SPD-Brotdosen als Politikum gebrandmarkt Man sollte die Kirche im Dorf lassen

SPD-Brotdosen als Politikum gebrandmarkt: die Kirche im Dorf lassen
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SPD-Brotdosen als Politikum gebrandmarkt: die Kirche im Dorf lassen

Die Castrop-Rauxeler Sozialdemokraten haben es wieder getan: Sie haben Brotdosen an Castrop-Rauxeler Grundschüler verteilt. Und das auch noch beschriftet mit dem Ausspruch „Genau mein Geschmack SPD“. Außerdem sei da noch Weingummi im Spiel gewesen, so heißt es.

(Mindestens) ein Castrop-Rauxeler hat daran heftig Anstoß genommen. Kinder, so sein Vorwurf, würden hier für Darstellungszwecke einer politischen Partei benutzt. Das sei sozialpolitisch bedenklich und es sei zu befürchten, dass andere Parteien das nun nachmachten, um mit ihrer Parteiwerbung ebenfalls in die Schulklassen der Stadt zu kommen.

Der Autor dieser Zeilen ist nicht bekannt dafür, dass er den Parteien in Castrop-Rauxel, gerade der „Mit-Regierungspartei“ SPD, nicht gern und mit Anlauf auf die Zehen tritt, wenn er denn die Gefahr sieht, dass das Gemeinwohl oder demokratische Grundwerte in Mitleidenschaft gezogen werden. Aber die Verteilung von Brotdosen kann er ganz und gar nicht als virulente Gefahr ausmachen.

Abgesehen davon, dass die Verteilung schon seit gefühlten Ewigkeiten gängige und gelebte Praxis ist und die Schulen (Achtung, Ironie) bis heute nicht zu SPD-Sümpfen des Bolschewismus geworden sind: Wer glaubt, dass Kinder oder Eltern durch einen Aufdruck auf einer Brotdose indoktriniert würden, der glaubt vermutlich auch, dass Nazis eine Alternative für Deutschland wären.

Es sind Brotdosen, die da verteilt wurden, keine Hetzschriften. Es sind Plastikdosen, die man im SPD-Parteishop im Web erwerben kann. 67 Stück (warum auch immer eine solch krumme Zahl) für 85,09 Euro zuzüglich Versand. Preiswerter würde die Castrop-Rauxeler SPD solche Dosen ohne Aufdruck wohl im Handel vor Ort nicht bekommen. Und ob sie mehr Geld für solche Dosen ausgeben würde oder könnte, weiß man nicht.

Was klar ist: Wenn sie die Dosen nicht verteilt hätte, bliebe vielleicht so manches Kind ganz ohne Dose. Denn längst nicht alle Eltern machen sich leider Gedanken über eine vernünftige Ausstattung ihrer Kinder. So sind auch die Buntstifte und das Obst, das die SPD an einer Grundschule verteilte, nicht verkehrt.

Ob die milden Gaben den Kindern oder deren Eltern nachhaltig helfen, ungleiche Startchancen auszugleichen, darf natürlich bezweifelt werden. Und die Verteilung von Weingummi an Geschwisterkinder ist vielleicht ernährungspolitisch keine weise Tat. Aber ein Politikum? Ist das alles nicht.

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