
Unser Reporter Tobias Weckenbrock am Donnerstag um 11 Uhr vor einem von 13 Castrop-Rauxeler Sirenenstandorten am BBZ in Dingen. © Tobias Weckenbrock
Sirenen-Alarm in Castrop-Rauxel: Was sind die Lehren aus dem großen Test?
Probe-Alarm
Als sie um 11 Uhr losheulte, da erschreckte sich unser Reporter: Er stand direkt neben dem BBZ Dingen und war live im Stream, um über den großen Sirenen-Test zu berichten. Was sind die Lehren daraus?
Der Lehrer schloss kurz das Fenster, dann ging der Unterricht im Berufsbildungszentrum Dingen einfach weiter: Donnerstag, 11 Uhr, die Sirene auf dem Dach des Gebäudes am Ostrand von Castrop-Rauxel heult auf. So wie alle 13 Sirenen im Stadtgebiet.
Es war ein Test des Landes NRW: Im Katastrophenfall sollen die Sirenen, die in den vergangenen Jahren auf den Dächern vor allem von Schulen und Feuerwehrhäusern aufgebaut wurden, die Bevölkerung warnen. Wenn ein Heulton erklingt, soll man sich in den Medien informieren und den Hinweisen folgen.
Das war am Donnerstag (8.9.) nicht der Fall. Da waren drei Signaltöne in weiten Teilen des Stadtgebiets zu vernehmen: Erst eine Minute lang ein eintöniges Signal, dann, wenige Minuten später, der besagte Heulton, und dann, erneut wenige Minuten später, das erneute eintönige Signal. Dieses Signal steht für Entwarnung. Der Heulton, eine Minute lang auf- und abschwellend, bedeutet in der Regel: Gefahr! Fenster und Türen schließen und Radio einschalten.

Das sind alle 13 Sirenenstandorte in Castrop-Rauxel. © regioplaner.de
Ein anderes Signal, dreimal 15 Sekunden Dauerton mit Unterbrechungen, ist geläufiger, weil es häufiger vorkommt: Es bedeutet Einsatzalarm für die Feuerwehr und ist immer mal wieder vor allem von Gerätehäusern zu vernehmen. Und dann gibt es manchmal an Samstagen einen 15-sekündigen Dauerton: Dabei handelt es sich um einen kleinen Probealarm.
Die Warnung am Donnerstag (8.9.) war vielfach angekündigt. Auch die Warn-Apps (wie Nina) schickten Push-Nachrichten. Aber wenn es im Katastrophenfall keinen Strom mehr gibt, man kein Handy bei sich hat oder das Mobilfunknetz zusammenbricht, sollen die Sirenen ein Mittel sein, um flächendeckend durchzudringen.
Sirenen waren in den 90er-Jahren aus der Mode
Das Land NRW schreibt: „Nach dem Ende des Kalten Krieges hat der Bund in den 90er-Jahren das Sirenennetz aufgegeben, das vor allem zur Warnung bei Luftangriffen diente, und es den Kommunen zur Übernahme angeboten. Nur einige haben von diesem Angebot Gebrauch gemacht, sodass viele Sirenen abgebaut wurden.“
Dabei sei „der laute Ton einer Sirene ein effektives Mittel, das zumindest die Existenz einer Gefahr für die Menschen in der Umgebung deutlich hörbar anzeigt“, so das NRW-Innenministerium. „Nur wenn sie von der Gefahr wissen, können sie sich über die Medien wichtige Informationen zum richtigen Verhalten und zur Gefahrenlage beschaffen.“
Nach dem Test meldeten sich dennoch einige Castrop-Rauxeler bei Facebook: „Ich wohne an der Stadtgrenze zu Mengede und habe nichts gehört“ oder: „Ich war zu Hause, wohne nicht weit weg von einer Sirene, aber habe nichts wahrgenommen“ war dort Minuten später zu lesen.
13 Standorte gibt es in Castrop-Rauxel: Feuerwehrhaus Henrichenburg, Lessingstraße und Lange Straße Habinghorst, Feuerwehrhaus Dornbachstraße, Ahornstraße, Wilhelmstraße, Westring, BBZ Dingen, Bodelschwingher Straße und Cottenburgstraße auf Schwerin, Elisabethstraße in Obercastrop, Wittener Straße in Merklinde und In der Fühle in Frohlinde. Beim Hör-Test unserer Redaktion in Dingen am BBZ waren nach dem Verhallen der Sirene vor Ort sogar zwei oder drei weitere Standorte leicht zeitversetzt zu hören.
Wer nichts gehört hat, obwohl er zu Hause war, nicht tief und fest geschlafen hat, Ohrenstöpsel oder Kopfhörer trug, was muss der nun tun? Nichts, sagen Stadt und Kreis auf Anfrage unserer Redaktion. „Da der Ausbau des Sirenensystems noch nicht abgeschlossen ist, müssen Bürgerinnen und Bürger, die nichts gehört haben, in Bezug auf die Sirenen nichts unternehmen“, sagt Kreis-Sprecherin Svenja Küchmeister. Es sei aber immer hilfreich, mehrgleisig zu fahren, man empfehle die Warn-App Nina.
Der nächste, dann bundesweite Warntag mit Sirenen-Probealarm und App-Push ist übrigens noch dieses Jahr: am 8.12.2022. Der letzte bundesweite Warntag im Jahr 2020 löste einiges an Kritik aus: Damals ging beim App-Push technisch etwas gründlich schief.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
