Die übergroße Taubenpopulation in den Ruhrgebietsstädten ist laut Experten entstanden aus gestrandeten Haus-, Zucht- und Brieftauben sowie deren Nachkommen. Wie löst man das Problem?

Die übergroße Taubenpopulation in den Ruhrgebietsstädten ist laut Experten entstanden aus gestrandeten Haus-, Zucht- und Brieftauben sowie deren Nachkommen. Wie löst man das Problem? © Jessica Strotmann

Castrop-Rauxel hat neben dem Gänse- auch ein massives Taubenproblem

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Castrop-Rauxel hat ein Taubenproblem. Darin ist man sich in der Politik einig. In der Frage, wie man mit den Tieren umgehen soll, dagegen nicht.

Castrop-Rauxel

, 18.06.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

In einem Punkt waren sich quasi alle Teilnehmer der Sitzung des Betriebsausschusses 1 am Mittwoch (15.6.) einig: Die große Zahl an Stadttauben ist ein Problem in Castrop-Rauxel.

In der Frage, wie man das Problem lösen müsse, war es mit der Einigkeit allerdings vorbei. Denn die CDU, vertreten durch Michael Schneider, hatte ursprünglich nur die Autobahn-Unterführung am Westring im Blick bei dieser Sitzung.

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Schneider hat auf seinen Joggingrunden festgestellt, dass dort rund 60 bis 80 Tauben hausten. Dadurch seien die Bürgersteige massiv verkotet und man müsse fürchten, entweder von oben von Exkrementen getroffen zu werden oder am Boden in verendete Tiere zu treten. Das müsse beendet werden, entweder von der Stadt oder von der Autobahn GmbH, forderte die CDU. Unter anderem durch ein generelles Fütterungsverbot für Tauben etwa.

So sieht es unter der Autobahnunterführung am Westring aus, hat die CDU dokumentiert. Taubenkot und Taubenkadaver prägten das Bild.

So sieht es unter der Autobahnunterführung am Westring aus, hat die CDU dokumentiert. Taubenkot und Taubenkadaver prägten das Bild. © CDU

Da hatte die CDU die Rechnung aber ohne Marcus Liedschulte (Die Partei) und Nils Bettinger (FDP) gemacht, beide als erklärte Tierschützer ausgewiesen. Liedschulte wies vehement darauf hin, dass die Tauben ein menschengemachtes Problem seien, dass nicht durch einen Kampf gegen die Tauben gelöst werden könne.

Taubenproblem ist menschengemachtes Problem

Liedschulte wies darauf hin, dass an der Unterführung bereits ein regelmäßiger Eiertausch (echtes Ei gegen Gipsei) stattfinde und dass es die Pflicht und Schuldigkeit der Menschen sei, die Tauben zu füttern. Schließlich sei das Taubenproblem, dass es tatsächlich gebe, durch die Taubenzucht im Ruhrgebiet massiv mit verursacht worden.

Dem pflichtete Bettinger bei. Die Tauben-Überpopulation müsse angegangen werden, aber weder mit einer Vertreibung der Tauben und noch durch ein Fütterungsverbot. Besser wäre es, auf einen intensiven Eiertausch zu setzen und den Tauben mit gezielt eingerichteten Taubenhäusern eine kontrollierbare Alternative zu wilden Brutplätzen zu schaffen.

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Steffi Hasler vom Verein Ruhrpottmöwen aus Datteln, der sich dem Schutz der Stadttauben verschrieben hat, beschrieb als Gast der Ausschusssitzung, dass man seit November 2021 an der Westring-Unterführung bereits aktiv sei: „Wir tauschen da alle 14 Tage die Eier aus, haben so schon 661 Brütungen verhindert.“

Arbeitskreis soll das Problem behandeln

Bert Wagener von den Grünen stellte dann einen Antrag, der die Taubenfrage nicht löst, aber den Ausschuss von dem Problem befreite: Man solle doch das Thema dem Arbeitskreis Gänse mit Teilnehmern verschiedener Parteien zuweisen, der sich seit Jahren mit der Kanadagans-Problematik befasst.

Denn, so Wageners Idee, die auf breite Zustimmung stieß, könne man mit der zusätzlichen Taubenfrage quasi zum Arbeitskreis Geflügel erweitern - und dort an einer Taubenstrategie arbeiten.

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