SPD verteilt rote Partei-Brotdosen an Schulen Kritiker wagt AfD-Vergleich

SPD verteilt rote Partei-Brotdosen an Schulen: Kritiker wagt AfD-Vergleich
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Die SPD wünscht einen guten Start in die Schule: Man stelle sich einmal vor, die AfD hätte in Castrop-Rauxel das getan, was die Sozialdemokraten seit Jahren in Ickern tut. Das meint Friedhelm Markus, ein kritischer Begleiter des gesellschaftlichen und politischen Geschehens in Castrop-Rauxel. Er kritisiert die Werbeaktion der Bürgermeister-Partei zur Einschulung 2024. Dabei ist das bei weitem keine neue Initiative.

„Wir wünschen einen guten Schulstart!“, schrieb der Ickerner Ortsverein und der Stadtverband selbst auf seiner Facebookseite am 22. August. Zu sehen auf den Fotos waren rote Brotdosen mit dem Partei-Slogan „Genau mein Geschmack - SPD“, zum Teil gefüllt mit Gummibärchen-Tüten. Auch kleine Packungen mit Buntstiften mit der Aufschrift „Für eine bunte Welt“ gab es als Geschenke. Die Parteigenossen standen mit kleinen Ständen an der Ickerner Marktschule, der Grundschule am Busch und der Erich-Kästner-Schule in Habinghorst und machten den Kindern auf dem Weg zum ersten Schultag ein kleines Geschenk.

„Prima! Die erste gemeinsame Aktion des neuen SPD-Ortsvereins Emscherland“, fand einer der Kommentatoren auf Facebook. Tradition, nämlich Geschenke an die Erstklässler, verbinde, so Olaf Bollermann. Aber bei weitem nicht alle sehen die Aktion so positiv wie er.

An der Grundschule am Busch gab es Bananen und Buntstifte für die Erstklässler.
An der Grundschule am Busch gab es Bananen und Buntstifte für die Erstklässler. © SPD Castrop-Rauxel

Im Gegenteil: Die Kritik daran war schnell da. „Wir wissen, dass die Einschulungskinder und ihre Eltern die mit Haribo gefüllten Brotdosen gern entgegennehmen“, schreibt Markus, ein bekennender Anhänger von Sahra Wagenknecht, an unsere Redaktion. Und weiter: „Wir wissen, dass zukünftig in den Grundschulklassen zahlreich SPD-Brotdosen herumliegen werden. Wir wissen, dass hier Kinder für Darstellungszwecke einer politischen Partei benutzt werden. Wir sagen nichts, weil es sich um eine der altbekannten und kommunal etablierten Parteien handelt?“

Es ist eine Mail, ein Leserbrief, in dem er irgendwie laut nachdenkt: „Wir denken vermutlich, dass wir nicht wünschen, wenn demnächst auch andere politische Parteien, z.B. die AfD, unsere Schulkinder für Werbezwecke benutzt?! Wie denken wir eigentlich darüber, wenn in den Schulklassen auf den Tischen und in den Pausen die Kinder überproportional eine politische Partei präsentieren, ohne tatsächlich zu wissen und zu verstehen, was hier grad geschieht. Zeitnah zu den Wahlterminen existiert für das Schulpersonal politisch die gesetzliche Neutralitätspflicht.“

Nachhaltig und vielfältig

Der SPD-Stadtverband antwortet auf eine Anfrage unserer Redaktion ganz nüchtern: Die Aktion an der Marktschule gebe es schon seit vielen Jahren in dieser Form und werde von Kindern, Eltern und Lehrern „sehr positiv angenommen“. Die Butterbrotdosen seien „nachhaltig und können gut für das Pausenbrot genutzt werden“. Auch auf Familienausflügen sei ein Einsatz denkbar.

Das Schulpersonal werde nicht in seiner Neutralitätspflicht berührt. Die Dosen würden nicht an Lehrerinnen und Lehrer ausgehändigt. Bei der Aushändigung seien die Dosen leer gewesen und nicht mit Weingummi gefüllt. Die mit Weingummi gefüllten Dosen seien für die Geschwister- und Begleitkinder gedacht gewesen. Die hätten sich aus den offenen Dosen jeweils eine kleine Tüte herausnehmen dürfen.

Friedhelm Markus lebt in Rauxel und bringt sich immer wieder in Debatten ein. Vor der letzten Bundestagswahl reinigte der 71-Jährige beschmierte Wahlplakate.
Friedhelm Markus lebt in Rauxel und bringt sich immer wieder in Debatten ein. Vor der letzten Bundestagswahl reinigte der 71-Jährige beschmierte Wahlplakate. © privat / Archiv

An der Grundschule am Busch seien traditionellerweise Buntstifte und Obst verteilt worden. Und an der Erich-Kästner-Schule habe man nach einigen Jahren Pause erstmals wieder Brotdosen verteilt. „Eltern und Kinder waren sehr begeistert von der Aktion und haben diese gelobt“, so der Stadtverband schriftlich.

Friedhelm Markus findet: „Ich beende meine Gedankenspiele mit der Frage, ob wir das tatsächlich so wollen und ob das noch sozialverantwortliches Handeln ist und ob die SPD-Verantwortlichen mal darüber nachgedacht haben.“ Unsere Nachfrage, was die SPD sagen würde, wenn die AfD so werben würde, blieb ohne Antwort.