Die SJG St. Paulus GmbH hat am Freitagvormittag (21.3.2025) erklärt, dass die Kreißsäle am Rochus-Hospital in Castrop geschlossen werden. Am 30. Juni 2025 gehen in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe die Lichter aus. Danach gibt es kein Geburtskrankenhaus in Castrop-Rauxel mehr. Schwangere Frauen müssen künftig Krankenhäuser im Umland ansteuern oder sich auf eine Hausgeburt einlassen, wenn das Kind unbedingt in Castrop-Rauxel entbunden werden soll.
Die Trägergesellschaft argumentierte mit dem Finanzierungsproblem: Über Jahre habe die Geburtshilfe rote Zahlen geschrieben. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leichtgemacht“, erklärten Clemens Galuschka und Regina Luckner, Geschäftsführer des Krankenhauses, in einem schriftlichen Statement am späten Vormittag. Zuvor informierte Regina Luckner zusammen mit Standortleiter Axel Westermann die Belegschaft im Rochus darüber. Die Nachricht sei für viele der Hebammen, Ärzte und Pflegekräfte ein schwerer Schlag gewesen.

„Gerade als katholisches Krankenhaus verstehen wir es als unsere Aufgabe, unsere Patientinnen und Patienten ihr ganzes Leben zu begleiten – von der Geburt bis zum Tod“, so die Geschäftsführung in ihrem Statement weiter. „Darum haben wir alles getan, die stationäre Versorgung in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe so lange wie irgendwie möglich sicherzustellen, trotz erheblicher Verluste.“ Die Rede ist von über 1 Million Euro jährlich, die man in diese Klinik habe querfinanzieren müssen.
Durch die Krankenhausreform, deren zentraler Bestandteil ist, die verschiedenen Fachabteilungen von Krankenhäusern an Fach-Standorten zu bündeln, habe sich die Situation „noch einmal komplett verschlechtert“. Hinzu kämen sinkende Geburtenzahlen. Vor Jahren, nach der Schließung der Geburtshilfe am EvK im Jahr 2015, habe man noch rund 1000 Entbindungen im Jahr gemacht. Jetzt sei die Zahl auf 600 gesunken, Tendenz fallend.
Über Jahre querfinanziert
„Geburtshilfe ist immer aufwändig“, so Clemens Galuschka. „Sie haben die Ärzte, die Anästhesie, alles 24/7 im Einsatz. Eine hohe Vorhaltung also. Es muss immer jemand parat stehen.“ Geburtshilfe sei in Deutschland nicht ausreichend finanziert. Nur mit hohen Fallzahlen könne man das kompensieren. Darum habe man noch 2014 in den Ausbau der Abteilung und neue Kreißsäle investiert. „Das trifft kleinere, die unter 1000 Geburten sind“, so Galuschka. Dieses Niveau habe man aber trotz eines guten Rufes und der Alleinstellung in Castrop-Rauxel nicht halten können.
„Das ist hart. Aber das haben wir über Jahre getan, unterstützt, querfinanziert und alles versucht“, so Galuschka. „Irgendwann ist der Punkt, wo es wirtschaftlich nicht mehr darstellbar ist.“ Am Ende sei es auch eine Entscheidung für den Erhalt des Rochus generell gewesen: Die Innere Medizin und die Chirurgie könnten so in Castrop erhalten bleiben. Auch Gespräche mit der Stadt hätten nicht weiter geführt, und das EvK habe ja schon 2015 dieselbe Entscheidung getroffen. „Die Stadt ist pleite, die kann oder will da nicht helfen.“ Ihm sei aber sehr bewusst, dass nun „kein Castroper mehr geboren wird“ und das auch Auswirkungen auf die Attraktivität einer Stadt für Familien habe.
Mitarbeiter erschüttert und fassungslos
Für die Hebammen, die Ärzte und Pflegekräfte habe man im Paulusverbund aber sicherlich Möglichkeiten, sie anderweitig unterzubringen. „Wir sind da sehr bemüht und werden das in Gesprächen mit den Einzelnen vertiefen“, so Galuschka im Gespräch mit unserer Redaktion.
Regina Luckner, die das den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Morgen zu verkünden hatte, sagte, sie habe diese Sachlage versucht darzustellen. „Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Wir haben seit Jahren versucht, an verschiedenen Lösungen zu arbeiten. Wir haben aber nun keine Möglichkeit mehr gesehen.“ Die Beschäftigten seien erschüttert und traurig, zum Teil fassungslos gewesen. „Viele haben bis zum Schluss gehofft und auf uns vertraut“, so Luckner. Das könne sie nachvollziehen.

Bis zum 30.6. könne man allen werdenden Eltern zusagen, dass zum Teil schon vereinbarte Termine gehalten werden. Danach müsste man im Ballungsraum auf andere Krankenhäuser des Verbundes oder anderswo zurückgreifen. Die Wiege, in der neben dem Rochus Hebammen-Dienstleistungen der Vorbereitung und Nachsorge angeboten werden, beträfe das nicht direkt. Diese könnten womöglich am Standort verbleiben, so Clemens Galuschka.
Rochus-Hospital schließt Kreißsäle: Ende der Geburtsstation in Castrop-Rauxel
Nach Schließung der Geburtsstation im Rochus: Wo kann man noch Kinder bekommen?
Bürgermeister Kravanja tief enttäuscht wegen Rochus-Hospital: „Meine schlimmste Befürchtung“