Quartett will Landesgartenschau an Emscher holen

Gemeinsames Projekt

Eine Landesgartenschau als fulminantes Finale des Emscher-Umbaus in unserer Region? Noch gibt es dazu keine politischen Beschlüsse, aber hinter den Kulissen gibt es heftige Bemühungen. Herne, Herten, Recklinghausen und Castrop-Rauxel haben die Idee, sich gemeinsam für 2020 zu bewerben.

von Abi Schlehenkamp

CASTROP-RAUXEL

, 24.02.2015, 11:55 Uhr / Lesedauer: 1 min
Jahrelang wurden hier Erdmassen bewegt und großartige Ingenieurleistungen vollbracht: Die Wartburginsel und das Wasserkreuz in Henrichenburg mit dem neuen Emscherdüker und der neuen Brücke über den Rhein-Herne-Kanal könnte vielleicht bei der Landesgartenschau 2020 besichtigt werden.

Jahrelang wurden hier Erdmassen bewegt und großartige Ingenieurleistungen vollbracht: Die Wartburginsel und das Wasserkreuz in Henrichenburg mit dem neuen Emscherdüker und der neuen Brücke über den Rhein-Herne-Kanal könnte vielleicht bei der Landesgartenschau 2020 besichtigt werden.

Die Emschergenossenschaft hatte bereits im vergangenen Jahr die Idee einer Landesgarten- und Wasserschau im Emschertal publik gemacht. „Ein besseres Wirtschaftsförderungsprogramm für die Stadt und die Region gibt es unserer Meinung nach derzeit nicht“, stellt die Freie Wähler Initiative (FWI) aus Castrop-Rauxel fest. Fraktionschef Manfred Postel kündigt an, das Thema in der nächsten Sitzung des städtischen Wirtschaftsausschusses weiter nach vorne bringen zu wollen. „Die Frist für die Bewerbung läuft im September ab“, sagt Postel.

Bewerbung als Quartett

Vor einigen Wochen schon einmal hatte sich Emschergenossenschafts-Chef Jochen Stemplewski über eine mögliche gemeinsame Bewerbung Castrop-Rauxels und dreier Nachbarstädte geäußert. Wie Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigte, machen sich die Städte Herne, Herten, Recklinghausen und Castrop-Rauxel derzeit Gedanken um eine gemeinsame Bewerbung für die Landesgartenschau 2020.

Dies hat das Ziel, dem dann abgeschlossenen Emscher-Umbau nach 30 Jahren Planungs- und Bauzeit eine besondere Plattform zu geben. Bewerbungsfrist ist der 30. September 2015. Eine Machbarkeitsstudie, die die Potenziale der Emscherregion heraus arbeitet, soll auf den Weg gebracht werden.

FOTOSTRECKE
Bildergalerie

Wie funktioniert der Emscher-Umbau?

