Die Krankenhausplanung des Landes ist in vielen Städten in NRW nicht auf Gegenliebe gestoßen. Rund 100 Klagen wurden bereits eingereicht. Auch das St.-Rochus-Hospital in Castrop-Rauxel gehört dazu. Aber es geht um viel mehr als nur den verordneten Verzicht auf Leistungsgruppen wie die Endoprothetik. Im Gespräch mit dieser Redaktion erläutert Geschäftsführer Clemens Galuschka, wie an der Wirtschaftlichkeit, wie an der Zukunft des Rochus gearbeitet wird.
Vorweg: Geklagt hat offiziell die Kath. St.-Lukas-Gesellschaft. Denn das Rochus ist in der Krankenhausplanung anders als beispielsweise das Evangelische Krankenhaus Castrop-Rauxel nicht als eigenständiges Krankenhaus aufgeführt, sondern als Standort des St. Lukas Klinikums verzeichnet. Dahinter steckt der frühere Verbund, der inzwischen Teil der Kath. St. Paulus Gesellschaft ist.
Warum klagt das Rochus-Hospital?
Die Klage, so erläutert Clemens Galuschka, „dient in erster Linie dazu, dass wir überhaupt einen Verhandlungsspielraum haben. Wenn wir mit dem Land reden, was sinnvoll ist und was nicht sinnvoll ist, dann brauchen wir einen Verhandlungsspielraum.“ Neben den planerischen Aspekten, die Minister Karl-Josef Laumann auf den Weg gebracht hat, gehe es auch um wirtschaftliche Aspekte.
Es wird also eine größere Lösung gesucht?
Clemens Galuschka: „Wir sind wir jetzt für Castrop-Rauxel in der Diskussion mit dem Land NRW und auch mit den Krankenkassen und mit dem evangelischen Träger, um eine gemeinsame gute Lösung für Castrop zu finden. Und das ist noch komplett ergebnisoffen.“
In der jetzigen Phase müsse man die Chance nutzen, eine Restrukturierung vorzunehmen, die zukunftssicher sei. Seit etwa einem Jahr sei man im Gespräch mit der Bezirksregierung, mit dem evangelischen Träger, auch mit Bürgermeister Rajko Kravanjka. Schon länger habe man das Gespräch mit dem Land gesucht, sagt er.
Nach dem Versand der Bescheide waren nun Vertreter des NRW-Gesundheitsministeriums im Rochus-Hospital in Castrop-Rauxel. „Sie haben gesehen, dass das ein modernes Krankenhaus ist, mit schicken Kreissälen, mit einer nagelneuen Intensivstation, mit sehr modernen OP-Sälen. Das ist ein sehr gut funktionierendes Krankenhaus. Und jetzt ist die Frage, wie kann man das weiterentwickeln?“ Es nehme jetzt Fahrt auf, dass man zeitnah versuche, Lösungen zu finden.
Wie sieht es also mit der Wirtschaftlichkeit aus?
Clemens Galuschka bestätigt, dass mit dem Wegfall der Gefäßchirurgie und der Endoprothetik umsatzstärkere Bereiche betroffen sind. Die Geburtshilfe dagegen sei generell bundesweit dramatisch unterfinanziert. Andererseits, so der Geschäftsführer: „Da ist vor allen Dingen der Wunsch, auch eine Geburtshilfe in Castrop-Rauxel zu erhalten, das ist auch seitens des Landes klar. Wir müssen schauen, dass wir da eine vernünftige Lösung finden. Wir sind uns alle einig, dass für Castrop-Rauxel eine Geburtshilfe wichtig ist, auch um junge Familien anzuziehen und ein attraktives Angebot für Unternehmen zu haben, die natürlich auch nach jungen Fachkräften Ausschau halten.“
Und generell: „Wir haben den Fachkräftemangel, wir haben auch die Notwendigkeit, die Arztstellen zu besetzen, und je kleiner eine Abteilung ist, umso schwieriger wird das natürlich.“ Tarifkosten- und Sachkostensteigerungen würden nicht entsprechend vergütet. Das sei das eigentlich mindestens genauso große oder eigentlich noch größere Problem neben der Krankenhausplanung. „Aber das macht natürlich neben den planerischen Aspekten auch die wirtschaftlichen Aspekte relevant.“

Wie also könnte sich das Rochus-Hospital künftig aufstellen?
