Die Buchhandlung LeseLust in der Castroper Altstadt hatte bisher lange geöffnet. Das wird sich wohl bald ändern.

© Rebekka Wölky

Sorge um Castroper Altstadt: Immer mehr Läden schließen früher

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Ein weiteres Geschäft in der Castroper Altstadt verkürzt seine Öffnungszeiten. Notgedrungen, wie die Inhaberin sagt. Doch die kürzeren Öffnungszeiten anderer Geschäfte hätten eine Sogwirkung.

Castrop

, 22.09.2021, 15:02 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit zehn Jahren hat die Buchhandlung Castroper LeseLust in der Altstadt an Wochentagen von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Jetzt verkürzt Inhaberin Martina Tielker die Öffnungszeiten. Ab Oktober schließt die LeseLust abends schon um 18.30 Uhr. Nicht, weil Tielker mehr Freizeit haben will, sondern weil abends einfach keine Kunden mehr kommen.

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„Notgedrungen“ habe sie die Entscheidung getroffen, sagt die Buchhändlerin. Denn in der Altstadt gebe es seit der Corona-Pandemie eine Art Sogwirkung: „Viele der anderen Geschäfte hier haben ihre Öffnungszeiten reduziert“, erklärt Martina Tielker. Ursprünglich wegen Corona und Kurzarbeit. Jetzt, nach den Lockdowns, sprächen die anderen Altstadt-Händler von Personalmangel, sagt Tielker.

Nach 18 Uhr ist die Altstadt leer

Auch die LeseLust hatte zeitweise nur von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Nach der kritischen Phase der Pandemie ist Tielker zunächst zu ihren gewohnten, langen Öffnungszeiten zurückgekehrt. „Seit einigen Monaten ist mir aber gravierend aufgefallen, dass abends keine Kunden mehr kommen“, sagt sie.

Denn: „Wenn in jeder Straße nur noch zwei Geschäfte bis 19 Uhr öffnen, zieht das niemanden in die Altstadt.“ Nach 18 Uhr sei es weitestgehend leer. Den Verkäufern in den wenigen noch geöffneten Geschäften sei in der verwaisten Altstadt mulmig zumute.

Ein Spaziergang durch die Altstadt zeigt: Tatsächlich haben nicht viele Geschäfte bis 19 Uhr geöffnet. Das Modegeschäft Cecil direkt gegenüber der LeseLust, Juwelier Zimmer und Textilhändler Jens Reiter. Und die Filialen von DM und Fielmann. Martina Tielkers größter Konkurrenz vor Ort, die Mayersche, macht um 18.30 Uhr dicht. Aber das Schreibwarengeschäft Lach, die Parfümerie Pieper, Gerry Weber und Witt Weiden – sie alle machen um 18 Uhr zu. Hussel sogar schon um 17 Uhr.

Kunden sind verwirrt von unterschiedlichen Zeiten

Mit einer Verkürzung der Öffnungszeiten um nur eine halbe Stunde hat Martina Tielker für die LeseLust vorerst das kleinste Übel gewählt. Gegen den Strich geht ihr aber selbst das: „Für mich ist es nach zehn Jahren ein Schritt in die falsche Richtung. Eigentlich würde ich lieber verlängern.“

Das Problem sei aber nicht nur, dass die Geschäfte früher schließen, sondern auch, dass die Öffnungszeiten dadurch nicht mehr einheitlich sind, sagt Martina Tielker. „Früher wussten die Kunden: In den Läden in der Altstadt kann ich bis 19 Uhr einkaufen. Jetzt bin ich als Kunde so verunsichert von den vielen unterschiedlichen Zeiten, dass ich gar nicht weiß, ob es sich überhaupt noch lohnt, in die Altstadt zu fahren.“

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Bei Martina Tielker erregt diese Entwicklung Besorgnis. „Ich befürchte, dass die Altstadt dadurch noch unattraktiver wird.“ Sorge mache ihr außerdem, was sie in großen Nachbarstädten beobachte. Vor Kurzem haben auf dem Dortmunder Westenhellweg gleich fünf große Geschäfte die Schließung angemeldet. „Ich hoffe, dass diese Entwicklung nicht nach Castrop rüberschwappt“, sagt Martina Tielker.