"Squid Game" hat bei Netflix alle Zuschauerrekorde geknackt. Traditionelle Kinderspiele sind Thema. Doch für die Verlierer enden sie in der Serie tödlich. Auf Schulhöfen werden diese Spiele nachgeahmt.

© Ronny von Wangenheim

Schüler spielen „Squid Game“ nach: Jugendschützerin ist alarmiert

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Es geht um scheinbar harmlose Kinderspiele. Doch die Netflix-Serie „Squid Game“ ist brutal. Kinder spielen die Spiele nach. Eine Jugendschützerin in Castrop-Rauxel warnt und bietet Eltern Hilfe an.

Castrop-Rauxel

, 05.11.2021, 17:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Szene auf dem Schulhof ist von weitem betrachtet schön. Kinder spielen auf dem Schulhof ein uraltes Kinderspiel. Doch sie rufen nicht „Eins, zwei, drei, Ochs am Berg“, sondern „rotes Licht, grünes Licht“. Und plötzlich ohrfeigen sie sich. Oder spucken sich an.

So haben es Lehrer und sogar Erzieher in den vergangenen Wochen bundesweit beobachtet. Kinder ahmen hier die Netflix-Serie „Squid Game“ nach, und das sogar in Kitas und Grundschulen. Die Serie ist allerdings erst für Menschen ab 16 Jahren freigegeben. Der Hype um die Serie, die als die erfolgreichste Netflix-Serie aller Zeiten gilt, hat auch Castrop-Rauxel erreicht.

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Bei der Stadt reagiert Jugendschützerin Stephanie Stoppka auf die Entwicklungen der vergangenen Wochen. „Ich wurde verschiedentlich darauf angesprochen“, sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. „Squid Game ist kein Kinderspiel“, warnt auch sie vor der koreanischen Serie, die für Einschaltrekorde sorgt.

Wer in der Netflix-Serie Spiele verliert, wird umgebracht

Sie schildert: „In der Serie werden Menschen, die beispielsweise stark verschuldet sind, ausgesucht und nehmen an Spielen teil, um ein Preisgeld zu gewinnen und schuldenfrei zu sein.“ Diese Spiele erinnern an traditionelle Kinderspiele wie „Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser“, Tauziehen oder Murmelspiele. „Doch wer verliert, wird umgebracht“, sagt Stephanie Stoppka. Das sei sehr realistisch inszeniert und sehr brutal.

Kinder in Südkorea tragen anlässlich von Halloween Kostüme, die von der koreanischen Netflix-Originalserie „Squid Game“ inspiriert sind. Zu Karneval könnte dies auch in Deutschland Trend werden.

Kinder in Südkorea tragen anlässlich von Halloween Kostüme, die von der koreanischen Netflix-Originalserie „Squid Game“ inspiriert sind. Zu Karneval könnte dies auch in Deutschland Trend werden. © picture alliance/dpa/AP

In Südkorea, so erläutert sie weiter, greife die Serie gesellschaftskritische Themen auf. Doch davon können die Kinder hier in Deutschland nichts wissen. „Inzwischen wurde das Spiel von Bildungsministerien als gefährlich eingestuft“, so die Jugendschützerin.

Viele Lehrer in der Europastadt haben sich bereits mit der Netflix-Serie beschäftigt. An der Wilhelmschule wird bestätigt, dass „Squid Game“ bei den Kindern Thema sei. Es sei bereits im Unterricht darüber gesprochen und ein Elternbrief verschickt worden.

Grundschule informiert auf ihrer Homepage die Eltern

Noch sei bei den Spielen keine Gewaltbereitschaft erkennbar gewesen, so heißt es aus der Schule. Also keine Ohrfeigen, kein Anspucken, keine Sätze wie „Ich töte dich“, wie sie schon beobachtet wurden. Aber man mache den Kindern deutlich: „Bei uns heißt das Spiel Ochs am Berg.“

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An der Cottenburgschule, so Schulleiter Jan Hagedorn, ist „Squid Game“ noch nicht auf dem Schulhof präsent. Aber auch hier sei das Kollegium sensibilisiert. An der Marktschule in Ickern wird auf der Homepage „aus aktuellem Anlass“ auf Gefahren im Internet aufmerksam gemacht.

Eine Szene aus der 1. Staffel der Netflix-Serie "The Squid Game".

Eine Szene aus der 1. Staffel der Netflix-Serie "The Squid Game". © picture alliance/dpa/Netflix

„Hin und wieder bewegen sich Kinder in Welten, die sie verstören, ängstigen oder traumatisieren. Diese nicht kindgerechten Inhalte und Gefahren lauern in unzähligen Formen, zum Beispiel als Video in einer Streaming-Plattform, als Gewaltspiel in Comicgrafik oder auch durch den harmlos wirkenden Chat in einer App“, heißt es da. Eltern werden gebeten, ihre Kinder in ihrem Medienkonsum zu begleiten. Und es gibt Empfehlungen, wo Eltern im Internet Infos und Anregungen finden können.

Jugendschützerin bietet Eltern praktische Hilfe an

Rat und praktische Hilfe bietet auch Jugendschützerin Stephanie Stoppok an. Als praktischen Tipp nennt sie den Verweis auf die Kindersicherung von Netflix, sodass sich Kinder die Serie erst gar nicht anschauen können. Eltern, so informiert sie, können auch in den Handys ihrer Kinder nachsehen, welche Netflix-Serien geschaut wurden. Und dann gegebenenfalls mit ihren Kindern sprechen.

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Wenn Eltern Fragen haben, wie sie mit ihren Kindern über die Serie reden können, steht die städtische Jugendschützerin als Ansprechpartnerin zur Verfügung. „Ich zeige auch, wie genau man die Kindersicherung aktivieren oder bei Netflix gewisse Titel blockieren kann“, sagt die Sozialpädagogin. Stephanie Stoppka ist telefonisch unter (02305) 891032 oder 0157 35499455 zu erreichen, per E-Mail unter stephanie.stoppka@castrop-rauxel.de