Kurz und knapp formuliert es Clemens Galuschka so: „Es wird eine stationäre Einrichtung sein. Das Abteilungsspektrum muss man sehen, mit einem deutlich stärkeren Ausbau der ambulanten Versorgung.“
Er spricht davon, dass es in der Medizin einen Megatrend zu mehr Ambulantisierung und zu mehr Konzentration gibt. „Ambulantisierung bedeutet ja auch, dass man weniger Betten braucht und das bedeutet auch, dass man Dinge zusammenlegen kann und muss.“
Weitere Gespräche mit dem Landesministerium sind für Februar geplant. „Welche Schwerpunkte kann man stationär machen? Wie kann man was ambulant entwickeln? Das ist alles zurzeit ein bisschen in der Schwebe, weil das die Absprache braucht, auch mit dem evangelischen Träger. Und es braucht natürlich parallel auch eine Betrachtung der Wirtschaftlichkeit.“
Was könnte das bedeuten?
„Das könnte bedeuten, dass man Abteilungen zusammenlegt, dass man nur noch einmal eine Abteilung im Castrop-Rauxel hat, nicht zweimal. Das muss genau ausgelotet werden“, sagt Clemens Galuschka. Aber konkret sei hier noch gar nichts.
Beim Thema Ambulantisierung wird er deutlicher. Er verweist zum einen auf die klassische Chirurgie, die auch Patienten über Castrop-Rauxel hinaus anziehe. „Das sind hochkomplexe, rekonstruktive Eingriffe, die dort gemacht werden“, sagt er, die Abteilung für plastische Chirurgie von Prof. Andrej Ring wachse.
„Und wir haben auf der anderen Seite eben die Orthopädie, die bewusst den Schwerpunkt auf Fuß-OPs hat. Und diese Fuß-OPs verlagern sich zunehmend in den ambulanten Sektor.“ Deshalb sei die stationäre Vorhaltung von Abteilungen nicht mehr in dem Umfang notwendig wie früher, als Patienten nach einer Fuß-OP noch zwei oder drei Tage im Krankenhaus blieben.
In dem Zusammenhang sei auch denkbar, dass sich Fachärzte im Rochus-Hospital ansiedeln könnten.

Wann kann mit Ergebnissen gerechnet werden?
Noch ist alles offen, das zeigt sich im Gespräch. Frühestens im März könne man mehr sagen. Das Rochus-Hospital setzt darauf, eine gemeinsame Lösung. Clemens Galuschka: „Die Träger, die zurzeit aktiv sind, müssten gemeinsam eine Lösung erarbeiten. Und dazu bedarf es der Unterstützung der Kommune, des Landes.“
Und weiter sagt er: „Es ist wichtig, dass wir der Bevölkerung sagen können, wir haben hier eine vernünftige Lösung. Die ist zeitgemäß, die ist dauerhaft stabil. Wir müssen jetzt in der Phase die Chance nutzen, eine Restrukturierung vorzunehmen, die zukunftssicher ist.“
Krankenhausplanung
Laut Feststellungsbescheid wurden dem St.-Rochus-Hospital folgende Leistungsgruppen genehmigt:
• 1.1 Allgemeine Innere Medizin
• 3.1 Komplexe Gastroenterologie (Behandlung der Verdauungsorgane)
• 9.1 Allgemeine Chirurgie
• 11.1 Plastische und Rekonstruktive Chirurgie
• 17.1 Augenheilkunde
• 21.1 Allgemeine Frauenheilkunde
• 21.4 „Geburten“
• 28.1 Intensivmedizin
Daneben gibt es viele weitere Leistungen, die von der Krankenhausplanung unberührt sind.