Einen Immobilienpreis zu bestimmen, ist schwierig. Was kann dabei das Internet? Wir haben es getestet. © Thomas Schroeter
Immobilien
Hauspreis: Wir haben drei Internet-Portale zum Kalkulieren benutzt
Wer sein Haus verkaufen will, braucht eine Preisvorstellung. Die gibt es beim Makler. Oder vielleicht auch im Internet? Wir haben dort drei Möglichkeiten getestet. Mit fraglichem Erfolg.
Der Wert einer Immobilie ist von vielen Parametern abhängig. Fachleute betonen immer wieder, dass es in erster Linie um „Lage, Lage, Lage“ gehe, die über den Preis entscheidet, die Häuser und Wohnungen auf dem Markt erreichen.
Liegt das Haus in einer Wohngegend, die überwiegend von Ein- oder Zweifamilienhäusern geprägt ist? Das verspricht Ruhe. Liegt die Immobilie im Grünen, am Stadtrand? Das verspricht Freizeitqualität. Liegt die Wohnung in der Nähe von Hauptverkehrsstraßen? Das verspricht gute Anbindung.
In vielen Städten gibt es Preis-Gefälle zwischen Lagen
In Dortmund etwa gibt es ein klares Nord-Süd-Gefälle bei den Immobilienpreisen, in Lünen dagegen ein Süd-Nord-Gefälle. Wird es in Dortmund Richtung Ruhr tendenziell immer teurer, ist es in Lünen in Richtung Münsterland so. Grüne Randlage bei gleichzeitig guter Erreichbarkeit ist für viele Menschen quasi die Königs-Lage.
Wie immer gibt es Ausnahmen von jeder Regel. Die betreffen zumeist alte Wohnquartiere in Lagen nahe der Innenstädte. Das Kreuzviertel in Dortmund etwa ist ein solches teures Viertel. Oder das Gebiet um den Stadtgarten in Castrop-Rauxel. Historische Bausubstanz mit Anbindung an das pralle Leben: Das zieht immer mehr Menschen an.
Wer sich nun damit befasst, für sich selbst ein neues Zuhause in eigenen vier Wänden zu finden, oder wer versuchen will, sein Haus an den Mann oder die Frau zu bringen, der sollte die Planung mit Weitsicht angehen. Wichtig ist es erst einmal, sich einen groben Überblick zu verschaffen, wie die Lage am Immobilienmarkt da aussieht, wo man wohnt und verkaufen will oder da, wo man kaufen und wohnen will. Dazu gibt es viele Wege.
Wie komme ich zu einer ersten Preis-Idee?
Der klassische Weg führt Kauf- oder Verkaufsinteressenten in der Regel zu einer Bank/Sparkasse oder zum Makler. Die haben natürlich viel Über- und Einblick in den Markt. Aber Kreditinstitute und Immobilienmakler wollen auch Geld verdienen. Und das tun sie mit der Vermittlung von Immobilien und dem Angebot von Krediten.
Wer sich zunächst lieber etwas unverbindlicher und unabhängiger im Markt orientieren möchte, der hat inzwischen im Internet viele Angebote. Wir haben drei dieser Angebote ausprobiert, um zu gucken, welche Orientierung man sich auf diese Art verschaffen kann.
Scoperty bietet eine sehr grobe Schätzung
Jüngstes und heiß diskutiertes Beispiel ist das Portal Scoperty, was übersetzt Entdeckung heißt. Die Macher dieses Internet-Portals bieten einem bei Eingabe bestimmter Adressen oder ganzer Städte die Möglichkeit, für jedes Haus auf einer Google-Karte einen Schätzwert angezeigt zu bekommen.
In unserem konkreten Beispiel haben wir eine Doppelhaushälfte in einer Stadt im östlichen Ruhrgebiet (160 qm Wohnfläche, Baujahr 1930, 400 Quadratmeter Grundstück, gehobene Ausstattung) genommen und haben in diesem Fall eine (tatsächlich sehr grobe) Schätzung erhalten, die bei 293.000 bis 439.000 Euro liegt. Das ist eher unbefriedigend.
Die Kalkulation mit dem Boris-Portal ist einfach und schnell. Wie sicher sie ist, bleibt offen. © Schroeter, Thomas
Boris basiert auf Gutachter-Daten
Eine zweite Möglichkeit bietet das Portal Boris.NRW, das zentrale Informationssystem der Gutachterausschüsse und des Oberen Gutachterausschusses für Grundstückswerte über den Immobilienmarkt in Nordrhein-Westfalen. Hier kann man über einen eingebauten Immobilienpreis-Kalkulator. Hier kann man nach Eingabe der Rahmendaten seiner Immobilie eine Kalkulation bekommen.
In unserem Beispielfall liegt die bei 410.000 Euro, also eher an der oberen Kante des Preises, den wir bei einem ersten schnellen Blick in das Scoperty-Portal als Schätzung erhalten haben.
Sparkasse ist ein regionaler Anbieter
Um die Preisvorstellung nun vielleicht zu verfeinern, haben wir uns den S-Immo-Preisfinder der Sparkasse Vest in Recklinghausen vorgenommen, den man auf der Homepage der Sparkasse findet. Ein regionaler Anbieter also. Hier gibt man mit wenig Aufwand in drei Minuten die Daten der Immobilie ein und erhält, so das Versprechen, nach 30 bis 60 Minuten eine Analyse. Man muss allerdings zustimmen, dass ein Immobilienberater des Unternehmens sich zur Erläuterung der Analyse bei einem meldet.
Die Analyse kam tatsächlich innerhalb weniger Minuten, fiel aber ernüchternd aus, da unser Beispiel-Haus nur 318.200 Euro erbringen soll, wobei vergleichbare Angebote mit einer Preisspanne zwischen 105.000 und 520.000 Euro angegeben werden. Da hatten wir uns konkretere Zahlen erhofft.
Interessant beim Vergleich der drei Schätzungen, die wir auf diesem Weg eingeholt haben: Die Quadratmeterpreise des Hauses werden mit komplett unterschiedlichen Werten kalkuliert. Legt die Sparkasse Vest in ihrer Analyse einen Preis von 1990 Euro zugrunde, sind es bei Scoperty 3000 Euro und beim Gutachterportal Boris 2560 Euro. Ergebnis: Wirklich schlau wird man auf diese Art nicht.
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