschaft
Bis 2018 soll der Abwasserkanal fertig sein, bis 2020 erfolgt außerdem eine "naturnahe Umgestaltung". Das heißt: Die Betonbecken kommen weg, stattdessen soll die Emscherregion wieder grün und idyllisch werden. Bis es so weit ist, investiert die Emschergenossenschaft 4,5 Milliarden Euro. 82 Prozent trägt der Bund, der Rest kommt vom Land NRW und der EU.
Aber bis es so weit ist, dauert es noch. Denn im Moment sieht es an vielen Stellen der Emscher noch so aus wie hier an der Borghagener Straße. Die Container dienen allein dem Lärmschutz. Denn wenn die Arbeiter mithilfe des Bohrpfahlgeräts Schächte ausheben und den Kanal bauen, wird es richtig laut für die Anwohner.© Foto: Instenberg
Auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet entstehen während des Emscher-Umbaus elf Schächte. In diesen Schächten wird mit einer Vortriebsmaschine gearbeitet, um den Kanalbau voranzutreiben. Die Maschine wird im Schacht installiert. Ihr Bohrkopf frisst sich durch die Erde und macht Platz für die Kanalrohre, die sie gleichzeitig vorantreibt. An der Zielbaustelle im nächsten Schacht wird das Gerät dann geborgen.© Foto: Emschergenossenschaft
Neben dem Abwasserkanal Emscher entstehen außerdem mehrere Stauraumkanäle für Regenwasser. Hier sieht man den Verbau eines Schachts, der zu einem solchen Stauraumkanal führt. Da es an der Emscher alle 200 bis 400 Meter Einläufe von Nebenarmen gibt, die in den Abwasserkanal übernommen werden müssen, ist der Bau dieses Extra-Kanals nötig.© Foto: Instenberg
Das Wasser in den Emscher-Einläufen ist Mischwasser - der überwiegende Teil ist sauberes Regenwasser, ein anderer Teil ist aber Schmutzwasser. Und nur dieser Teil soll geklärt werden. »Dafür bauen wir die Stauraumkanäle. Wenn es regnet, staut sich das Wasser darin zurück. Das schmutzhaltige Wasser setzt sich unten ab. Mithilfe eines Drosselsystems wird dann das obere, saubere Regenwasser in die Emscher abgeschlagen, während das schmutzige Wasser unten in den Abwasserkanal Emscher fließt«, sagt Projektleiterin Silke Wienforth. © Foto: Instenberg
Die Schächte für den Stauraumkanal sind bis zu 20 Meter tief und etwa zehn Meter breit. Später wird man davon nicht mehr viel sehen: Ist der Kanal an dieser Stelle fertigt, kommt auf das Loch in der Erde ein unscheinbarer Betondeckel.© Foto: Instenberg
Die Emscherbaustelle an der Borghagener Straße. Hier auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet ist die Emscher nicht tief und führt weniger Abwasser mit sich. Deswegen müssen auch die Schachtgruben nicht so tief sein. Das neue System nach dem Emscher-Umbau soll übrigens auch die vier Großkläranlagen, die das Flusswasser klären, entlasten. Denn im Moment wird mehr Wasser geklärt, als müsste, weil auch das eigentlich saubere Regenwasser mit gereinigt wird.© Foto: Instenberg
Am Ende des Emscher-Umbaus, in den Jahren 2018 bis 2020, steht die naturnahe Umgestaltung des Flussgebiets an. Dafür gibt es noch kaum konkrete Pläne. Initialpflanzungen, also fertige Flussbetten, sind laut Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, nicht gewünscht. "Vieles erobert sich die Natur von selbst zurück."© Foto: Emschergenossenschaft
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Oldengott fügte als weiteres Argument für eine verdiente Belohnung durch eine Landesgartenschau hinzu, dass der Umbau des gesamten Emschersystems Ende der 1980er-Jahre mit 8,4 Milliarden D-Mark veranschlagt worden sei und fast dreißig Jahre später 5,4 Milliarden Euro kosten werde. „Das ist fast eine Punktlandung“, sagte er.

Hätte Weltausstellung verdient

„Eigentlich hätten wir sogar eine Bundesgartenschau verdient“, meinte der Technische Beigeordnete Heiko Dobrindt, woraufhin Oldengott ihm entgegnete: „Eine Weltausstellung“. Da derlei Veranstaltungen aber in unerreichbarer Planungskompetenz lägen, sei die Konzentration auf die Landesgartenschau genau das Richtige, sagte Oldengott. „Derzeit wird auf Kosten des Unternehmens Gelsenwasser unter Beteiligung der vier Städte Castrop-Rauxel, Herne, Recklinghausen und Herten eine ergebnisoffene Machbarkeitsstudie erstellt, die die Chancen der Region auf den Prüfstand stellt.

Die letzte Landesgartenschau hat 2014 in Zülpich stattgefunden, 2017 hat sich Bad Lippspringe bei Paderborn durchgesetzt. Dass die westfälisch-lippische Region in zwei Jahren an der Reihe ist, ist laut Oldengott kein Nachteil. Für 2020 haben außerdem Kamp-Lintfort und Bad Honnef ihr Interesse bekundet, ihren Hut aber noch nicht offiziell in den Ring geworfen.

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