Er dauert fast 20 Jahre, er verschlingt mehr als vier Milliarden Euro - aber wie funktioniert er eigentlich, der Emscher-Umbau? Acht Kilometer der Riesen-Baustelle liegen auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet. Unsere Bilderstrecke zeigt, warum die Emscher umgebaut wird und wie die Emschergenossenschaft dabei verfährt.
13.06.2014
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Die Emscherbaustelle befindet sich seit zwei Jahren auch auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet. Zurzeit rückt sie von der Borghagener Straße, wo dieses Bild entstanden ist, Richtung Autobahn fort.© Foto: Instenberg
Silke Wienforth, Projektleiteruin für den Bauabschnitt Dortmund/Herne, und Ilias Abawi von der Emschergenossenschaft erklären, wie der Emscherumbau funktioniert.
Vor 150 Jahren, als der Bergbau im Ruhrgebiet seine Hochzeit hatte, war die Emscher weniger Fluss als vielmehr Abwasserkanal. Einen Abwasserkanal unter Tage zu bauen, wäre damals unmöglich gewesen. Die einfache Lösung war, das ganze Abwasser in die Emscher und die Nebenflüsse laufen zu lassen.© Foto: Emschergenossenschaft
Da die Emscher aber ständig überlief und durch das schmutzige Wasser Krankheiten und Seuchen verbreitete, wurde 1899 die Emschergenossenschaft gegründet - mit dem Ziel, die Probleme in den Griff zu kriegen. Dafür wurde die Emscher begradigt - die vielen Windungen wurden einer Ideallinie angepasst. Das Bild zeigt Bauarbeiten am Herdicksbach in Castrop-Rauxel, einer der Nebenarme der Emscher.© Foto: Emschergenossenschaft
Abwasser in einem offenen Flusssystem mitlaufen zu lassen, ist heute nicht mehr zeitgemäß. Deswegen wurde 1991 der Emscher-Umbau beschlossen. 1992 wurde mit den Arbeiten auf insgesamt 51 Kilometern Länge zwischen Dortmund und Dinslaken begonnen. Das Ziel: Parallel zur Emscher soll der Abwasserkanal Emscher entstehen. Darin soll künftig das Abwasser Richtung Kläranlagen fließen, während das Flusswasser ganz sauber ist.© Foto: Emschergenossenschaft
Bis 2018 soll der Abwasserkanal fertig sein, bis 2020 erfolgt außerdem eine "naturnahe Umgestaltung". Das heißt: Die Betonbecken kommen weg, stattdessen soll die Emscherregion wieder grün und idyllisch werden. Bis es so weit ist, investiert die Emschergenossenschaft 4,5 Milliarden Euro. 82 Prozent trägt der Bund, der Rest kommt vom Land NRW und der EU.
Aber bis es so weit ist, dauert es noch. Denn im Moment sieht es an vielen Stellen der Emscher noch so aus wie hier an der Borghagener Straße. Die Container dienen allein dem Lärmschutz. Denn wenn die Arbeiter mithilfe des Bohrpfahlgeräts Schächte ausheben und den Kanal bauen, wird es richtig laut für die Anwohner.© Foto: Instenberg
Auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet entstehen während des Emscher-Umbaus elf Schächte. In diesen Schächten wird mit einer Vortriebsmaschine gearbeitet, um den Kanalbau voranzutreiben. Die Maschine wird im Schacht installiert. Ihr Bohrkopf frisst sich durch die Erde und macht Platz für die Kanalrohre, die sie gleichzeitig vorantreibt. An der Zielbaustelle im nächsten Schacht wird das Gerät dann geborgen.© Foto: Emschergenossenschaft
Neben dem Abwasserkanal Emscher entstehen außerdem mehrere Stauraumkanäle für Regenwasser. Hier sieht man den Verbau eines Schachts, der zu einem solchen Stauraumkanal führt. Da es an der Emscher alle 200 bis 400 Meter Einläufe von Nebenarmen gibt, die in den Abwasserkanal übernommen werden müssen, ist der Bau dieses Extra-Kanals nötig.© Foto: Instenberg
Das Wasser in den Emscher-Einläufen ist Mischwasser - der überwiegende Teil ist sauberes Regenwasser, ein anderer Teil ist aber Schmutzwasser. Und nur dieser Teil soll geklärt werden. »Dafür bauen wir die Stauraumkanäle. Wenn es regnet, staut sich das Wasser darin zurück. Das schmutzhaltige Wasser setzt sich unten ab. Mithilfe eines Drosselsystems wird dann das obere, saubere Regenwasser in die Emscher abgeschlagen, während das schmutzige Wasser unten in den Abwasserkanal Emscher fließt«, sagt Projektleiterin Silke Wienforth. © Foto: Instenberg
Die Schächte für den Stauraumkanal sind bis zu 20 Meter tief und etwa zehn Meter breit. Später wird man davon nicht mehr viel sehen: Ist der Kanal an dieser Stelle fertigt, kommt auf das Loch in der Erde ein unscheinbarer Betondeckel.© Foto: Instenberg
Die Emscherbaustelle an der Borghagener Straße. Hier auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet ist die Emscher nicht tief und führt weniger Abwasser mit sich. Deswegen müssen auch die Schachtgruben nicht so tief sein. Das neue System nach dem Emscher-Umbau soll übrigens auch die vier Großkläranlagen, die das Flusswasser klären, entlasten. Denn im Moment wird mehr Wasser geklärt, als müsste, weil auch das eigentlich saubere Regenwasser mit gereinigt wird.© Foto: Instenberg
Am Ende des Emscher-Umbaus, in den Jahren 2018 bis 2020, steht die naturnahe Umgestaltung des Flussgebiets an. Dafür gibt es noch kaum konkrete Pläne. Initialpflanzungen, also fertige Flussbetten, sind laut Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, nicht gewünscht. "Vieles erobert sich die Natur von selbst zurück."© Foto: Emschergenossenschaft
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Fördergelder würden fließen

Martin Oldengott, Leiter des Bereichs Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung in Castrop-Rauxel, ist laut Hilleringmann maßgeblich an dem Vorhaben beteiligt. „Solch eine Landesgartenschau ist ein großes Investitionsprogramm, das positive Auswirkungen auch auf die lokale Wirtschaft hat. Im Fall von Castrop-Rauxel besonders auf den Norden der Stadt“, so Oldengott.

Natürlich geht es dabei auch um dicke Finanzspritzen. Für die eigentliche Schau gibt das Land allein fünf Millionen. Im Kontext gibt es aber auch andere Fördertöpfe.