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Gesichtet: Viele neue Küken von Kanada-Gänsen in Castrop-Rauxel unterwegs
Gondelteich
Das Projekt Bekämpfung der Ausbreitung von Kanadagänsen in Castrop hat bislang nicht gefruchtet. Jetzt streunen wieder neue Gänsefamilien durch den schönen Stadtgarten.
Man kann gegen diese flauschigen kleinen Küken nichts haben. Eigentlich. So süß sehen sie aus, wie sie ihrer Mutter auf Schritt und Tritt folgen, während die Mama wiederum ganz genau darauf achtet, dass ihren Kleinen nichts zustößt. Die Kanada-Gänse im Stadtgarten rund um den Gondelteich haben Nachwuchs. Und so süß sie auch sind: Das ist auch ein Problem.
Die Population der Kanada-Gänse ist über die Jahre immens gewachsen. An den Erin-Teichen, im Goldschmieding-Park und vor allem im Gondelteich des Castroper Stadtgartens fühlen sie sich wohl. Sie leben dort in Ruhe, haben alles, was sie zum Leben brauchen und werden sogar ab und zu von den Bewohnern der Stadt gefüttert.
Und das ist wohl der Kern des Problems: Das Nahrungsangebot ist zu groß. So können sich die Gänse stärker vermehren, als es vielen lieb wäre. Die Anwohner beschweren sich über den Kot auf ihren Zugängen zum Haus. Der Kot verteilt sich auch im Teich und an dessen Rändern: Wiesen und Wege sind zeitweise kein schöner Anblick mehr in diesem für Spaziergänger so beliebten Park im Herzen der Altstadt. Andere kleinere Tiere werden verdrängt durch die großen Gänse. Und es werden immer mehr. Die Rede war schon mal von 370 Tieren, die ein Fachmann gezählt haben soll.

Unser Luftbild aus dem Februar 2019 zeigt, wie schön der Castroper Stadtgarten sein kann. Durch Bauarbeiten und Gänsekot gibt es aber Dellen in der Idylle. © Jens Lukas
„Das Thema ist nicht einfach, und eine Lösung scheint es nicht zu geben“, sagte Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann zuletzt auf Anfrage unserer Redaktion. Jetzt, angesprochen auf die Küken, sagt sie: „Die Überpopulation der Kanada-Gänse ist nicht nur in Castrop-Rauxel ein Problem, sondern in allen Kommunen. Solange die Tiere gefüttert werden, sind auch die wenigen Maßnahmen, die innerstädtisch überhaupt möglich sind, nahezu wirkungslos.“
Eier in Gelegen gegen Gipseier auszutauschen hat man schon versucht. Aber die Gelege sind selbst für Tierkenner kaum aufzufinden, weil sie sich nicht direkt in Teichnähe oder nicht einmal im Stadtgarten befinden. Gänse einzufangen und wegzufahren, bringt nichts: Sie fliegen zurück zu ihrem alten Standort. Gänse zu schießen sei hier aufgrund der baulichen Enge nicht erlaubt und möglich.
Klaus Breuer, Leiter des Bereichs Stadtgrün und Friedhofswesen, sagt: „Kanada-Gänse sind Neozoen (eingewanderte Tierarten ohne natürliche Fressfeinde, d. Red.). Es sind viel zu viele Tiere für das kleine Gewässer Gondelteich. Sie haben die Enten komplett verdrängt. Im innerstädtischen Raum gibt es bisher keine erfolgreichen Maßnahmen gegen sie.“
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
