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Stadt prüft Genehmigung eines Tipico-Wettbüros an der Herner Straße
Wirtschaft
An der Herner Straße soll ein Tipico-Shop eingerichtet werden. In dem Gebäude, wo auch Ford Köster zu Hause ist. Die Stadt Castrop-Rauxel prüft, ob das ins Vergnügungsstättenkonzept passt.
Dr. Heinz Hummel ist Inhaber von Ford Köster an der Herner Straße. Die Neuwagengeschäfte laufen längst nicht mehr so wie in den goldenen Automobil-Zeiten, darum sucht Hummel Mieter für Teile seiner Immobilie. „Ob die 250 Quadratmeter oder mehr haben wollen“, das ist alles Verhandlungssache, so Hummel.
Einen sehr ernsthaften Interessenten hat er an der Hand. Der möchte in dem Gebäude im Gewerbegebiet einen Tipico-Shop einrichten. Tipico ist einer der großen Sportwetten-Anbieter auf dem deutschen Markt. Lange Jahre war Oliver Kahn das Werbegesicht des Unternehmens. Doch der neue Staatsvertrag untersagt Werbung durch aktive Spieler oder Funktionäre. Deshalb musste Kahn seinen Vertrag mit Tipico auslaufen lassen.
Tipico-Idee gefiel Heinz Hummel sofort
Die Firma verkauft ihre Wetten in erster Linie über das Internet, betreibt in Deutschland aber auch viele stationäre Shops, in denen man Wetten abschließen kann. Das klingt also nach einem lukrativen Geschäft. Da es in Castrop-Rauxel bisher keinen Tipico-Shop gibt, sprang Heinz Hummel auch gern auf die Idee eines Geschäftsfreundes an, der bei Hummel einen solchen Shop installieren möchte.

Dr. Heinz Hummel ist seit gut 40 Jahren Inhaber von Ford Köster an der Herner Straße und gar nicht gut auf die Stadt Castrop-Rauxel zu sprechen. © Thomas Schroeter
Bei der Stadt Castrop-Rauxel, so moniert Hummel, sei die Idee aber nicht auf offene Arme gestoßen. Während Hummel unserer Redaktion gegenüber behauptete, man warte bereits seit fast einem Jahr auf eine entsprechende Genehmigung zur Einrichtung des Shops an der Herner Straße warte, relativiert die Stadt Castrop-Rauxel diese Aussage.
Stadt: Antrag ging erst im Juni ein
Laut Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann ist der Antrag des Geschäftspartners von Heinz Hummel allerdings erst im Juni 2021 eingegangen und befinde sich inhaltlich in der Prüfung. Es fehle also nicht, wie von Hummel erläutert, nur noch eine Unterschrift.
Und ob die Prüfung überhaupt erfolgreich verläuft, bleibt abzuwarten. Denn laut Hilleringmann werde für das Antragsgrundstück zurzeit der Bebauungsplan überarbeitet. Außerdem sei generell festzuhalten, so die Stadtsprecherin, „dass Wettbüros und Spielhallen nach anerkannter Rechtsprechung typischerweise mit einer Abwertung des Quartiers verbunden sind (sogenannter Trading Down-Effekt).“
Für die Beurteilung entsprechender Anträge sei das ein wesentliches Kriterium, ebenso wie die Prüfung mit Blick auf das Vergnügungsstätten-Konzept der Stadt Castrop-Rauxel, das eine Steuerung der Ansiedlung eben dieser Vergnügungsstätten vorsieht.
Demnach sollen Vergnügungsstätten in den zentralen Versorgungsbereichen nur dann zugelassen werden, wenn keine städtebaulichen Konflikte ausgelöst werden. Für die Altstadt etwa empfiehlt das Vergnügungsstättenkonzept, die Ansiedlung im Bereich von Fußgängerzone und Marktplatz generell auszuschließen, da dieser Bereich den Kern der Altstadt markiere und den Einzelhandelsstandort nachhaltig präge.
In Dortmund und Bochum gibt es allein 24 Shops
Mit der Aufstellung des Konzeptes war seinerzeit die Firma Wolters Partner aus Coesfeld beauftragt. Die schreibt dazu auf ihrer Homepage allerdings auch, es sei zu berücksichtigen, „dass ein vollständiger Ausschluss von Vergnügungsstätten im Stadtgebiet als „Negativplanung“ planungsrechtlich unzulässig und darüber hinaus sachlich nicht zu rechtfertigen ist. Dort wo mit einer Ansiedlung keine städtebaulichen Konflikte verbunden sind, sollen Vergnügungsstätten daher unter Berücksichtigung der planungsrechtlichen Rahmenbedingungen in einem verträglichen Maße (weiterhin) zulässig sein.“
Zur Einordnung: Allein in den Nachbar-Großstädten Dortmund und Bochum findet man zusammen 24 dieser Shops, auch an zentralen Einkaufsstraßen wie der Kaiserstraße oder der Hohen Straße in Dortmund oder der Brückstraße in Bochum.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
